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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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an der Wand stand. Hamnet tupfte noch den restlichen Reis mit dem Finger auf, setzte sich neben sie und schleuderte die Deckschuhe von den Füßen.
    »Wie geht es Ihnen, Mrs. Hamnet?«
    »Danke der Nachfrage, Mr. Hamnet, sehr gut.« Lächelnd kuschelte sie sich in die Kissen und streifte das Seidenkleid von ihrem ausladenden Körper.
    »Und wie geht’s unseren kleinen Hamnets?« Phils Hand begann, zärtlich ihre weiche, warme Haut zu liebkosen.
    »Die Herrschaften sind heute ziemlich temperamentvoll.« Vielsagend zog Anna die Augenbrauen hoch, nippte noch einmal am Wasser und stellte dann das Glas auf das Beistelltischchen.
    Hamnet konnte die Bewegung in ihrem Bauch deutlich spüren. »Wahrscheinlich kommen sie nach der Mutter.«
    Sie begann, die Knöpfe an seinem Hemd zu öffnen, und streichelte seine Brust. »Eine Dusche wäre kein Fehler, Liebling«. Sie rümpfte ihr hübsches Näschen.
    »Wie wär’s, wenn du mir Gesellschaft leistest?«, entgegnete er und beugte sich etwas vor, um ihre leicht geöffneten Lippen zu küssen, während sie sich tief in die Augen blickten und seine Hände wieder über ihren Bauch strichen. Dass die Tür immer noch offen stand, hatten sie vergessen.
    In diesem Moment meldete sich die Bordsprechanlage.
    »Verdammt«, fluchte Hamnet, und Anna runzelte missbilligend die Stirn, als er nach dem Hörer griff.
    Es war der Erste Offizier, Paul Richardson. »Herr Kapitän?«
    »Ja?«, schnappte dieser kurz angebunden und mit deutlich ungeduldigem Unterton in der Stimme. Hoffentlich hatte Richardson einen guten Grund für die Störung.
    Annas Hand streichelte langsam über Phils Brust und dann über den Bauch bis zum Nabel und blieb dort liegen.
    »Könnten Sie bitte auf die Brücke kommen und sich selbst überzeugen? Ich bin nicht sicher, was ich von dieser Wetteränderung halten soll.«
    Hamnet starrte unwillig durch die offene Tür zum Himmel, und wieder einmal blieb sein Blick an den Nieten hängen, die ihre rostige Bahn durch die ganze Kajüte zogen. Was war er froh, diesen miesen Eimer bald verlassen zu können und diese Crew aus Versagern gleich dazu. Er deckte die Sprechmuschel mit seiner Hand ab. »Anna, es tut mir so Leid, aber du weißt, was er für ein ängstliches Waschweib ist. Wenn ich jetzt nicht komme, ruft er in fünf Minuten wieder an.«
    Anna rollte mit den Augen und seufzte laut, damit die Männer auf der Brücke es auch bestimmt hören konnten.
    »Bin unterwegs«, raunzte Hamnet in den Hörer und legte auf. »Schade, mein Liebling, aber ich muss ihm schnell mal die Hand halten. Es wird nicht lange dauern.« Schwerfällig wuchtete er sich vom Sofa hoch, während er schon nach seinen Schuhen angelte. Hinter ihm stieß Anna einen weiteren Seufzer aus, der dann in schweres Atmen überging. Doch da war Hamnet schon auf dem Weg zur Tür.
    »Vielleicht schaffe ich es, dir etwas vom Nachtisch aufzuheben, Schatz«, spottete sie hinter ihm her.
    Hamnet kickte den Keil unter dem Schott weg und ließ es hinter sich zuknallen. Einen Moment lang verharrte er im Korridor, seine Augen mussten sich erst an die rote Nachtbeleuch-tung gewöhnen. Hier hörte man das Ächzen der Stahlplatten und der Gitterroste besonders eindringlich, und tief unten rumpelten die Maschinen. Wind und Seegang hatten weiter zugelegt, Regen und Fahrtwind sorgten für Abkühlung, und Hamnet fühlte, wie der Schweiß auf seiner Haut trocknete, während er den Korridor entlangeilte. Er nahm jeweils zwei Stufen auf einmal den Niedergang hinauf, um wieder auf die Brücke zu kommen.
    »Das Wetter trübt ein, was?«, fragte er knapp, in Gedanken immer noch bei Anna.
    Richardson, über den Kartentisch gebeugt, blickte auf. Sein verlebtes Gesicht zeigte wieder die verquälten Spuren und Falten, die lebenslanges Zaudern dort eingraviert hatte. Hinter ihm klatschte der Regen jetzt mörderisch gegen die Fensterscheiben der Brücke, und voraus sah es komplett finster aus, nicht einmal der beruhigende Schimmer der Navigationslichter war zu sehen. Denn laut einer Generalanweisung der Reederei für die küstennahen Gewässer von Indonesien, Thailand, den Philippinen und Malaysia waren sie hier auszuschalten, und für ein Schiff mit Heimathafen Singapur galt diese Vorsichtsmaßnahme gegen Piratenangriffe nahezu ununterbrochen. Hamnet postierte noch eine zusätzliche Wache im Heck, ließ die Ankerklüse abdecken, Stacheldraht an der Reling ausrollen und eine Batterie mit sandgefüllten Bierflaschen als Wurfgeschosse
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