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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
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wenige Lichter. Sie verteilten sich an den Hügeln und mußten hinter den Fenstern der Wohnhäuser leuchten. Ansonsten lag die Dunkelheit über dem Land, die schon sehr bald von der Morgendämmerung abgelöst werden würde.
    Wann kehrte die Frau zurück?
    Er machte sich seine Gedanken und fragte sich auch, ob sie bis zum Hellerwerden damit warten würde. Nein, ein Irrtum. Das Geräusch an der Tür machte ihm klar, daß er Besuch kriegte.
    Er ging zum Bett und setzte sich darauf.
    Einen Moment später wurde die Tür aufgedrückt, und auf der Schwelle, umschmeichelt vom Deckenlicht des schmalen Gangs, stand die Person, auf die Lorenzo so lange gewartet hatte…
    ***
    Wir fielen uns in die Arme. Wir begrüßten uns wie alte Freunde, die sich lange nicht gesehen hatten. Beide spürten wir, daß die Freude des Mönchs echt war, und als wir schließlich saßen, da sahen wir das Lachen auf seinem Gesicht.
    Er ging zu einem der Fenster und zog den Vorhang zur Hälfte auf. Licht strömte in den Raum. Er vertrieb die Dunkelheit und auch den alten Geruch, wie ich meinte.
    »So«, sagte Ignatius und setzte sich zu uns. Aus seiner Jackentasche holte er eine schmale Flasche, die mit einer wasserhellen Flüßigkeit gefüllt war. »Bester Grappa«, flüsterte er uns im verschwörerischen Ton zu. »Ich muß ihn nur versteckt halten, damit ihn mein Hausdrachen, Schwester Cornelia, nicht entdeckt.« Er entkorkte die schmale Flasche.
    »Das ist eine, vor der selbst der Leibhaftige Angst bekommen würde. Aber kochen kann sie… kochen, sage ich euch.« Er klopfte auf seinen Bauch. »Ich habe in den letzten Wochen beinahe zehn Pfund zugenommen. Hier kann man es aushalten.«
    Die Gewichtszunahme war auch mir aufgefallen. Es schien ihm gut zu gehen. Durch die Zunahme waren zahlreiche Falten im Gesicht verschwunden. Sein Gesicht war auch nicht mehr wie im Kloster. Er hatte sich viel im Freien aufgehalten und eine gesunde Bräune angenommen.
    »Es stört euch doch nicht, wenn ich den Grappa in den Teetassen serviere – oder?«
    »Nicht im geringsten«, sagte Suko. »Woraus willst du trinken?«
    »Ich bleibe bei der Flasche.« Er hatte den Inhalt genau gedrittelt, hob die Flasche an, nickte und prostete uns zu. »Auf eure glückliche Ankunft in Rom.«
    »Auf dich«, sagte ich.
    »Nein, auf uns und die Zukunft.«
    Wir probierten, und ich hatte zunächst das Gefühl, einen Atemräuber in der Kehle stecken zu haben. Der Grappa war scharf, allerdings nur im ersten Augenblick. Später milderte sich dieses Gefühl, und ein warmer Strom rann hinab in meinen Magen.
    Suko erging es ebenso. Er schüttelte sich wie ich, was Father Ignatius nicht verstehen konnte, denn auf seinem Gesicht zeigte sich ein breites Lächeln.
    Ich hustete, bevor ich sagte: »Du hast dich aber sehr verändert, alter Freund.«
    »Wieso?«
    »Daß dir der Grappa so schmeckt.«
    Ignatius grinste verschmitzt. »Ich habe mich eben angepaßt«, erklärte er.
    »Schließlich lebe ich nicht mehr in Schottland, sondern im Süden. Hier laufen die Uhren anders, denn vieles wird vom Licht der Sonne bestimmt. Ich habe mich schnell daran gewöhnt.«
    »Das sieht man.«
    Suko meinte: »Und es geht auch mit deiner Arbeit oder Aufgabe weiter?«
    »Natürlich.«
    Der Inspektor warf mir einen schiefen Blick zu. »Leider hat mich ein gewisser John Sinclair damals nicht mitgenommen. So weiß ich nur aus Erzählungen, wie Monsignore Bentini dich dazu überredet hat, der Weißen Macht beizutreten.«
    »Was gut gewesen ist, Freunde.«
    Ich wollte wissen, ob er es ehrlich gemeint hatte. »Und du hast es nicht bereut?«
    »Warum sollte ich?«
    »Nun ja.« Ich wand mich etwas, weil ich nicht wußte, wie ich beginnen sollte. Zudem wollte ich den Mönch nicht beleidigen. In seinem dunklen Anzug wirkte er weltlicher als im Kloster St. Patrick, und das weiße Hemd stand am Kragen offen. »Es ist ja so, Ignatius, man hört immer wieder viel über gewisse Machenschaften, die den Vatikan betreffen. Es erscheinen zahlreiche Bücher, in denen über Skandale geschrieben wurde, und oft sind die Autoren Insider. Hast du kein ungutes Gefühl, so dicht an der Quelle zu sitzen?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Klingt ehrlich.«
    »Ist es auch.«
    »Was gibt dir diese Sicherheit?« erkundigte sich Suko.
    »Es ist ganz einfach, Freunde. Was du gesagt hast, John, stimmt natürlich. Da unterstreiche ich jedes Wort, nur habe ich damit direkt nichts zu tun. Ich gehöre keiner Gruppe an, die sich um die Machterhaltung der
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