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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse
Autoren: Jason Dark
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etwas benommen und wussten nicht, wohin wir ausweichen sollten, aber die Verbindung zu Aibon stand noch, obwohl wir die magische Zone bereits verlassen hatten.
    Aus ihr bekamen wir Hilfe. Jemand trat uns zur Seite, mit dem wir nicht mehr gerechnet hatten, und diese Königin wahrscheinlich auch nicht, denn sie zuckte wie unter einem harten Peitschenhieb zusammen, als sie plötzlich das Flötenspiel hörte.
    Der Rote Ryan war da oder noch da.
    Ich riskierte einen Blick zurück.
    In der Mauer hatte sich das Tor noch immer gehalten. Sehr verschwommen schimmerte im Hintergrund ein grünliches Licht. Es bildete ein Zentrum. Aus ihm drang uns das Spiel der Flöte entgegen, das auch die Blonde hörte.
    »Nein!«, schrie sie mit überkippender Stimme. »Nein, verdammt noch mal – neiiinnn...«
    Sie torkelte zurück.
    Erst als eine gewisse Zeitspanne verstrichen war, fanden wir heraus, weshalb sie so schrecklich geschrien hatte.
    Es lag einfach an den Schlangen. Die Musik machte sie aggressiv, und sie stellten sich gegen ihre Herrin. Auch die Riesenschlange, die sie selbst freigelassen hatte, denn sie drückte die Kehle der Blonden zusammen.
    Die anderen Tiere, die an ihrem Körper hingen, begannen damit, ihre Küsse zu verteilen. Wir sahen, wie sie in die Haut hineinbissen, während die dicke Schlange ihren Würgegriff immer enger zog und der Blonden die Luft abdrückte.
    Das Flötenspiel hatte auch die übrigen normalen Schlangen nervös gemacht. Sie sahen uns nicht mehr als ihre Feinde an, sondern suchten ihr Heil in der Flucht. Man sagt immer, dass Schlangen nicht gut hören können, in diesem Fall war das zum Glück anders.
    Da wir nicht mehr unmittelbar bedroht wurden, gelang uns die Flucht. Wir brachten uns außerhalb der Reichweite der Schlangen in Sicherheit, standen jedoch so, dass wir die Blonde noch sehen konnten.
    Sie hielt sich noch auf den Beinen. Aber sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu bewahren. Dann torkelte sie plötzlich in unsere Richtung, und wir sahen sie jetzt genauer.
    Die schwarzen Schlangen steckten wie Pfeile in ihrem Körper. Sie hatten sich tief in ihn hineingebohrt, aber sie lebten nicht mehr und hingen jetzt wie leere Schläuche nach unten. Die große Schlange hatte ihre Lage verändert. Sie umklammerte nicht mehr nur den Hals, sondern hatte sich wie ein tödlicher Schal um die Brust der Blonden gewickelt und drückte dort ebenfalls hart zu.
    Blut sickerte plötzlich aus den Nasenlöchern, den Augen und auch dem Mund der Frau, die noch einen Schritt auf uns zukam, bevor sie zusammenbrach.
    Nicht mehr als lebende Person, sondern als tote...
    Ich musste mich einfach umdrehen und nach der Wand schauen. Sie war noch da, und sie sah so aus wie immer. Für mich war es der Beweis, dass wir diesen verdammten Schlangenfluch überstanden hatten...
    ***
    Noch in der Nacht wurden die Schlangen wieder eingefangen. Es kamen Spezialisten, die sich darum kümmerten, und auch offizielle Personen, die mit dem Zoo beruflich zu tun hatten, waren alarmiert worden und bestürmten uns mit Fragen.
    Antworten gaben wir nicht. Wir beriefen uns auf eine dienstliche Schweigepflicht, was die andere Seite zähneknirschend und unter Androhung von entsprechenden Beschwerden akzeptierte.
    Eines erfuhren wir trotzdem noch.
    Die Blonde hieß Silvia Beckett, und sie arbeitete als Pflegerin in diesem Reptilienhaus.
    Das nutzte ihr jetzt auch nichts mehr, denn wieder mal hatte sich ein Mensch zu viel vorgenommen und war der große Verlierer...
    ENDE
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