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Eliteeinheit Luna-Port

Eliteeinheit Luna-Port

Titel: Eliteeinheit Luna-Port
Autoren: K. H. Scheer
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    K. H. SCHEER
    Eliteeinheit Luna Port
     
     
1. Kapitel
     
    Er lag auf dem vereisten Fels, und seine Augen schienen mit dem entfliehenden Leben zu wetteifern. Er suchte jemand; aber ich konnte nicht genau wissen, ob ich dieser Jemand war.
    Ich hatte ihn genau im fünfzigfach vergrößernden Visier eines Maschinenkarabiners, der in den höchsten Regionen des asiatischen Trans-Himalaya ebensowenig existenzberechtigt war wie ich. Hier gehörten weder ein weißhäutiger Mensch noch eine Waffe hin, die in einer amerikanischen Fabrik zur Endmontage gekommen war.
    Vierzig Meter hinter mir lag Hannibal. Seine winzige Figur in dem heizbaren Tarnanzug verschwand in der wilden, glitzernden Einöde des Kangdikar-Massives.
    Wir befanden uns in einer Höhe von fünftausendzweihundert Metern, ziemlich dicht unter dem Gipfel, der teilweise von dunstigen Wolkenbänken verhangen war. Vor einigen Stunden hatte es noch geschneit. Hier und da hatte der eisige Wind gewaltige Schneelawinen aufgeweht, und in einen dieser weichen, nachgiebigen Berge aus Pulverschnee war die schlanke Maschine hineingerast.
    Zur Zeit brodelte und kochte die weiße Masse. Entweder war da der Reaktor zu Bruch gegangen, oder es war nur der vom rasenden Sturzflug weißglühend erhitzte Körper, der seine Wärme verschwenderisch abgab.
    Als es hinter mir leise summte, ruckten meine Hände mitsamt dem bulligen Lauf herum.
    Hannibal fiel neben mir in den Neuschnee, und auch das leise Surren der Mikroturbine verstummte.
    „Verrückt geworden, was?“ fauchte ich ihn an. Dumpf klangen die Worte unter der Maske hervor, deren Sprechfunkanlage wir wegen der drohenden Abhör- und Ortungsgefahr nicht benutzen durften.
    Der Kleine reagierte gar nicht. Er war gelassen, sachlich und so nüchtern, wie er es nur mitten in einem gefährlichen Einsatz sein konnte.
    „Verbluten kann er nicht mehr“, kam es unter seiner Maske hervor. „Wahrscheinlich aber hat er eine größere Dosis Gamma abbekommen. Der Reaktor ist angekratzt worden. Außerdem innere Verletzungen, schätze ich. Du bist hier der Kommandant. Willst du ihn holen? Es kann gut unser Mann sein.“
    Ich sah seine hellen, wässerigen Augen. Dann blickte ich wieder durch die vergrößernde Zieloptik auf den Fremden, der sich mühevoll durch den angehäuften Schnee schleppte, ehe er hinter einem total vereisten Felsblock etwas in Deckung ging.
    „Ich gebe dir Feuerschutz“, drängte Hannibal. „Über uns hängt TS-19 in der Wand. Er hat sich auf einen Vorsprung geklebt. Hole ihn; oder höre wenigstens, was er zu sagen hat.“
    „Wenn das eine Falle ist, Kleiner, dann springen wir sauber auf die Leimrute“, gab ich gedämpft zurück. „Sie suchen uns seit zwei Monaten mit allen verfügbaren Hilfsmitteln. Wenn der AS-Geheimdienst auf die SUK-Welle gekommen ist, kann der Spruch recht gut von Peking gekommen sein.“
    „Wenn! Ich glaube nicht daran. Der Alte wird zu schwarz sehen. Also …?“
    Das kleine Wort in seiner gedehnten Länge half mir, mein eingeimpftes Mißtrauen zu überwinden. Aktive Agenten der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr waren in dieser Hinsicht echte Wunderknaben. Ehe diese Leute eine bestimmte Sache als hundertprozentig einwandfrei ansahen, mußte vorher schon allerlei geschehen sein. Und in unserem Falle war es nur ein seltsamer Funkspruch gewesen.
    Ich warf den Arm hoch, und weit über mir tauchte für eine Sekunde die winkende Hand des Kollegen TS-19 auf. Es war der Mann, dessen echter Name mir schon immer und ewig ein Rätsel geblieben war.
    Hannibal stieß einige dumpfe Laute der Befriedigung aus. Er nickte nur, als ich rauh sagte:
    „Scharf aufpassen. Kleiner. Feuererlaubnis, wenn da drüben irgend etwas schiefgehen sollte. In der Maschine kann noch ein zweiter Mann sitzen. Die Dampfentwicklung kann von einer harmlosen Thermitladung erzeugt worden sein. Das eingeschmolzene Loch im Schnee beobachten.“
    Ich griff nach dem kleinen Knüppel über meiner Schulter und brachte die Tornister-Gasturbine auf Touren. Der Treibstoff wurde schon knapp. Wir hätten Zusatzbehälter mitnehmen sollen.
    Leise heulend liefen die beiden gegenläufigen Blätter über meinem Nacken an, und schon wurde ich hart aus dem Schnee gerissen.
    Ich kämpfte mit laut aufheulender Turbine gegen den böigen Eiswind an, und schließlich setzte ich so hart auf, daß ich bis zu den Oberschenkeln im angewehten Neuschnee verschwand.
    Dicht vor mir lag die Gestalt im Druckanzug der Großasiatischen Raumabwehr.
    Der
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