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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse
Autoren: Jason Dark
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denn jetzt zählte jede Sekunde.
    Dann bekam ich festen Halt. Zumindest mit den Füßen und auch mit dem Rücken. Den drückte ich in die oberen Regionen der Astgabel hinein, sah nach vorn und wurde leichenblass.
    Verdammt, sie waren schon zu nahe gekommen. Sie hatten mich sogar überholt und hielten sich zumindest auf gleicher Höhe auf. Ich sah nur vier Gesichter. Eine Mutation konnte sich deshalb nur hinter meinem Rücken befinden. Der Gedanke, dort von den Giftzähnen erwischt zu werden, ließ mich erschaudern.
    Normalerweise hätte ich mich schnell gedreht. Das war bei diesem instabilen Halt jedoch nicht möglich. So musste ich langsam den Kopf drehen und ebenfalls einen Teil des Körpers. Dabei glitten mir dann automatisch die anderen vier Schlangen aus dem Blick.
    Ich griff wieder zur Waffe.
    Und dann hörte ich das Flötenspiel.
    ***
    Der Rote Ryan war gekommen!
    Suko dachte nicht mehr an Flucht. Er blieb stehen wie von einem harten Hindernis gestoppt. Er wusste auch, was die Ankunft des Roten Ryan zu bedeuten hatte, und er merkte, wie ihn eine Flut an Hoffnung überschwemmte.
    Es war ein Risiko gewesen, sich nicht mehr zu bewegen, aber er hatte dabei auf die richtige Karte gesetzt, denn auch die Schlangen hatten die Töne gehört, und sie änderten ihr Verhalten von einem Augenblick zum anderen.
    Manche sahen aus, als wären sie in ihrer aufgerichteten Haltung eingefroren. Bei ihnen lief nichts mehr. Sie dachten nicht mehr an die Person, der sie ihre Todesküsse geben wollten, denn sie drehten sich alle in eine bestimmte Richtung.
    In sie sah auch Suko!
    Dort erschien der Rote Ryan. Er löste sich aus der Deckung dicht belaubter Büsche, und er sah aus wie eine Fantasiegestalt, die eine noch andere Welt verlassen hatte. Seine Kleidung schien aus zurechtgeschnittenen und bunten Herbstlaubblättern zu bestehen. Er trug eben so etwas wie einen Tarnanzug, wobei er seinen Kopfschmuck nicht tarnen konnte. Das rote Haar war deutlich zu sehen. Es war auch nicht gefärbt. Es wuchs in seiner natürlichen Farbe auf dem Kopf, und wohl kein Kamm der Welt schaffte es, dieses Haar zu bändigen.
    Der Rote Ryan spielte auf der Flöte!
    Es war sein Instrument. Es war die Musik, die er liebte. Und doch war es mehr als Musik, mehr als die des Papageno’s aus der Zauberflöte, denn mit ihm verglich John Sinclair den Roten Ryan.
    Seine Flöte war einfach das Instrument, in dieser Welt. Durch sie beherrschte er einen bestimmten Teil des Landes Aibon, und seinen Melodien gehorchten die ungewöhnlichen Lebewesen, die hier ihren Platz besaßen.
    Die Klänge schwangen über die Schlangenkörper hinweg. Sie waren aus ihm selbst heraus geboren. Er benötigte keine Noten, um auf der Flöte zu spielen. Er spielte die Melodien, die er für bestimmte Dinge benötigte und die ihm in den Sinn kamen.
    Das Mundstück steckte zwischen seinen Lippen. Er achtete nicht nur auf die Melodien, sondern bewegte die Flöte und ebenfalls seinen Kopf in einem ganz bestimmten Rhythmus.
    Auf diese Art und Weise schaffte er es, die Schlangen unter seine Kontrolle zu bringen. Sie hatten das Interesse an Suko verloren. Sie richteten sich auf und hielten ihre Blicke auf den immer näher an sie herankommenden Roten Ryan gerichtet.
    Es ging ihnen nicht um die Töne, durch die ihr Verhalten so verändert wurde. Bei ihnen waren es die Bewegungen des Schlangenbeschwörers, die ihnen den Willen nahmen.
    Sie schauten nur auf das Instrument, dass sich mal hob, dann wieder senkte, oder auch in die verschiedenen seitlichen Richtungen geführt wurde.
    Der Rote Ryan schaffte es, dass die Schlangen ihm gehorchten. Nur ihm allein. Aus Suko’s Umgebung lösten sie sich, um dem neuen Ziel entgegenzugleiten.
    Es gab den Rattenfänger vom Hameln. Aber hier gab es den Schlangenfänger von Aibon.
    Der Rote Ryan blieb stehen. Er hatte einen bestimmten Punkt erreicht und setzte dort sein Spiel fort. Suko konnte sich völlig normal bewegen. Kein Tier war mehr in der Nähe, um ihn anzugreifen. Sie alle achteten nur auf ihren Beschwörer.
    Der Rote Ryan gab nicht auf. Er veränderte nur seine Melodien. Suko kamen sie wahnsinnig fremd und wenig geeignet für menschliche Ohren vor. Doch der Rote Ryan wusste genau, was er tat. Seine Bewegungen waren schwungvoller geworden. Er brachte die Schlangen noch mehr unter seine Kontrolle, und Suko schaute mit großen Augen zu, welchen Erfolg er erreichte.
    Die Schlangen waren durch die Bewegungen paralysiert worden. Kein Zucken durchlief ihren
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