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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken
Autoren: Mark Chisnell
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    Piraten kamen in der Regel übers Heck, nachdem sie von ihren offenen Schnellbooten aus Wurfanker nach oben geschleudert und sich, mit Macheten bewaffnet, an der Bordwand hochgehangelt hatten. Meist verschwanden sie so unbemerkt, wie sie gekommen waren, noch ehe der Kapitän seine Kajüte aufgesucht und gemerkt hatte, dass sie samt dem Safe ausgeräumt worden war. Dieser Gedanke spukte Hamnet im Kopf herum, und er wollte gerade nach dem Hörer der Bordsprechanlage greifen, als sie losschnurrte.
    »Phil?«, Annas Stimme war fast nur ein Hauch.
    »Ich wollte dich gerade anrufen.«
    »Ruf mich nicht an, sondern komm runter, Liebling.« Sie unterbrach sich und begann schwer und gleichmäßig zu atmen.
    Hamnet fühlte, wie er rot wurde. »Schätzchen, dies ist eine Gegensprechanlage auf einem Schiff und keine Sexhotline.« Er legte den Hörer auf, und im selben Moment fiel ihm ein, dass er ihr nicht gesagt hatte, die Tür hinter ihm abzuschließen. Aber es war eine miese Nacht, und keiner, der seine Sinne beisammen hatte, würde sich in einem offenen Boot aufs Meer wagen.
    Richardson fuhr fort: »Wie wir vorhergesehen haben, legt der Nordwester kräftig zu. Es gibt immer Sturm, wenn der Monsun wechselt.« Donner und Blitz schienen seine Worte zu bekräftigen.
    Hamnet erwischte einen Blick auf das regengepeitschte Ladedeck und die aufgewühlte, mit weißer Gischt gekrönte See. Schwer stampfte und rollte die Shawould in den sich immer höher aufsteilenden Wellenbergen. »Hm«, grunzte er und hielt sich mit einer Hand an der Instrumentenkonsole fest. »Also, was ist Ihr Problem?«
    »Nun«, Richardson zog das Wort in seiner typisch texanischen Sprechweise in die Länge, während Hamnet bemerkte, dass er immer wieder nervös mit dem Finger auf die Karte klopfte, er war alles andere als entspannt, »wir sind wie geplant in die Malakkastraße eingelaufen, und laut GPS sind wir hier.« Sein Finger trommelte auf einen bestimmten Punkt, und Hamnet ging zum Kartentisch hinüber, um einen Blick darauf zu werfen.
    Das GPS bestimmte ihre Position eindeutig in der Mitte der
    Malakkastraße.
    »Was genau ist das Problem?«, hakte Hamnet nach.
    »Nun«, wieder dehnte Richardson das Wort unendlich, »ich wollte bei der Befeuerung und der Funkbake auf Kurs Südsüdost und um Selokan Point herumgehen.« Hamnet suchte auf der Karte Peepsan Rock, dessen Signal dreimal alle dreißig Sekunden in einer Entfernung von sechsunddreißig Seemeilen hätte aufleuchten sollen. Normalerweise konnten sie es einwandfrei sehen, sobald sie Muntok passiert hatten, jedenfalls in klaren Nächten. Ungeduldig ballte er die Fäuste und wartete, dass der Texaner endlich weiterredete, denn aus Erfahrung wusste er, dass alles nur schlimmer wurde, wenn man Richardson drängte. Dann begann der Mann nämlich zu stottern, da er unter Belastung versagte, weshalb er es auch trotz seiner Erfahrung auf See nie weiter gebracht hatte als bis zum Ersten auf einem Kahn wie der Shawould.
    »Beide können eigentlich nicht weiter als fünf Seemeilen voraus sein. Aber ich habe weder Sichtnoch Funkkontakt«, kam Richardson endlich auf den Punkt.
    »So außergewöhnlich ist das auch wieder nicht. Die indonesische Fahrwasserbezeichnung ist schließlich nicht die zuverlässigste auf Erden.«
    »Nun, das habe ich mir zuerst auch gesagt. Ich hatte beschlossen, einfach unserem GPS zu vertrauen. Aber mit der Tiefenangabe stimmt auch etwas nicht.«
    Hamnets Blicke gingen zum Tiefenmesser: sechzig Fuß. Er wandte sich wieder der Karte zu. Nach der Positionsbestimmung des GPS hätten es nur fünfzig Fuß sein dürfen. Das war kein Grund zur Panik, aber ignorieren durfte man es auch nicht. Möglicherweise hatten die Hydrografen Ihrer Majestät hier etwas ungenau gearbeitet, oder sie hatten, was wahrscheinlicher war, lediglich die Daten aus früheren Vermessungen ungeprüft übernommen. Hamnet checkte noch einmal die Karte und grunzte dann in sich hinein; die Quellen waren offizielles indonesisches Kartenmaterial, eine spezielle Anmerkung wies auf die Unzuverlässigkeit der Seezeichen in der Malakkastraße hin, ein dritter Hinweis bezog sich auf die Mangrovensümpfe, die entlang der Meerenge ständig irgendwie in Bewegung waren. Er seufzte. So war das hier nun mal mit den optischen und akustischen Seezeichen und Funkfeuern. Die Shawould war auf sich selbst gestellt.
    »Was sagt das Radar?«, fragte er Richardson.
    »Nun, bei diesem Wetter ist es schwierig, etwas auf den Schirm
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