Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
besonderen Grund dafür geben .« Sie hat
ja Recht, wie meistens, dachte Wallner resignierend.
    Schnell streifte er einen Bademantel über, ehe er das
Mobiltelefon in die Hand nahm. »Was ist los, Martin«, meldete er sich. Franca,
die ihn beobachtete, fand es beängstigend, gleichzeitig aber auch faszinierend,
wie sich die entspannten Gesichtszüge des Mannes schlagartig verhärteten und
einen konzentrierten Ausdruck annahmen. Wallner kommentierte das Gehörte
lediglich mit einzelnen »Ahas« und »Hmms .« Dann meinte
er nur »Wir sind in fünfzehn Minuten da« und beendete das Gespräch.
    »Eine wirklich schlimme Sache« war der einzige Kommentar, den
ihm Franca entlocken konnte. »Zieh dich rasch an, falls du mitkommen willst.
Wir müssen zur Filzmayer Villa in der oberen Himmelstraße. Alles Weitere
erzähle ich dir unterwegs .«
     
    * * * * *
     
    Palinski
stand in seiner kleinen Küche und ging seinem jüngsten Hobby nach, dem Kochen.
Er fand in dem gezielten Bearbeiten und Zusammenführen der verschiedenen
Lebensmittel und Zutaten eine unwahrscheinliche Befriedigung und den idealen
Ausgleich zu seinen sonstigen Tätigkeiten. Gleichzeitig war er fasziniert von
den Parallelen zu seiner Arbeit, die ja auch aus einer ständig wechselnden
Mischung aus Fakten und Intuition bestand. Nicht, dass er jetzt einen
sonderlichen Aufwand für seine eigene Verpflegung trieb, wirklich nicht. Nach
wie vor genoss er es überaus, von ›Mama Maria‹ im gegenüber liegenden
Ristorante verwöhnt zu werden. Es machte ihm aber Spaß, für Wilma und die
Kinder, für seine wenigen Freunde und die ›Kollegen‹ von der Polizei
aufzukochen.
    Ja, selbst die ›Haberertruppe‹ aus dem Café ›Kaiser‹ war schon
einmal da gewesen und hatte seine ›Spareribs à la Mario‹ weggeputzt wie nichts.
Seither nannte ihn der ›Oberlehrer‹ nur mehr ›Boküß‹ und mit der Zeit auch alle
anderen. Obwohl kaum einer wusste warum. Palinski mochte das, auch wenn ihm
durchaus bewusst war, dass und warum einige aus der Runde immer so blöd grinsten,
wenn sein neuer Spitzname fiel.
    Heute war aber ein ganz besonderer Tag für den begeisterten
Hobbykoch. Von Entspannung konnte aber keine Rede sein, als er jetzt sein
›Palinski-Schnitzel‹ zubereitete. Ganz im Gegenteil. So was von aufgeregt war
er nicht einmal gewesen, als er Sophie Lettenberg das Handwerk gelegt hatte.
Der Teufel musste ihn geritten haben, als er sich vor etwas mehr als einem
Monat zu dem von der expandierenden Fast-Food-Kette ›Wieners Beisl-Bar‹
ausgeschriebenen Schnitzelwettbewerb angemeldet hatte. Bei der vor einer Woche
in der Filiale am Schottenring stattgefundenen Vorausscheidung war er unter die
letzten acht Teilnehmer und damit ins Finale gekommen. Das heute im Rahmen der
Eröffnung der neuesten ›Beisl-Bar‹-Filiale in der Döblinger Hauptstraße, Ecke
Sommergasse steigen sollte. Ab 15 Uhr mussten alle Finalisten ihre Kreationen
nochmals zubereiten und einer prominenten Jury präsentieren. Für 17.30 Uhr war
dann die Siegerehrung vorgesehen, gleich nach den verschiedenen Ansprachen und
der offiziellen Eröffnung durch Altbürgermeister Dr. Ladak.
    Palinski konnte eigentlich nicht verstehen, wie ihm der Vorstoß
unter die besten acht der, wie er gehört hatte, immerhin mehr als 150
Teilnehmer gelungen war. Im Grunde genommen war seine ›Schnitzelschöpfung‹
nichts anderes als ein Cordon bleu mit anderer Füllung. Er hatte das
traditionelle Gespann Schinken und Käse einfach durch eine gut abgeschmeckte
Mischung aus Schalotten, Champignons, Kräutern und einer kleinen, fein
gehackten Chilischote ersetzt und der Mutation den Namen ›Schnitzel Diabolo‹
gegeben. Als sich etwas später herausstellte, dass diese Bezeichnung schon
vergeben war, hatte er das unbestreitbar teuflisch scharfe Zeug in aller
Bescheidenheit einfach ›Palinskis Schnitzel‹ genannt.
    Der Gedanke, dass dieses Gericht möglicherweise schon in naher
Zukunft in allen sechs bereits existenten und den zukünftigen Betrieben von
›Wieners Beisl-Bar‹ auf der Karte stehen könnte, erfüllte Palinski mit fast
sinnlicher Lust. Wer konnte schon wissen, ob sein großer Wurf nicht bereits in
wenigen Jahren den gleichen Stellenwert unter den ›Fast Foodern‹ dieser Welt
haben würde wie heute der ›Big Mac‹ und der ›Super Whooper‹ oder wie das Zeug
noch hieß? Sein Name den Menschen von Arizona bis Zaire, von Adelaide bis
Zagreb ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher