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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse
Autoren: Jason Dark
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Körper. Sie hatten sich allesamt aufgerichtet und sahen so starr aus wie Plastiken, die in einer bestimmten Richtung aufgereiht worden waren.
    Suko wollte nicht mehr länger an seinem Platz bleiben. Er ging einige Meter nach vorn, bis er die ersten Schlangen erreichte und so nahe von ihnen entfernt stehenblieb, dass er sie mit der Fußspitze anstoßen konnte.
    Er probierte es.
    Der Schlangenkörper hatte seine Geschmeidigkeit verloren. Er war beinahe so hart wie Stein geworden. Suko konnte sich vorstellen, dass der Körper unter dem Druck seines Fußes zerbrach.
    Vor ihm hatte der Rote Ryan seine Flöte sinken lassen. Auf seinem sommersprossigen, frisch aussehenden Jungengesicht zeigte sich ein freundliches Lächeln. In den grünen Augen blitzte der Schalk, und er deutete eine Verbeugung an.
    »Da bin ich wohl im letzten Augenblick gekommen.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Bitte.« Er unterstrich das Wort und auch die weiteren mit einer einladenden Handbewegung. »Sie gehören dir. Du hast sehr viel durchgemacht. Es ist gewissermaßen die Belohnung. Zu retten sind sie nicht mehr. Es gibt kein Zurück zu den Trooping Fairies . Das Gift der Schlangen steckt zu tief in ihnen.«
    »Soll ich sie vernichten?«
    »Ja, mit der Peitsche.«
    Suko zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht sollte man sie auch als Mahnung hier lassen. Für andere, die es ebenfalls versuchen, diese Welt unter Kontrolle zu bekommen. Ich nehme doch stark an, dass es ein Angriff von Guywano war.«
    Der Rote Ryan nickte Suko zu. »Du hast völlig Recht. Er hat es getan, und er hat es sogar geschafft, sich Helfer aus eurer Welt zu holen. Von jeher haben die Schlangen eine gewisse Faszination auf die Menschen ausgeübt. Das hat Guywano ausgenutzt. Er hat Frauen gefunden, die eine Schlangensekte gründeten. Frauen, die zugleich unabhängig waren. Keine Ehepartner, keine Verwandtschaft. Wohl aber waren sie auf der Suche nach dem Kick, und den haben sie bekommen. Und so hat er ihnen den Weg in diese Welt gezeigt, um sie zu seinen Wesen und Helferinnen zu machen. Sie sind es gewesen, die sich die Trooping Fairies geholt haben und sie durch die Bisse so veränderten. Die Elfen ahnten nichts Böses, und so hat er die Kontrolle bekommen.«
    Es waren Worte gewesen, die Suko einen Schreck einjagten. »Du willst damit doch nicht sagen, dass es hier in Aibon keine Trooping Fairies mehr gibt – oder?«
    »Nein, das will ich nicht. Aber in diesem Gebiet gibt es sie nicht mehr. Auch die Elfen und kleinen Waldwesen sind geflohen. Dieser Teil des Paradieses ist fast leer geworden. Er hat das Wichtigste verloren, das ihn so wunderbar und einmalig gemacht hat. Hier hätte Guywano freie Bahn. Es wäre ein Beginn gewesen, aber er hat es nicht ganz geschafft. Ich bin leider zu spät gekommen, ihr ebenfalls, doch wir werden nicht zulassen, dass Guywano die Kontrolle erhält. Wenn du willst, kannst du sie hier stehen lassen, denn sie werden keinem hier etwas tun.«
    »Ja, ich möchte sie nicht vernichten.«
    »Das ist nobel, und ich akzeptiere es.«
    »Es gibt noch jemanden.«
    Der Rote Ryan lächelte und nickte zugleich. »Ich weiß, dass du nicht allein gekommen bist, und ich weiß auch, dass die Königin und ihre Dienerinnen noch leben. Es muss uns gelingen, zumindest die Anführerin zu fassen, denn sie soll ihre verdammten Küsse nicht mehr loswerden können.«
    »Kennst du ihren Namen?«
    »Nein, nicht mal den. Guywano hat seinen Plan sehr geschickt und im Geheimen eingefädelt. Aber er wird ihn nicht beenden können. Lass uns jetzt gehen.«
    »Nein, Moment noch. Wohin willst du?«
    Der Rote Ryan deutete an Suko vorbei auf den Baum, in den John Sinclair hineingeklettert war.
    »Hat John nicht versucht, die Schlangen zu verfolgen?«
    »Ja.«
    »Dann muss er noch dort sein.«
    Da widersprach Suko nicht. Er dachte nur daran, dass er ihn lebend finden wollte...
    ***
    Nicht nur ich hatte das Spiel der Flöte gehört, sondern auch die fünf Mutationen.
    Was für mich so etwas wie ein akustischer Rettungsanker war, bedeutete für die Monsterschlangen genau das Gegenteil. Ich hatte mich in den vergangenen Sekunden sehr auf ihre Gesichter konzentrieren können. Ich hatte erlebt, wie sie auf mich fixiert waren. Das genau hörte von einer Sekunde zur anderen auf. Und auch ihr Verhalten veränderte sich schlagartig.
    Sie verloren jegliches Interesse an mir. Ihre Köpfe zuckten von mir weg und zur Seite hin. Hinter mir hörte ich einen kreischenden Laut. Einen
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