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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob
Autoren: Jacquelyn Frank
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sie trug mühelos bis zu Isabella in den fünften Stock.
    „Sie klingen wie meine Schwester.“
    Auch sie wurde nicht lauter. Irgendwie fühlte sie, dass es nicht nötig war. Warum kam ihr das eigentlich nicht seltsam vor? Doch, sie fand es schon komisch. Es störte sie nur nicht.
    „Dann sind wir ja schon zwei, die meinen, dass Sie sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen sollten.“
    „Ich werde mir merken, wie fürsorglich Sie waren“, erwiderte sie trocken.
    Er lachte. Die tiefe männliche, einladende Stimme umspielte sie und klang amüsiert. Sie musste lächeln und verschränkte die Arme fester.
    „Außerdem“, fuhr sie fort, „haben Sie es gerade nötig. Was treiben Sie mitten in der Nacht in dieser Gegend? Sind Sie lebensmüde?“
    „Ich kann schon auf mich aufpassen. Machen Sie sich keine Sorgen.“
    „Okay. Aber Sie haben meine erste Frage noch nicht beantwortet.“
    „Das werde ich“, entgegnete er, „sobald Sie mir erklären, warum Sie da aus dem Fenster hängen.“
    „Ich hänge nicht. Ich lehne mich hinaus. Ich sehe mich einfach ein bisschen um.“
    „Sind Sie neugierig?“
    „Nein. Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich habe mir den Mond angesehen.“
    Sie beobachtete, wie er einen Blick über die Schulter hinauf zum Himmel warf. Er tat es so lässig, dass sie das Gefühl hatte, er sei nicht besonders beeindruckt von dem, was er sah.
    „Während Sie in die Sterne geguckt haben, ist Ihnen da zufällig irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?“ Er schien die Frage spontan zu stellen, aber irgendetwas sagte Isabella, dass ihm ihre Antwort sehr viel wichtiger war, als er zugeben wollte.
    „Alles Ungewöhnliche ist zu dieser Zeit doch ganz gewöhnlich. Wollen Sie auf etwas Bestimmtes hinaus?“
    Sie spürte, dass er zögerte, und wusste, dass er mit etwas haderte. Er stieß einmal kurz und tief die Luft aus.
    „Schon gut, es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe.“
    „Nein, warten Sie!“
    Isabella beugte sich schnell vor und streckte eine Hand aus, um ihn aufzuhalten. Die ruckartige Bewegung brachte sie ins Wanken, und plötzlich hatte sie das seltsame Gefühl, als würde ihr Körper sich ohne ihren Willen bewegen. Ihre Füße in den Socken rutschten weg, sie fand auf dem hölzernen Boden keinen Halt mehr. Dann schwangen ihre Beine hoch, während der Schwerpunkt ihres Körpers schon über das Fensterbrett hinausragte. Ein überraschter, halb erstickter Laut kam über ihre Lippen, als sie mit dem Kopf voran in die schwarzsilberne Nacht stürzte. Der Schreck drehte ihr den Magen um, und sie vermutete, dass sie sich wahrscheinlich übergeben hätte, aber nun würde sie ja sowieso sterben.
    Doch anstatt auf den gnadenlosen Beton zu prallen, landete sie auf irgendetwas Hartem, das aber nachgab. Ihr Körper wurde abrupt abgebremst und federte durch, während vor ihren Augen, die sie fest zugekniffen hatte, Sterne tanzten.
    Isabella rang nach Atem, das Adrenalin schoss durch ihren Körper, während sie sich an allem festklammerte, was sie zu fassen bekam.
    „Es ist alles in Ordnung. Sie können Ihre Augen wieder aufmachen.“
    Diese Stimme. Diese tiefe männliche, erotische Stimme, die sie offenbar davor bewahrt hatte, auf dem Boden zerschmettert zu werden.
    Isabella öffnete ein Auge und starrte auf ihre Hand. Sie hatte sich in den grauen Stoff eines Mantelkragens verkrallt.
    „Verdammte Scheiße“, keuchte sie und riss beide Augen auf, während sie in das Gesicht des Mannes starrte, der sie offensichtlich davor bewahrt hatte, sich den Schädel zu spalten. „Verdammte …“ Sie verstummte, denn nun konnte sie ihm besser ins Gesicht sehen und bekam den nächsten Schock.
    Er war unglaublich und fast unerträglich schön.
    Sie fand einfach keine passenderen Worte dafür. Er war mehr als nur gut aussehend. Gut aussehend war eine gängige Bezeichnung bei Männern, aber die Bedeutung des Wortes war zu eng. Dieser Mann war wahrhaftig schön. Seine Züge waren so ausgesprochen vornehm, dass sie dem Wort edel eine ganz neue Bedeutung verliehen. Dunkle Augenbrauen wölbten sich über dunklen Augen, beides von unbestimmbarer Farbe in der silbernen Nacht. So dramatisch! Aber gleichzeitig auch wieder kindlich durch die dichten langen Wimpern. Seine unglaublichen Augen glommen leicht amüsiert, während sich seine sinnlichen Lippen zu einem Lächeln verzogen, das man nur sündig nennen konnte.
    „Wie haben Sie … Aber das ist … Sie konnten doch unmöglich!“, stotterte sie, während sich
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