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Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Sternenfaust - 122 - Das Wrack

Titel: Sternenfaust - 122 - Das Wrack
Autoren: Anonymous
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Max Brooks wagte nicht zu atmen.
    Starr vor Schreck lag er im Dunkeln, ausgestreckt auf der schmalen Pritsche in seinem Quartier an Bord der STERNENFAUST III, und starrte an seinem eigenen Körper hinab ins Dunkel. Was er sah, überstieg sein Fassungsvermögen. Das durfte … nein, das konnte einfach nicht sein!
    Er hatte von Joelle geträumt, wieder einmal. Davon, dass er sie ausgeführt und sie ihn danach mit schelmischem Grinsen in ihr Zimmer eingeladen hatte. Von dem Geruch ihres Haares, der Farbe ihrer Unterwäsche und dem kleinen Grübchen, das in ihrem rechten Mundwinkel erschien, wenn sie lachte.
    Sie hatte den Mund geöffnet, wie immer, wenn er diesen Traum hatte, und ihm ins Ohr geflüstert, dass sie ihn liebte. Ihn, und keinen anderen. Doch etwas war anders gewesen. Statt ihrer zärtlichen Worte war plötzlich ein leises Summen erklungen. Dann war Joelle verschwunden, vergangen in einem Blitz aus Licht. Max war aufgewacht …
    … und vom siebten Himmel direkt in die Untiefen der Hölle gestürzt.
    Sein rechtes Bein war fort! Unterhalb des Knies glitzerte die Luft. Unzählige kleine Lichtpunkte strichen über seinen Körper, hüllten ihn Zentimeter für Zentimeter ein – und lösten ihn auf!
    Sein ganzer Leib brannte, Schauer liefen über seinen Rücken und kaltes Grauen hielt seinen Verstand umklammert. Was geschah mit ihm? Was in Gottes Namen war das?
    Max Brooks öffnete den Mund zu einem Schrei. Doch bevor er ihn ausstoßen konnte, hatten die blitzenden Lichter ihn schon vollends eingehüllt.
     
    *
     
    » Was König, was Kaiser – bah! Wie kann sich der mit einem selbstständigen Kapitän messen! Sie sind Sklaven gegen ihn. An Bord meines Schiffes bin ich allmächtig. Wer nur einen Finger gegen mich zu erheben wagt, den schieße ich auf der Stelle nieder, und jedes irdische Gericht spricht mich frei. Welcher König oder Kaiser dürfte das? Selbst ein Zar und ein Schah von Persien hätten dann noch Blutrache zu fürchten – ein Kapitän weiß davon nichts. Es ist nicht schön, gleich von Totschlag zu sprechen – und dennoch, nichts kennzeichnet die ungeheuere Machtstellung eines Kapitäns besser, als diese seine Gewalt über Leben und Tod. Gewiss, es ist die höchste Gewalt, die ein Mensch auf der Erde erlangen kann – doch nicht auf dem Lande liegt sie, sondern auf dem Wasser, an Bord dieses Schiffes, dieser Welt für sich. « Robert Kraft, »Wir Seezigeuner«, 1907
     
    *
     
    Wenn Schrecken ein Gesicht hatte, dann dieses. Wohin Max auch blickte, umgaben ihn leuchtende Punkte, ein Glitzern aus Energie und Licht, kalt wie das All und absolut undurchdringlich. Ohrenbetäubendes Summen betäubte seinen Geist, laut, feindselig. Ihm war, als sei das gesamte Universum verschwunden und von diesem … Etwas ersetzt worden, dem er nun hilflos ausgeliefert war. Allein, unendlich allein.
    Er schwebte in einem Nichts aus Helligkeit. Seine Haut kribbelte, als liefen ganze Heerscharen von Ameisen darüber. Seine Haare standen zu Berge, seine Augäpfel schienen zu kochen.
    Und doch wusste er – wusste es mit der grauenhaften Intensität, die nur schlechten Nachrichten zu eigen war –, dass all dies eigentlich Phantome waren – Empfindungen, die ihm sein Verstand in dem lächerlichen Versuch vorgaukelte, das Unbegreifliche, das ihm gerade widerfuhr, begreifbar zu machen.
    Denn in Wirklichkeit gab es ihn nicht mehr!
    Max Brooks, 31-jähriger Kommunikationsoffizier der STERNENFAUST III und ebenso passionierter wie überzeugter Angehöriger des Star Corps, war Geschichte. Er hatte nicht länger einen Leib, keine Haare, keine Augen. Verzweifelt befahl er seinem Körper, einen Arm auszustrecken und sich selbst zu berühren, doch nichts geschah. Nichts konnte geschehen.
    Brooks’ Gedanken rasten. Wo war er? Was war er? Und warum war er sich seiner Selbst immer noch bewusst, wenn es doch kein Gefäß mehr gab, in dem dieses Bewusstsein ruhte? Wie konnte existieren, was nicht länger da war? Wo auch immer da in diesem Fall auch sein mochte …
    Dass er schrie, bemerkte Max erst, als er plötzlich wieder festen Boden unter den Füßen – Füße? Er hatte Füße? – spürte. Im nächsten Moment knickten seine Knie ein, und er stürzte. Der Aufprall war hart und kam unvermittelt.
    Wehrlos lag Max da und saugte fieberhaft Luft in seine schmerzenden Lungenflügel, was diese mit einem brachialen Hustenreiz quittierten. Er zitterte, überwältigt von der unwirklichen Erfahrung, die ihm zuteilgeworden war. Aber dieses
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