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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
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hätte sein können, denn Mutter und Tochter gingen gemeinsam in den Tod…
    Amelia hatte gesehen, daß ihr Vater noch lebte. Sie sah auch das Licht, sie mußte Schmerzen spüren, denn sie stand auf der anderen Seite. Wie ein Ertrinkender, der im letzten Augenblick einen Balken gefunden hatte, so umklammerte sie den Hals ihrer Mutter und brüllte ihre ganze Furcht hinaus. »Baaaalll…«
    Und der Götze erhörte seine Dienerin. Die mächtigen Arme bewegten sich zackig. Sie umschlangen den Körper der schönen Amelia. Das geschah in dem Augenblick, als sich Suko in Bewegung setzte und dabei den rechten Arm mit der Peitsche hob.
    Er schlug zu.
    Im letzten Augenblick hatte er die Peitsche gedreht, denn er wollte nur das Monstrum treffen und nicht Amelia. Das gelang ihm auch, denn die drei Riemen lagen dicht beisammen und wischten an Amelias Kopf vorbei.
    Sie trafen voll.
    Der erste Schlag erschütterte die Gestalt bis in die Grundfesten. Etwas flog davon, als wären kleine Klumpen aus der Masse herausgerissen worden.
    Ein tiefer, ächzender Schrei drang durch den Keller, und das Wesen taumelte zurück. Noch immer im flackernden Silberlicht des Kreuzes, sah es aus wie eine Kunstgestalt, aber an der rechten Kopfseite, wo die Riemen es erwischt hatten, war es zerbrochen.
    Es waren keine Knochen mehr vorhanden, keine Masse. Dafür vermischten sich Blut und auch flüssiges Gold miteinander und strömten über Amelia hinweg wie ein Wasserfall.
    Beide fielen hin.
    Ich eilte hinzu.
    Das Licht des Kreuzes erlosch.
    Gleichzeitig mit ihm fiel auch das Feuer auf dem Altartisch zusammen.
    Dunkelheit herrschte vor, nur ein wenig erhellt durch den aus dem Keller fallenden Schein.
    Als ich mich bücken wollte, hielt Suko mich zurück. »Es hat keinen Sinn mehr, John.« Ich schwieg.
    Im Hintergrund hörten wir die murmelnde Stimme des Father Ignatius. Er sprach wahrscheinlich ein Gebet, während sich das, was einmal Mensch und Götze gewesen war und nun einen zweiten Menschen zu sich geholt hatte, über den Boden wälzte.
    Wir konnten es nicht genau erkennen, aber es hatte sich in eine Masse aus flüssigem Gold, Fleisch, Haut und Blut verwandelt, wobei alle Proportionen verschoben waren und trotzdem noch ein letztes Wimmern aus dieser Masse hervordrang, verfolgt von einer gräßlich klingenden, aber verwehenden Stimme.
    »Wir sind bei Baal… wir sind bei Baal…«
    Stille.
    Nur mehr ein Rest lag vor uns.
    Ich schüttelte den Kopf. Das Würgen in meiner Kehle wollte nicht weichen.
    Als ich mich drehte, hörte ich das Klatschen der drei Riemen. Suko hatte noch einmal zugeschlagen, und wahrscheinlich würde sich der Rest jetzt in Asche verwandeln.
    Ich ging zu Ernesto Bentini, neben dem Father Ignatius bereits kniete.
    Licht fiel durch die offene Tür. Es machte das Gesicht des Monsignore so bleich.
    Ignatius hatte ihm die Waffe aus der Brust gezogen. Als ich mich über Bentini beugte, schaute ich in seine Augen und stellte fest, daß er noch lebte. Der Dolch aber war verschmolzen. Es gab keine Klinge mehr, nur noch eine Metallache.
    »Leben Sie?« hauchte Bentini.
    »Nein«, sagte ich, »nicht mehr.«
    Er faßte nach meiner Hand. »Dann ist es gut, dann ist es gut…« Seine Stimme versickerte. In den Augen des neben mir knienden Father Ignatius schimmerten Tränen.
    Er brauchte nichts zu sagen, ich wußte auch so Bescheid.
    Sekunden später war es soweit. Bentinis letzten Worte waren wie eine Botschaft. »Dann ist es gut, dann ist alles gut…«
    Einen Lidschlag später war er tot!
    ***
    Wir hatten ihn gemeinsam nach oben getragen, in das Licht der kleinen Halle gelegt und mit einer Decke versehen. Die Mädchen ließen sich nicht blicken. Wahrscheinlich hatten sie sich in ihren Zimmern eingeschlossen. Es war auch besser so.
    Noch ein Toter lag in der Nähe.
    Lorenzo Amber. Damit hatte er das Geheimnis um den äthiopischen Weg bis hin zur Bundeslade mit ins Jenseits genommen. Für uns fing wieder alles von vorn an. Father Ignatius hatte ein Telefon gefunden und sprach mit irgendeiner Stelle im Vatikan. Von dort aus würde man sich mit der Polizei in Verbindung setzen. Wichtig war nur, daß von diesen Vorgängen nichts in der Presse erschien.
    Ich hatte mir einen Grappa besorgt. Den mußte ich einfach trinken, aber ich schmeckte ihn nicht, ich sah auch nichts, denn mein Blick war ins Leere gerichtet.
    Erst als Ignatius zurückkehrte und leise mit uns sprach, schaute ich wieder auf.
    »Man wird alles richten«, sagte er. »Es wird nichts
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