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PR2618-Flucht von der Brückenwelt

PR2618-Flucht von der Brückenwelt

Titel: PR2618-Flucht von der Brückenwelt
Autoren: Verena Themsen
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notwendig, eine schnelle Entscheidung zu treffen.«
    »Die durch einen kurzen Funkspruch so sehr verzögert worden wäre? Eine seltsame Einschätzung im Vergleich dazu, wie lange es dauern würde, sich durch die Wand des Shath zu arbeiten. Wenn man zudem bedenkt, dass all das wohl kaum stattfinden kann, ohne dass man im Inneren darauf aufmerksam wird ... und wenn man die seltsame Nachlässigkeit hinzunimmt, die das Eindringen überhaupt ermöglicht hat, kann man da nicht auf beunruhigende Gedanken kommen?«
    Mareetus Hautmuskelschläuche zuckten. Es stimmte, er hatte unbedacht seiner Wut darüber nachgegeben, dass er dermaßen übertölpelt und erniedrigt worden war. Außerdem war er darauf erpicht gewesen, möglichst schnell mit einem Erfolg die Scharte wieder auszuwetzen. Hätte er riskiert, dass der Oberste Marschgeber seinen Plan selbst durchführte, wären an Mareetu nur die Scham und der Spott hängen geblieben. Doch was der Oberste Marschgeber andeutete, war nichts anderes als Verrat.
    »Wir werden Erfolg haben!«, sagte er. »Wir werden diese Außenweltler ergreifen und dann den Schacht wieder schließen. Es wird keine Bedeutung haben.«
    »Wo man einmal durchgedrungen ist, kann man es auch wieder tun. Du warst drauf und dran, eine gefährliche Schwachstelle zu schaffen, nur weil du nicht in der Lage warst, den Schlüssel zu bewahren – oder wolltest du es überhaupt nicht? Ist das alles nur ein geschicktes Manöver, um deine Verbündeten im Inneren zu warnen und zugleich deinen Auftraggebern hier draußen für die Zukunft einen freien Zugang zu schaffen? Mareetu, ich bin mir nicht mehr sicher, auf wessen Seite du stehst. Habe ich womöglich einen Glückswaisen in meine Arme geschlossen?«
    »Nein!« Vor Empörung zitterte der Hohe Marschgeber am ganzen Leib. »Wie kannst du so etwas von mir denken! Wie kannst du so etwas ... Infames behaupten! Du ... du selbst bist es, der an unserer Macht rüttelt! Du gibst dich mit diesen Lateralen ab, als wären sie dein fünfter Arm anstatt wir! Und nun willst du diese Gelegenheit nutzen, um mich aus dem Amt zu drängen und durch einen Willfährigeren zu ersetzen, einen Lateralophilen! Du hast das alles vermutlich überhaupt erst eingefädelt!«
    Mit Befriedigung nahm Mareetu wahr, dass seine Leibwachen ihre Rüstgeleite auf Angriffs-Status gebracht hatten. Facao und sein Lateraler würden keine Chance haben, wenn er seinen Leibwachen den Befehl zum Angriff erteilte. Und womöglich konnte er es sogar so hinstellen, dass der Fremde der Ausgangspunkt des Kampfes gewesen war ...
    Ehe Mareetu sich zu dem schicksalhaften Befehl durchringen konnte, erklang eine seltsame Tonfolge, die direkt auf seine Nerven übersprang und ein unkontrolliertes Zucken hervorrief.
    Überrascht drehte der Hohe Marschgeber die Sinnesorgane zu dem Humanoiden, der unbeachtet von den Fagesy eine kleine Halbkugel aus seinem Gewand gezogen hatte, auf der Leuchtpunkte flackerten.
    Während die Finger des Prokuristen über diese Leuchtflecken tanzten, schwangen quälende und zugleich betäubende Töne durch den Raum und erfüllten ihn bis in den letzten Winkel. Hilflos zuckend musste Mareetu mit ansehen, wie seine Begleiter die Kontrolle über ihre Rüstgeleite verloren, sich in Nest-Status begaben oder gar ganz aus ihnen herauskrochen, um sich am Boden unter der Musik in einem Zustand zwischen Verwirrung und Schmerz zu krümmen.
    Ein Rauschen in der Luft gab Vorwarnung, als fünf Fagesy in Rüstgeleiten von den oberen Galerien herunterglitten und bei ihnen landeten. Hilflos musste Mareetu zusehen, wie mit wenigen Griffen seine Leibwächter fixiert und abtransportiert wurden. Auch seine Arme wurden von Stahlspangen am Boden gehalten, ehe der Humanoide – Gaztraid – sein Spiel beendete und den Hohen Marschgeber wieder freigab.
    »Mareetu – ich weiß nicht, wie lange du vorhattest, dieses Spiel weiterzutreiben«, sagte Facao. »Die Fremden sind längst aus dem Inneren entkommen, während deine Leute noch versuchten, unser Allerheiligstes aufzubrechen. Deine Wachen am Siegel hätten beinahe das Intrantum zerstört und ließen derweil die Eindringlinge entkommen. Ein trauriges Beispiel völliger Fehlplanung und Inkompetenz – oder aber ein stümperhaft durchgeführter Verrat. In jedem Fall genug Handhabe, um eine Entmachtung zu rechtfertigen. Und nicht nur das – ich werde vorher sichergehen, ob es nicht doch die eine oder andere Frage über die Glückswaisen gibt, die du mir beantworten kannst.
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