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01 - Im Netz der Luegen

01 - Im Netz der Luegen

Titel: 01 - Im Netz der Luegen
Autoren: Marina Schuster
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Prolog
    M it einem lauten Scheppern fiel die schwere Gittertür hinter ihm ins Schloss. Er machte ein paar unsichere Schritte und lehnte sich für einen kurzen Moment an den Pfosten der Laterne direkt neben dem Eingang. Tief atmete er die feuchte, diesige Luft ein, sog den Geruch von Freiheit in sich auf.
    Langsam schaute er sich um, sah erst nach rechts, dann nach links, taxierte die Umgebung. Umständlich angelte er sein Portemonnaie aus der Hosentasche, überprüfte rasch die wenigen Scheine und die paar Münzen, die sich darin befanden.
    Damit würde er nicht weit kommen, nicht einmal ein Taxi würde er sich davon leisten können. Missmutig steuerte er auf die Bushaltestelle zu, die er kurz zuvor ein Stück weiter unten an der Straße entdeckt hatte. Der Gedanke daran, dass er mit fremden, schwitzenden Menschen zusammen im Bus eingepfercht sein würde, gefiel ihm überhaupt nicht, er hasste diese Enge.
    Doch in weniger als einer halben Stunde hatte er einen Termin, es würde ihm also nichts anderes übrig bleiben, als dieses eine Mal über seinen Schatten zu springen.
    Der Bus kam, er löste einen Fahrschein und schob sich durch den Gang nach hinten, vorsichtig darauf bedacht, mit niemandem in Berührung zu kommen. Während er einen letzten Blick aus dem Fenster warf, und zufrieden zuschaute, wie das düstere Gebäude der Justizvollzugsanstalt Harrisburg langsam im Nebel verschwand, ließ er seine Finger unauffällig in die Handtasche der dicken Frau neben ihm gleiten. Es dauerte nur Sekunden, bis er ihre Geldbörse ertastet und mit einer geübten Bewegung in seinen Ärmel geschoben hatte.
    Wenige Stationen später hatte er bereits sein Ziel erreicht. Die Dicke lächelte ihn freundlich an, als er sich an ihr vorbeiquetschte. Ein Gefühl des Ekels überkam ihn und schnell stieg er aus.
    Ein paar Ecken weiter betrat er ein Gebäude und saß kurz darauf im Büro seines Bewährungshelfers. Gelangweilt ließ er die gewohnte Prozedur über sich ergehen, hörte sich regungslos das übliche Gewäsch des Mannes hinter dem Schreibtisch an. Dann bekam er die Schlüssel für ein Zimmer im Wohnheim sowie eine Liste mit Aushilfsjobs, bei denen er sich in den nächsten Tagen bewerben sollte. Mit der Auflage, sich pünktlich in einer Woche hier zu melden, stand er wenig später wieder auf der Straße.
    Das Wohnheim befand sich in unmittelbarer Nähe, und da er zunächst keine anderen Pläne hatte, schlenderte er gemütlich darauf zu.
    Als er das armselige Zimmer sah, schüttelte er sich. Er war nicht zum ersten Mal hier, doch wie die anderen Male zuvor wusste er sofort, dass er hier nicht lange bleiben würde. Bisher hatte er immer eine andere Möglichkeit gefunden, und das würde er auch dieses Mal wieder. Während er über seine nächsten Schritte nachdachte, glitt sein Blick achtlos über die Liste mit den Jobs.
    Nach einer Weile war ein Plan in ihm gereift, der ihm ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht malte. Er warf den Zettel in den Papierkorb, ging zielstrebig hinaus auf den Flur und griff nach dem Telefon.

Kapitel 1
    » S o geht das nicht weiter«, sagte Cassy kopfschüttelnd, »ich weiß nicht, wie wir das alles noch bewältigen sollen.«
    Müde kletterte sie von der Leiter und warf die kaputte Glühbirne in den Müllbehälter, der ein paar Schritte weiter stand.
    »Und was schlägst du vor?«, fragte ihre Freundin Laura, während sie ihr half, die Leiter zusammenzuklappen und in den Geräteschuppen im Garten zurückzutragen.
    »Ich weiß, dass wir uns das eigentlich nicht leisten können, aber wir sollten jemanden einstellen, wenigstens fürs Grobe.«
    Zusammen gingen sie nach wieder nach drinnen und setzten sich in dem kleinen Raum hinter der Rezeption, den sie als Büro benutzten, an den Tisch.
    »Ja, du hast ja recht«, gab Laura zu, »Als wir die Idee hatten, uns hier mit dem Hotel selbstständig zu machen, hätte ich auch nie geglaubt, dass es so anstrengend werden würde. Ich glaube, wir waren da doch ein wenig zu naiv.«
    Cassy griff nach der Kaffeetasse auf dem Schreibtisch und stellte genervt fest, dass der Inhalt inzwischen kalt geworden war.
    »Wir kommen ja nicht mal dazu, unseren Kaffee zu trinken, solange er noch warm ist«, murrte sie.
    Laura zuckte mit den Schultern.
    »Aber wie du schon sagtest, eigentlich können wir uns das nicht leisten, die Pension wirft gerade mal genug ab, dass wir zwei davon leben können.«
    Nachdenklich stütze Cassy ihren Kopf auf die Hände.
    »Und wie wäre es, wenn wir uns
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