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Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Ancient BladesDie Metropole der Diebe

Titel: Ancient BladesDie Metropole der Diebe
Autoren: David Chandler
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PROLOG
    In der Freien Stadt Ness lebten beinahe hunderttausend Menschen dicht gedrängt beieinander – wie Ratten, die man in einen viel zu kleinen Sack gesteckt hatte. Die Stadt maß weniger als eine Meile im Durchmesser und füllte jede Nische des Hügels aus, der von einer hohen Verteidigungsmauer umgeben war. Wenn man um Mitternacht von einem zwei Meilen entfernten Berg aus zu ihr hinübersah, stellte sie das einzige Licht in der nächlichen Landschaft dar. Wie ein glühendes Holzscheit inmitten dunkler Felder, die dem Horizont entgegenwogten. Das nur eines ordenlichen Windstoßes bedurfte, um hell und unberechenbar aufzulodern.
    Der Anblick ließ Bikker grinsen, obwohl er genau wusste, dass es sich bloß um eine Sache der Perspektive handelte. Er war ein Hüne von Mann mit einem buschigen Bart und einem magischen Schwert am Gürtel. Er wusste nicht, wie die anderen beiden Angehörigen der Verschwörergruppe darüber dachten, aber er hätte die Freie Stadt Ness nur zu gern brennen gesehen.
    Die Lichter, die er sah, kamen von tausend Fenstern und den Öfen Hunderter Werkstätten und Manufakturen. Die Stadt belieferte das Königreich Skrae mit sämlichem benötigten Eisen und Stahl, einem Großteil aller Lederwaren und einem endlosen Strom von Löffeln und Gürtelschnallen sowie Laternen und Hornkämmen. Die Gilden arbeiteten die Nacht durch, und das jede Nacht, denn die Nachfrage war schier endlos. Aus jedem Schornstein stieg Rauch empor, brodelnde Säulen aus Dunkelheit, die die Sterne verfinsterten, während die Hälfte der Fenster der Stadt von brennenden Kerzen erleuchtet wurden, weil ein Heer von Schreibern, Sekretären und Buchhaltern etwas in ihre Kontobücher kritzelten.
    Am Fluss erhoben sich hell erleuchtete Spielhäuser, während Huren lange Prachtstraßen enlangmarschierten und Laternen schwenkten, um Passanten anzulocken. Es hatte den Anschein, als wäre die halbe Stadt noch auf den Beinen. »Glaubt Ihr, dass einer von ihnen ahnt, was auf sie zukommt?«, fragte Bikker.
    »Um unserer Pläne willen bete ich, dass es nicht so ist«, sagte sein Auftraggeber. Bikker hatte den Mann noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. Selbst jetzt verbarg sich der Drahtzieher der Verschwörer in einer abgedunkelten Kutsche, die von zwei weißen Pferden gezogen wurde, die mit den Hufen scharrten. Sie trugen kein Brandzeichen, und der Kutscher war neutral gekleidet. Die Kutsche hätte zu jedem besseren Haushalt gehören können – sämliche Insignien waren entfernt worden.
    Eine schlanke weiße Hand schob sich aus dem Kutschenfenster und hielt einen Beutel voll Gold an seinen Schnüren. Bikker nahm die Bezahlung – die letzte Rate von vielen – und schob sie unter sein Kettenhemd. »Um Euretwillen rate ich zu versiegelten Lippen.«
    »Keine Sorge, wenn ich will, kann ich sehr verschwiegen sein«, sagte Bikker mit einem Lachen. »Dabei gäbe das hier eine wirklich tolle Geschichte ab! In einem Monat wird Aufruhr in der Stadt herrschen, die Toten werden sich in den Straßen auftürmen. Wie viele Lichter wird man dann wohl noch sehen? Und niemand wird je erfahren, welche Rolle ich dabei gespielt habe.«
    »Nein, das wird keiner«, sagte der dritte Verschwörer. Bikker richtete den Blick auf Hazoh, dessen Anlitz ein dicker Schleier aus schwarzem Krepp verhüllte. So sehr Bikker es auch verabscheute, mit gesichtslosen Gefährten Geschäfte zu machen, war er über diesen Schleier doch ganz froh. Es war nicht gut, in das enblößte Gesicht eines Zauberers zu schauen. »Wenn du nicht den Mund halten kannst, werde ich dafür sorgen, dass du es tust. Vergiss nicht deinen Platz. Deine Rolle in all dem hier ist minimal.«
    Bikker zuckte mit den Schultern. Das wusste er nur zu gut. Man hatte ihn für verschiedene kleine Aufgaben in den Dienst genommen, aber hauptsächlich deswegen, weil er vermulich die einzige Person in der Stadt war, die die beiden hätte aufhalten können, falls er gewollt hätte. Als er sich einverstanden erklärt hatte, sich mit ihnen zu treffen – und dann das zögerliche, verstohlene Angebot angenommen hatte –, waren sie auf eine fast schon lächerliche Weise dankbar gewesen. Sein Ruf eilte ihm voraus, und sie hatten nicht gewagt, seine Eitelkeit zu verletzen. Aber sie ließen ihn auch nie vergessen, dass er ihr Laufbursche war. »Ich tue, was man mir sagt … wenn man mich bezahlt. Gold hat so seine Art, jede Zunge zum Schweigen zu bringen. Mir ist schon klar, dass ich ihn nicht zu fragen brauche« –
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