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PR2618-Flucht von der Brückenwelt

PR2618-Flucht von der Brückenwelt

Titel: PR2618-Flucht von der Brückenwelt
Autoren: Verena Themsen
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Nach außen hin schlenderte sie entspannt, neigte mal den Kopf und drehte ihn dann wieder zur Seite, um eine Auslage anzusehen. Im Inneren dagegen wuchs die Spannung nahezu ins Unerträgliche. Ständig hatte sie das Gefühl bohrender Blicke im Rücken und musste gegen den Drang ankämpfen, sich umzudrehen und zu schauen, wer sie beobachtete.
    Nicht einmal hundert Meter, dann kam die nächste Seitenstraße, in der sie verschwinden konnte. Nur ein bisschen weiter ...
    Ein Schatten fiel über Jenke, eine scharf gezogene Linie auf dem Boden, die weiterwanderte. Unwillkürlich richtete sie ebenso wie viele andere den Blick nach oben.
    Vor die Sonne hatte sich eine Scheibe geschoben und blockierte den Blick zum Himmel. Noch während Jenke versuchte, Genaueres zu erkennen, lösten sich kleinere Punkte davon und glitten schnell auseinander und abwärts. Erneut erfüllte das typische Rauschen der Rüstgeleite die Luft.
    Passanten deuteten und riefen. Die Aufregung breitete sich wie eine Welle die Straße entlang aus, während die Punkte schnell größer wurden, teilweise in Seitenstraßen und Gassen verschwanden, teils auf Dächern landeten. Zwei steuerten einen Punkt nahe an der Straßenmündung an, auf die Jenke zusteuerte.
    Sie haben mich gesehen. Sie kesseln mich ein ...
    Wie in Zeitlupe sah sie die Rüstgeleite sinken, während sie jedes Detail der Straße aufnahm und darauf prüfte, ob es ihr nützlich sein konnte. Ihr Blick blieb an einem wie ein lang gezogener Tropfen geformten Pflanztopf hängen, der über der Straße schwebte. Ein langer Teppich aus Pflanzenranken mit leuchtend blauen Blüten hing daran herab. Sie suchte und fand die Projektoren, die das Gefäß in seiner Position hielten. Ohne zu zögern, zog sie den Desintegrator und schoss auf den nächsten.
    Die Umstehenden waren zu sehr auf die einfliegenden Fagesy konzentriert gewesen, als dass sie Jenkes Tun wahrgenommen hätten. Nun wurden sie dazu von dem Alarmsignal abgelenkt, das vor dem Versagen des Projektors warnte. Alle Blicke wanderten von den Fagesy zu dem schwankenden Pflanztopf, der jederzeit zu kippen und auf die Fahrbahn zu stürzen drohte.
    Schweber stoppten oder machten Ausweichschleifen, die sie in die Bahn der landenden Wächter der Nachhut geraten ließen.
    Jenke löste den zweiten Schuss aus.
    Mit einem letzten Taumeln kippte der Topf zur Seite und stürzte herunter. Chaos brach aus. Schreiend versuchte jeder, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Punkt des Aufpralls zu bringen. Aus dem Augenwinkel sah die Irmdomerin noch, dass eines der Rüstgeleite zu spät auswich und der Rand sich im Pflanzenteppich verfing. Dann gab es ein ohrenbetäubendes Krachen, und Erde, Scherben und Pflanzenteile wirbelten durch die Luft.
    Die Waffe längst wieder sicher im Holster geborgen, ließ Jenke sich mit der Menge in die nächste Seitenstraße treiben. Gerade als sie einen weiteren Fagesy mit kampfbereit umgeformtem Rüstgeleit ein Stück weiter die Straße herunter die Menge mustern sah, drängte sie etwas zur Seite. Ein schmaler Schweber schob sich ohne Rücksicht durch die Menge. Manchmal heulte der Antrieb auf, als wolle der Pilot Hindernisse ignorieren, falls sie nicht auswichen. Das Heck zierte eine dekorative Finne, die nach hinten wie eine windgepeitschte Flamme auslief.
    Mit einem kurzen Sprint brachte Jenke sich an den Schweber und umfasste die Finne, um sich hochzuziehen. Sie war sicher, dass der Fahrer die Gewichtsverlagerung bemerken würde. Doch entweder scherte es ihn nicht, dass er einen blinden Passagier bekommen hatte, oder er war zu abgelenkt von den Geschehnissen auf der Straße. Im Sichtschatten der Finne ließ Jenke sich bis dicht an den Standplatz des Fagesy bringen, um dann wieder herunterzugleiten.
    Während der Fagesy im Rüstgeleit sich dem Schweber in den Weg stellte, um dessen rücksichtsloses Vordrängen zu stoppen, nutzte Jenke den Augenblick, um entlang der nächsten Wand gemeinsam mit einigen anderen Passanten die Stelle zu passieren.
    Einen kurzen Blick warf sie noch zu den Dächern hinauf, um zu sehen, ob von dort jemand ihr Manöver beobachtet hatte. Doch die Dachkanten waren leer.
    Mit einem erleichterten Aufatmen tauchte Jenke Schousboe in die nächste Gasse ein. Erneut im Schutz des Deflektorfeldes, legte sie mit einem langen Spurt so viel Abstand zwischen sich und die Fagesy-Patrouille, wie nur möglich war.
     
    *
     
    Der Lärm unzähliger Spielautomaten, laute Musik und ein Gewirr von knatternden,
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