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SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt

SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt

Titel: SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt
Autoren: Larry Brent
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    Das Haus stand seit zwei Jahren. Vom ersten Tag an
lebte Susan Garon darin. Trotz der mehr als
zweihundert Menschen, die in dem Hochhaus wohnten, fühlte sie sich einsam und
verlassen. Susan Garon war vierundsiebzig. Dieses
Alter sah man ihr nicht an. Sie wirkte wie eine Fünfzigjährige und hatte noch
ihr dunkelbraunes Haar, in dem es keine einzige weiße Strähne gab. Die Frau war
noch sehr agil und führte ein erfülltes Leben. Im Gegensatz zu früher jedoch
ging sie nicht mehr so oft aus. Einmal im Monat ein Konzert- oder
Theaterbesuch, das war alles, was sie sich noch gönnte.
    Dafür aber kamen umso mehr Gäste in die schicke
Apartmentwohnung in die Rosewood Avenue 124, wo die
neuen zwanzigstöckigen Hochhäuser standen. Mindestens zweimal in der Woche
hatte Susan Garon Besuch. Sie wäre sonst verrückt
geworden in diesem Betonkasten von Gebäude, in dem keiner den anderen kannte
und in der Anonymität dahinvegetierte wie eine Pflanze.
    Mittwochs und freitags kam Evelyne. Sie war Witwe und
einsam wie sie. Hin und wieder meldete sich unerwartet Besuch an. Das brachte
Abwechslung in Susan Garons Leben.
    An diesem Abend - es war Donnerstag - aber fühlte sie
sich sehr allein und hatte den Wunsch mit jemand zu sprechen.
    Unruhig lief sie durch die Wohnung, schaltete zwei-
oder dreimal den Fernsehapparat ein, starrte gedankenversunken und abwesend auf
die Mattscheibe, ohne das Geschehen zu verfolgen und langweilte sich.
    Sie legte eine Schallplatte auf, fand aber nicht die
Muße, zuzuhören. Sie blätterte in einem Magazin, danach in einem Buch, ohne das
Gelesene zu begreifen.
    Seltsam ... Was war nur los mit ihr?
    Das große Apartment kam ihr mit einem Mal dumpf und
stickig vor, und sie öffnete ein Fenster, um die frische, kühle Nachtluft
einzulassen. Sie fächelte ihr erhitztes Gesicht.
    Doch die Ruhelosigkeit verschwand nicht...
    Die Frau hatte das Gefühl, beobachtet zu werden, nicht
mehr allein in der Wohnung zu sein.
    Angst stieg so plötzlich in ihr auf und war so heftig
vorhanden, dass sie meinte, im nächsten Moment den Verstand zu verlieren.
    Ihr Herz begann heftig zu klopfen, und kalter Schweiß
perlte auf ihrer Stirn. Susan Garon fühlte sich
schwach auf den Beinen, dass sie sich setzen musste.
    Der hohe, weichgepolsterte Sessel - florentinische
Handarbeit - war bequem. Susan versank fast darin.
    Dieser unheimliche, unerklärliche Zustand währte nur
einige Minuten. Die Wände wurden grau, die Bilder und Möbel bewegten sich leise
wie unter einem Windhauch. Die Frau nahm die Diele, in die sie von ihrem Platz
aus sehen konnte, eigenartig verzerrt wahr . Sie
meinte, durch ein Objektiv zu schauen, das die Längsseiten der Wände verkürzte
und die kurzen Linien verlängerte.
    Die Minuten kamen ihr vor wie eine Ewigkeit.
    Ebenso plötzlich, wie alles begonnen hatte, war es
wieder zu Ende.
    Wie erschöpft saß Susan Garon im Sessel. Langsam kehrten ihre Kräfte wieder zurück.
    Alles war wie eh und je.
    Sie schluckte. Hatte sie nur geträumt?
    Die Luft war wieder sauber. Nicht mehr so stickig und
muffig, wie sie ihr die ganze Zeit über erschienen war.
    Susan Garon blickte misstrauisch in die Runde. Etwas Fremdartiges und
unbeschreiblich Böses war wie ein schleichendes Gift aus Boden, Decke und
Mauerwerk gekrochen, das sie minutenlang körperlich gespürt hatte.
    Jetzt, da sie wieder einen klaren Gedanken fassen
konnte, meinte sie, dass alles Halluzinationen waren.
    Diese Beklemmungen, das Pochen des Herzens - alles war
verschwunden.
    Keinen Moment war ihr der Gedanke gekommen, nach dem
Telefon zu greifen und einen Arzt zu rufen. Sie fühlte sich völlig in
Ordnung...
    Ihre Gedanken kreisten wieder um andere Dinge.
    Sie musste unverhofft an Ereignisse der Vergangenheit
denken.
    Ihr Leben auf dem Land! Die Kinder in der
Nachbarschaft - sie selbst war nie verheiratet gewesen, hatte nie Kinder
gehabt.
    Das Bild der kleinen blonden Janett stand plötzlich
vor ihr, wie sie draußen vor dem Haus herumtollte mit ihren langen, blonden
Zöpfen und den feuerroten Schleifen im Haar.
    Janett hatte vorwitzige, lustige Sommersprossen um die
kecke Nase und war ein heiteres Kind. Später dann ein junges Mädchen, das zum
ersten Rendezvous abgeholt wurde .. . Wie süß hatte sie ausgesehen in ihrem
weißen Kleid!
    Damals war sie fünfzehn oder sechzehn gewesen.
    Zum letzten Mal hatte Susan Janett gesehen, als sie
achtzehn wurde. Das mag nun genau siebzehn Jahre zurück. Damals verkaufte Susan Garon die Farm ihrer
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