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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unverwechselbarer Begriff sein würde?
    Man konnte wirklich nicht behaupten, dass nüchterne Sachlichkeit
und strikter Realitätsbezug Palinskis hervorragendste Eigenschaften waren. Wie
hatte Harry in seiner knappen Art erst kürzlich so treffend zu Wilma gemeint?
»Manchmal spinnt der Papa aber schon ganz ordentlich .«
    Spinnen und blöd sein war aber nicht das Gleiche, schon gar
nicht bei Palinski. Er betrachtete das richtige ›Spindisieren‹ nämlich als eine
Art Philosophie, die einem das Leben einfacher machte. Da war vor allem die
Vorfreude. Selbst in ihrer unrealistischsten Form machte sie viel Spaß. Spaß,
den einem Niemand mehr wegnehmen konnte. Was für die meisten der berühmte
›Kick‹ beim Banji-Jumping war, war für ihn die Vorfreude z. B. auf den
Literaturnobelpreis. Völlig unrealistisch, aber wirklich schön. Nach der
Überreichung des Preises war er immer ganz glücklich und fest entschlossen,
jetzt endlich mit seinem ›großen Roman‹ zu beginnen. Er hatte auch die
Erfahrung gemacht, dass die gelegentlich nachfolgende reale Freude mit der
vorher gehabten Vision davon meistens nicht mithalten hatte können.
    Die erfreuliche Vorstellung vom Siegeszug seines kulinarischen
Geniestreiches um die ganze Welt hatte Palinskis Nervosität völlig verdrängt.
Wild entschlossen, heute den Sieg zu erringen oder zumindest einen Platz auf
dem ›Stockerl‹ holte er das schön gleichmäßig gebräunte Schnitzel aus der
Pfanne und legte es auf den vorbereiteten Teller. Mit diesem, Messer und Gabel
sowie einer Flasche Mineralwasser machte er sich auf den Weg in sein altes
›Speisezimmer‹.
    Gerade als er mit der systematischen Verätzung von Speiseröhre
und Magenschleimhaut beginnen wollte, klingelte das Telefon auf dem
Schreibtisch.
    ›Institut für Krimiliteranalogie, Palinski‹, es war das erste
Mal, dass er sich so meldete. Diesmal war die Freude darüber fast so groß wie
seine Vorstellung davon, stellte er erstaunt fest.
    Es war Helmut Wallner, der Palinski mit knappen Worten über
einen Entführungsfall der besonderen Art informierte. »Können wir heute noch
darüber sprechen ?« , wollte der Inspektor wissen. »Ich
glaube, deine unorthodoxe Denkweise ist wieder einmal gefragt .«
    Also war wieder business as usual angesagt, dachte Palinski.
Auch gut, zuviel Vorfreude stumpfte ohnehin nur ab oder machte einen mit der
Zeit ›gaga‹.
    Sie verabredeten sich für 8 Uhr abends beim ›Zimmermann‹ in
Salmannsdorf.
     
    * * * * *
     
    Inspektor
Wallner, sein Stellvertreter Martin Sandegger und Franca Aigner saßen mit den
meisten Mitgliedern der Familie Suber in dem als Bibliothek bezeichneten Raum
der riesigen Villa. Herta, die eilig und zu ihrer großen Freude aus dem Ruhetag
zurückgeholte Perle kochte fleißig Tee und Kaffee und Herr Kiefer, der
Gärtner/Chauffeur servierte die Getränke mehr engagiert als gekonnt.
    Die Leute von der Tatortgruppe waren fertig und
packten bereits wieder ihre Sachen zusammen. Heinz Blum, der für die eiligst
installierte Telefonüberwachung verantwortliche Techniker beendete eben den
letzten Test und erklärte die Abhöranlage für einsatzbereit.
    »Lassen Sie mich zusammenfassen«, Wallner blickte auf die voll
beschriebenen Seiten seines Notizbuches. »Herr Filzmayer wurde bereits ...«
    »Das ist immer noch der Herr Kommerzialrat Filzmayer«, brummte
Herta Dworack im Vorbeigehen leise, aber laut genug, dass alle es verstehen
konnten.
    »Lassen Sie das, Herta«, ermahnte Erika Suber-Filzmayer das
treue Hausmonster, »jetzt ist wirklich keine Zeit für eine Diskussion über
Titel und Ehrenbezeichnungen .«
    »Wenn’s aber wahr ist«, gab sich die derart Gemaßregelte nicht
so rasch geschlagen.
    »Also gut«, zeigte sich Wallner einsichtig, »der Herr
Kommerzialrat wurde bereits ...«
    » Doktor honoris causa ist er auch«, versuchte die Perle
nochmals zu punkten.
    »Ja, und Honorarkonsul von Mauritius auch, ich weiß«, der Inspektor
war nicht nur ein geduldiger, sondern auch ein gut informierter Beamter, »und
auch Universitätslektor. Falls Sie aber darauf bestehen sollten, dass ich den
Entführten ständig mit all seinen Titeln anspreche, sitzen wir morgen noch hier
und sind um keinen Schritt weiter gekommen .«
    »Entschuldigen Sie«, steckte Herta zurück, »ich bin ja schon
ruhig .« Sie konnte es sich aber nicht verkneifen, im
Abgehen noch darauf hinzuweisen, dass »der Herr Kommerzialrat seine
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