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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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zu bekommen, das sich anzusehen lohnt.«
    Hamnet rang um Beherrschung. Hier lag also der Hund begraben. Der Mann hatte wieder mal Schwierigkeiten, ihre Position auf dem Radarschirm zu bestimmen. Natürlich war die Interpretation des Radarbildes bei derart schlechtem Wetter eine Kunst, denn Regen und See zeigten dann jede Menge Echos und produzierten Stördaten, die erst ausgesondert werden mussten. Aber so viel durfte man ja wohl von einem Ersten Offizier in den Fünfzigern erwarten.
    Hamnet beschloss, das Radarbild selbst auszuwerten, bis dahin mussten sie eben auf ihr GPS vertrauen. Es gab schließlich keinen Grund, an der Zuverlässigkeit der Daten des zehn Milliarden teuren Navigationssystems aus dem amerikanischen Verteidigungsministerium zu zweifeln, nur weil ein Texaner kein Zutrauen zu der Anlage hatte. Und nach den Angaben des GPS würden sie bald auf Grund laufen, wenn sie sich nicht schleunigst zu einer Wende nach Südost entschlössen.
    »Kurs Südsüdost bitte, Richardson. Geschwindigkeit halbe Kraft voraus, bis wir Genaueres wissen.«
    Hamnet registrierte, dass Richardson losging, um die Befehle auszuführen, und wandte sich dann wieder der Karte zu; im Osten von Bangka Island gab es einige sanfte Anhöhen, die auf dem Radar zu erkennen sein müssten. Als er die Position auf dem GPS checkte, um die Entfernung zu den Anhöhen zu berechnen, machte sich die Anzeige für den Empfang von Signalen eines Differenzial-GPS bemerkbar. Ein solches Differenzial-GPS maß das Signal an einer Stelle, deren Position man exakt kennt, um eine Ortung auf den Millimeter genau zu bestimmen. Die Korrekturen gingen an alle GPS-Stationen in diesem Gebiet und wurden automatisch bei der Positionsbestimmung integriert.
    Hamnet betrachtete die Karte. DGPS wurde sinnigerweise nur in Revieren eingesetzt, die höchste Genauigkeit für die Navigation erfordern – vor Häfen oder entlang von dicht befahrenen Küsten. In diesem Revier war dies aber mit Sicherheit nicht notwendig, da nur wenige Schiffe, wie beispielsweise die Shawould, die Route nach Jakarta über Muntok wählten, alle anderen gingen außen um Bangka Island herum. Doch etwas weiter südlich gab es ein paar Ölfelder – vielleicht hatte man dort ein DGPS installiert. Vielleicht war das die Erklärung, vielleicht auch nicht. Oder hatte die Shawould wegen des Sturms ein paar unidentifizierbare Signale aufgefangen? Hamnet konnte sich nicht erinnern, ob so etwas überhaupt möglich war. Er beschloss, auf jeden Fall zu versuchen, die Satellitensignale zu knacken.
    »Richardson, wissen Sie, wie man den Empfang der DGPSSignale automatisch knacken kann?« Hamnet drehte sich zu seinem Ersten um, dessen Miene erhebliche Irritationen zeigte.
    »Wir empfangen ein DGPS-Signal?«, fragte er zurück, während er nervös seinen schweren Walrossschnurrbart zwirbelte.
    »Ja«, schnappte Hamnet, der schon fast die Geduld verlor.»Und ich würde es begrüßen, wenn Sie den automatischen Empfang des Signals stoppen könnten, während ich am Radar arbeite.«
    Richardson kehrte ans GPS zurück, die Qual von eineinhalb Jahrzehnten Karriereverzicht stand ihm ins Gesicht geschrieben, und Hamnet konzentrierte sich erneut auf die Karten. Er bestimmte die Entfernung der Anhöhen mithilfe des GPS: zwischen neun und fünfzehn Seemeilen. Außerdem schien es hier eine Insel zu geben, die ganz andere Höhenangaben auswies, als Hamnet erwartet hatte; dafür lag sie näher – nur sieben Seemeilen voraus. Er warf erneut einen Blick auf das Echolot, dann ging er zum Radarschirm zurück. Es wurde schnell flacher – fünfundvierzig Fuß, wenn er die Ladung einkalkulierte: vierzig Fuß. Durch den Kurs nach Südost hatte er auf mehr Tiefe gehofft. Jetzt war er wirklich beunruhigt. Verdammt, was ging hier vor? Er rief den Maschinenraum an und ließ alles auf null stellen, denn sie näherten sich ohne jeden Zweifel der Küste und verloren in diesem Gewässer rasch an Steuerfähigkeit. Das konnte er jedoch nicht ändern, solange er den Fehler in der Positionsbestimmung nicht fand und nicht wusste, welchen Kurs er absetzen sollte.
    Wenn er die Insel, die er auf dem Radarschirm sah, identifizieren konnte, war schon einiges gewonnen, oder sobald er wenigstens den ersten der Hügel peilen und die Entfernung ausrechnen konnte. Zusammen mit den Tiefenangaben reichte es für eine Positionsbestimmung. Aber das Radarbild wurde durch den Regen und die Wellen von den reflektierten Echos zugemüllt. Sorgfältig justierte er
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