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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob
Autoren: Jacquelyn Frank
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Ein Sturm aus schwarzem Staub fegte herein und kreiselte wie ein Tornado. Es dauerte nur einen Wimpernschlag, und er hatte die beiden Männer erreicht. Vor ihren Augen nahm der Staub die Gestalt einer Frau an. Ihr Haar war so weich und silbrig weiß wie die Wolken, ihre normalerweise blauen Augen wurden fast völlig beherrscht vom Schwarz ihrer riesigen Pupillen, in denen die nackte Angst stand.
    „Noah!“, keuchte sie und griff blind nach dem König, während ihre Panik die Luft erzittern ließ und jede Flamme im Raum fast zum Erlöschen brachte. „Er ist entführt worden! Du musst mir helfen! Ich ertrage es nicht, ihn zu verlieren! Er bedeutet mir alles!“
    „Ganz ruhig“, sagte Noah sanft und kam um seinen Schreibtisch herum, um sie in die Arme zu nehmen. „Beruhige dich, Myrrh-Ann. Ich vermute, du sprichst von Saul?“
    „Es war so schrecklich!“, schluchzte die schöne junge Frau und krallte sich in Noahs Hemd. „Er hat sich direkt zwischen meinen Fingern aufgelöst! Noah, du musst uns helfen!“
    Noah und Jacob wurden ganz still, und ihre Blicke trafen sich über Myrrh-Anns Kopf hinweg. Sie brauchten keine Worte, um zu wissen, was der andere dachte. Um zu spüren, wie sie beide schneller atmeten.
    „Was meinst du mit ‚er hat sich aufgelöst‘?“, fragte der Vollstrecker behutsam.
    „Ich meine, er ist abberufen worden! Versklavt!“, schrie Myrrh-Ann, wirbelte zu Jacob herum und starrte ihn voller Angst und Wut an. „Gerade hatte er mich noch berührt, das ungeborene Kind in mir gestreichelt.“ Sie legte die Hand schützend auf ihren gewölbten Leib, als habe sie Angst, man könne ihr als Nächstes das Baby nehmen. „Und dann hat sich sein Gesicht in unvorstellbarem Schmerz verzogen. Gütiges Schicksal! Er ist einfach verblasst, die Füße zuerst, und hat sich in widerlich stinkenden Rauch aufgelöst.“ Sie wandte sich wieder dem König zu und packte verzweifelt sein Seidenhemd, wobei ihre Nägel den feinen Stoff anritzten. „Er hat geschrien! Oh Noah, er hat so geschrien!“
    „Myrrh-Ann, bitte setz dich“, sagte Noah sanft. „Du musst dich beruhigen, sonst verlierst du noch das Kind. Es war richtig, sofort zu uns zu kommen. Jacob und ich werden der Sache auf den Grund gehen.“
    „Aber wenn er versklavt worden ist …“ Myrrh-Ann zitterte am ganzen Leib. „Noah, wie ist das nur möglich? Warum? Warum mein Saul?“ Myrrh-Ann hatte die Stimme gesenkt und flüsterte nur noch schnell und rau und voller Panik. Die anderen beiden Dämonen konnten ihren entsetzten Gedanken kaum noch folgen.
    War das möglich? Seit fast einem Jahrhundert war kein Dämon mehr abberufen worden. Vielleicht irrte sie sich. Es hatte eine Zeit gegeben, in der die Dämonen durch diesen fürchterlichen Akt der Versklavung beinah ausgerottet worden waren. Es war der Bann eines Nekromanten gewesen. Ein schwarzer Zauber, der seltener geworden war, als das Christentum sich ausbreitete und das technologische Zeitalter begann. Mit dem Niedergang solcher Hexerei war der Friede gekommen.
    Die Ausnahmen waren offensichtlich – die unkontrollierbaren Phasen des Wahnsinns, die sie während des Heiligen Mondes heimsuchten und sie zu unbarmherzigen Jägern der Menschen machten. In diesen Zeiten kam es gelegentlich sogar zu Scharmützeln mit anderen Arten von Schattenwandlern.
    Solange diese Welt besteht, hat es Schattenwandler gegeben. Jene Wesen der Nacht, denen die kühle Luft am besten schmeckt, die das Mondlicht erfrischt und die die Sonne als ein himmlisches Zeichen dafür sehen, dass sie schlafen gehen sollen. Dämonen, Vampire, Werwölfe sind von dieser Art und haben wohl sogar die gleichen moralischen Ansichten.
    Und solange es Schattenwandler gibt, gibt es auch jene, die sie jagen. Menschen voller Unwissenheit und voller Heidentum, die tölpelhaft versuchen, sie zu töten. Diese Menschen, die alles fürchten, was sie nicht verstehen, waren schon immer in fanatischer Weise bemüht, die Welt von diesen Kreaturen zu befreien, die für sie die Verkörperung des Bösen sind. Während normale menschliche Jäger die Dämonen nicht weiter störten, waren menschliche Geisterbeschwörer, bekannt als Nekromanten, eine völlig andere Sache. In ihren Flüchen lag ein Verhängnis, das für jeden Dämon, der davon getroffen wurde, weit schlimmer war als der Tod.
    Myrrh-Anns Beschuldigungen konnten eine heftige Störung im Gleichgewicht ihrer Welt bedeuten. Es konnte bedeuten, dass diese höchste magische Bedrohung durch irgendetwas
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