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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce
Autoren: Gmeiner-Verlag
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immerhin der Vertreter des Ministers im
Bundeskriminalamt hat dann etwas von einer ›Sachverständigenposition‹ ins
Gespräch geworfen. Ein Stichwort, das sein oberster Chef sofort aufgegriffen
hat.
    »Gründen Sie irgendeinen Verein oder ein Institut, mit dem wir
dann zusammen arbeiten können«, hat er mir empfohlen. »Wir arbeiten ja
gelegentlich auch mit Rutengehern, Astrologen und ähnlichen pseudowissenschaftlichen
Institutionen zusammen .«
    Die letzte Äußerung des Ministers hätte mich fast zu einem
harschen Widerspruch provoziert, was dem hohen Staatsdiener nicht entgangen
war.
    »Das war nicht abwertend gemeint«, hat er mich lachend zu
beruhigen versucht, »meine Schwiegermutter legt mir mindestens einmal im Monat
die Karten. Dabei ergeben sich immer wieder recht interessante Gesichtspunkte .«
    Eigentlich war mir die Meinung des großen Machers scheißegal,
aber er meinte es offenbar so, wie er es sagte. Das war mehr, als man allgemein
von so jemandem erwarten durfte.
    Gemeinsam mit Ministerialrat Schneckenburger und Inspektor
Helmut Wallner habe ich dann den ›Verein für Krimiliteranalogie‹ gegründet. Das
Schwierigste daran war, die beiden Vereinskollegen von meiner kühnen
Wortschöpfung zu überzeugen. Ein hartes Stück Arbeit, aber nach mehr als sechs
Stunden Diskussion haben sie zugestimmt. Immerhin ist ihnen ja auch nichts
Besseres eingefallen.
    Das Allerbeste war aber, dass der Verein jährlich mit 15 000
Euro subventioniert werden soll. Dafür stelle ich der Polizei im Bedarfsfall
bis zu 50 Stunden pro Monat meine Arbeitskraft und das Know-how meiner
Datenbank ohne gesondertes Entgelt zur Verfügung. Nicht gerade ein fürstliches
Honorar, aber hoffentlich eine sichere Basis für mein Institut. Das nennt man
»Von der Wortschöpfung zur Wertschöpfung .«
    Da kommt schon wieder so ein Kloaspirant auf mich zu. Was
soll’s. In Ordnung, gehen Sie hinein, es ist die erste Türe rechts. Gerne
geschehen.
    Wenn ich noch lange hier sitzen bleibe, ende ich noch als
Häuslfrau. Ob die wirklich immer scheißfreundlich sein müssen?
     
    * * * * *
     
    Da die Haushälterin an diesem wie an jedem
Samstag frei hatte, wurde das Kuvert in der Auffahrt zur Garage erst gegen 9.30
Uhr gefunden. Dr. Kurt Suber, der 52-jährige Juniorchef der ›Alfons Filzmayer
& Söhne AG‹ wäre fast über dieses ›gelbe Ding am Boden‹ gefahren, das keine
zwei Meter vom Tor entfernt lag.
    In Gedanken schon bei dem bevorstehenden
Gespräch mit seinen neuen japanischen Partnern hatte er seinen moosgrünen
Jaguar gerade noch rechtzeitig anhalten können. Beim Aussteigen hatte er so ein
eigenartiges Gefühl im Magen. Aber das musste nichts bedeuten. Denn seit sein
Schwiegervater Eugen Filzmayer, Seniorchef und Enkel des legendären
Unternehmensgründers vor fünfzehn Tagen entführt worden war, stellte dieses
Gefühl im Magen Subers Normalzustand dar. Vor allem der Umstand, dass die
Familie trotz Erfüllung sämtlicher Forderungen noch immer nichts vom Alten
gehört hatte, sorgte für eine permanente Stimmung nervösester Anspannung.
Immerhin war die relativ bescheidene Lösegeldforderung in Höhe von 500 000 Euro
bereits vor vier Tagen erfüllt worden.
    Wenn Eugen Filzmayer nicht bald auftauchte, musste die Polizei
wohl oder übel doch informiert werden. Auch wenn die Entführer dies
ausdrücklich untersagt hatten.
    Suber hob das unbeschriftete Kuvert im Format C 5 vorsichtig
auf. Er hielt es an sein linkes Ohr und schüttelte es vorsichtig. Nichts
Verdächtiges war zu hören. Beim Abtasten stellte er einen offenbar etwa 8 cm
langen, eher schmalen Gegenstand mit einem festen runden Etwas an dem einen
Ende fest. Das Ganze fühlte sich an wie eine Rolle Plastilin, an deren einem
Ende ein Kronenkorken eingepresst war. Da hatte sich wohl einer der unmöglichen
Freunde Violas einen Scherz erlaubt, versuchte er, sich zu beruhigen. Er würde
wieder einmal ein ernstes Wort mit ihr sprechen müssen. Aber das musste warten,
bis diese schlimme Situation ausgestanden war.
    Ein Blick auf die Armbanduhr zeigte Suber, dass er sich langsam
auf den Weg machen musste, wollte er nicht zu spät kommen. Japaner sollen ja
hinsichtlich Pünktlichkeit besonders penibel sein, ging es ihm durch den Kopf.
Er stieg wieder in seinen Wagen, legte den Umschlag auf den Beifahrersitz und
startete. Während er noch die Handbremse löste und den Gang einlegte, gewann
seine vom Gefühl im Magen
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