Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wißt ihr wahrscheinlich, wo der Hebel anzusetzen ist.«
    »Du denkst an die Lade?«
    »Im Endeffekt immer.«
    »Aber Lorenzo Amber ist nicht allein – oder?«
    Ignatius schüttelte den Kopf. Er schaute dabei in die Düsternis des großen Arbeitszimmers, als interessierte er sich besonders stark für die Buchrücken. »Nein, er ist nicht allein, denn zwei aus der Dreier-Gruppe sind zurückgekehrt.«
    »Hierher?«
    »Ja.«
    »Und sie konnten nichts sagen?«
    »Suko, ich habe dir vorhin zu erklären versucht, daß es Tote gibt, die nicht tot sind, die man aber auch nicht mit den lebenden Leichen vergleichen kann. Ich weiß auch nicht, was diese Männer herausgefunden haben und ob sie den Kreaturen in die Falle gelaufen sind. Es ist mit ihnen etwas Schreckliches passiert, das steht fest.«
    »Was denn?« fragte ich.
    Ignatius holte ein Tuch aus der Innentasche und tupfte damit über seine Stirn. Die letzten Minuten waren auch für ihn anstrengend gewesen. Als er das Tuch wegsteckte, stand er auf und bat uns, es ihm gleich zu tun.
    »Ich werden euch zu ihnen bringen.«
    »Sind Sie hier?« fragte ich, während ich den Sessel vom Tisch fortschob, um Platz zu bekommen.
    »Ja.«
    »Wunderbar. Wo denn?«
    Der Mönch streckte die Arme hoch und breitete sie einen Moment später wieder aus. »Dieses Haus, in dem ihr euch aufhaltet, ist etwas Besonderes. Seine Grundmauern sind viele Jahrhunderte alt. Nach dem Erwerb durch die Weiße Macht ist das Haus renoviert worden, das heißt, es gibt elektrisches Licht, man braucht keine Kerzen mehr zu halten, wenn man die Keller betreten will.«
    »Und wir sollen dort hinunter?«
    »So hatte ich es vorgesehen.«
    »Dann los!«
    Suko wollte noch etwas wissen. »Du hast von diesen lebenden Toten gesprochen oder wie auch immer. Gehe ich recht in der Annahme, daß wir sie in den Gewölben finden?«
    »So ist es.«
    »Okay, wir gehen mit.«
    Mir gefiel der Gesichtsausdruck des Paters überhaupt nicht. Ihn mußten schwere Sorgen belasten. Was immer wir dort unten zu sehen bekamen, hatte stark an seinen Nerven gezerrt, und das sollte bei ihm schon etwas heißen. »Ist es so schlimm, Ignatius?«
    Er nickte. »Es ist nicht erklärbar, John, aber das wirst du bald selbst erkennen können. Kommt bitte mit.«
    Er führte uns durch die Tür, durch die er den Raum betreten hatte, und wir gelangten in einen breiten Flur, der zu einem hinteren Trakt des Hauses führte. Erst jetzt erkannte ich die Großzügigkeit dieser Bauweise, aber all das erstickte in der belastenden Stille, die zwischen den Wänden lag. Wer hier ging, der traute sich kaum, laut zu sprechen und senkte die Stimme zu einem Flüstern. Eine Bogendecke mit blassen Gemälden schwebte über uns wie ein Himmel, hin und wieder wurde die glatte Bleichheit der Wände durch ein schlichtes Kreuz aufgelockert, und unser Weg führte zudem an verschiedenen Türen vorbei, hinter denen Räume und Zimmer lagen, die für uns nicht interessant waren.
    Father Ignatius ging vor. Ich beschäftigte mich gedanklich mit ihm und seinem neuen Leben. Dabei konnte ich mir kaum vorstellen, daß er sich in einem Haus wie diesem wohl fühlte. Zugegeben, auch das Kloster St.
    Patrick war keine Luxusherberge, aber es war doch irgendwo intimer und auch gemütlicher. Es hatte ein besserer Kontakt zu den Mitbrüdern bestanden, hier aber mußte sich unser Freund vorkommen wie jemand, der mutterseelen allein in einem Schloß wohnte, und Schwester Cornelia als Ansprechperson zu haben, war auch nicht der Nabel der Welt.
    Der Gang erschien mir endlos zu sein. Es gab auch keine Fenster in normaler Höhe. Nur dicht unter der Decke befanden sich in bestimmten Abständen runde Löcher. Durch sie fiel das Licht der Sonne.
    Staubpartikel tanzten in den Lichtkegeln. Suko schwieg. Seinem Gesicht war anzusehen, daß er ebenfalls nachdachte, denn diese gerunzelte Stirn kannte ich gut.
    Vor einer Bogentür blieb Ignatius stehen.
    »Wir werden jetzt in den Keller gehen«, erklärte Father Ignatius. »Ihr beide seid die einzigen Fremden, die einen Teil dieser Gewölbe zu Gesicht bekommen.«
    »Was bewahrt ihr denn dort unten so Wertvolles auf?« wollte ich wissen, mal wieder von der Neugierde getrieben.
    »Dieses und jenes«, erklärte Ignatius.
    »Mehr jenes, nicht?«
    »Nein, dieses.« Er lachte und öffnete eine massive Holztür. Der Mönch mußte dabei schon eine gehörige Portion Kraft einsetzen. »Ich möchte auch noch vor den Stufen warnen. Sie sind uralt und nicht so stabil gebaut
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher