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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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die Feineinstellung nach, um die Stördaten herauszufiltern. Er sah zu Richardson hinüber, der seine Aufgabe am GPS mithilfe des Handbuchs zu entschlüsseln versuchte.
    »Mist, verdammter«, murmelte er. Aber schließlich klärte sich das Radarbild, und die Anhöhen begannen sich abzuzeichnen. Voraus sah er einen vereinzelten Blink – Pulau-Pulau Nangka Island. Er schaltete den variablen Entfernungsring ein und stellte ihn auf das verschwindende Echo ein, um die Entfernung abzulesen. Elf Seemeilen. Durch seine Adern jagte das Adrenalin, und schlagartig wurde ihm bewusst, wie sehr der Wein sein Hirn bis jetzt benebelt hatte. Aber die Dinge klärten sich – bei Gott, die Dinge klärten sich. Ein weiterer flüchtiger Blick auf die Karte sollte ihm bestätigen, was er bereits wusste.
    In dem Augenblick, als sich Hamnet in Bewegung setzte, begann Richardson panisch loszustottern. Eine halbe Sekunde später schrillte der Alarmton des Tiefenmessers auf. Und alles zusammen kam zu spät. Die Shawould stoppte auf. Einfach so. Ein Stückgutfrachter mit neuntausend Tonnen fallender Ladung hatte sich mit neun Knoten Geschwindigkeit in den Schlick gebohrt und blieb liegen. In diesem Moment hatte Hamnet gerade den halben Weg zum Ruder geschafft. Er schoss mit etwas weniger als neun Knoten vorwärts, Kopf voraus, und das Schott bremste seinen Flug. Dann gingen die Lichter aus.
     
     
    Kapitel 2
     
    Ein Gedanke riss ihn aus der Ohnmacht wie ein knurrender Rottweiler einen Arm, den er zwischen den Zähnen hält. Aber was für ein Gedanke? Er musste ihn endlich zu fassen bekommen.
    Phil Hamnet öffnete die Augen, und das grelle weiße Licht schmerzte so, dass er schützend den Arm hob und die zusammengekniffenen Augen sofort wieder schloss. Brechreiz würgte ihn.
    Toby Johns, der Bordingenieur, beobachtete voller Sorge, wie sich das Gesicht seines Kapitäns verzerrte. Wie sich jeder Muskel und jede Sehne im Arm und in der geballten Faust verkrampften, während Hamnet langsam und qualvoll ins Leben zurückkehrte. Er durfte ihn nicht wieder abdriften lassen. »Kapitän, hey, wir brauchen Sie! Unser vorderer Laderaum läuft voll, und wir haben zwanzig Grad Schlagseite. Richardson hat alle Mann aufs Achterdeck befohlen. Dort wartet ein Schiff – es schickt uns ein Boot herüber. Unser Erster will, dass alle von Bord gehen.«
    Da war er wieder, dieser Gedanke. Er erschreckte ihn, und Hamnet ließ sich wieder in die Dunkelheit fallen. Dann lichtete sie sich, ja, sie brannte fast weg, und der Nebel der Bewusstlosigkeit wich dem Licht. Phil schlug erneut die Augen auf: zögernd und vorsichtig.
    »Alles in Ordnung, ich habe zur Nachtbeleuchtung gewechselt«, erklärte Johns.
    Hamnet starrte in den roten Lichtschein, die Perspektiven im Raum wirkten verzerrt, und er nahm alles nur verschwommen wahr. Schützend hob der Kapitän seine Hand und tupfte dann behutsam die pochende Stelle an seiner bandagierten Stirn ab, die höllisch schmerzte. Plötzlich war er wieder voll da: sein Schiff, Anna – was war geschehen? Er hörte Johns Worte kaum, sie schienen in einer dunklen Ecke seines Gehirns herumzuspuken, ehe er ihren Sinn begriff. Wasser! 20-GradSchlagseite! Er hatte sein Schiff auf Grund gesetzt! Und Anna – wo war Anna?
    »Kapitän, wir müssen los. Kommen Sie.«
    »Anna«, krächzte Hamnet verzweifelt, während er sich aufzusetzen versuchte. Doch die Schmerzen drohten ihn wieder zu überwältigen. Mit aller Kraft riss er sich zusammen und schrie: »Wo zur Hölle ist Anna?« Noch einen Moment lang sah er das Gesicht vor sich nur undeutlich, im Halbdunkel, aber dann war er wieder voll da. »Johns, wo ist meine Frau?« »Ich bin nicht ganz sicher, vermutlich auf Deck bei den anderen.«
    »Und Richardson?« Hamnet funktionierte wieder, wusste, was zu tun war.
    »Auf der Brücke.«
    »Ich bin schon unterwegs. Sie schauen erst in meiner Kajüte nach und vergewissern sich, dass meine Frau nicht mehr dort ist, sondern oben auf Deck. Sobald Sie sie gefunden haben, lassen Sie sie nicht mehr aus den Augen. Was immer ich auch für Entscheidungen treffe, ich werde Sie persönlich für Annas Sicherheit verantwortlich machen.«
    Anna würde bei einer derartigen Bevormundung höchstwahrscheinlich ziemlich wütend werden – aber darauf durfte man unter diesen außergewöhnlichen Umständen keine Rücksicht nehmen, denn sie konnte nicht allein für sich einstehen: Sie war im achten Monat schwanger.
    Johns nickte erleichtert und war froh, dass sein
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