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Schattenturm

Schattenturm

Titel: Schattenturm
Autoren: Alex Barclay
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in der Dunkelheit stehen, das Handy am Ohr, als sie versuchte, Frank Deegan anzurufen, weil sie wusste, dass Frank der Einzige war, dem sie vertrauen konnte. Doch dieses Gespräch war nie zustande gekommen, weil ein großer, kräftiger Polizist im Kokainrausch …
    Frank Deegan nahm immer zwei Stufen auf einmal, als er die Leuchtturmtreppe hinaufstürmte. Er kletterte über die Leiter in den Laternenraum und beugte sich durch die Falltür, wobei er gezwungen war, seine Hände in eine Blutlache zu legen, um sich aufzustützen und durch die Tür zu steigen.
    Seine Stimme krächzte, als er O’Connor zurief: »Rufen Sie einen Rettungswagen, Myles. Und machen Sie schnell, um Himmels willen.«
    »Okay!«, rief O’Connor zurück.
    Frank wandte sich dem Jungen zu. »Shaun«, sagte er leise. »Wer war hier?«
    »Der Mann, der das getan hat«, flüsterte Shaun, wobei er seiner Mutter übers Haar strich. »Mein Vater ist hinter ihm her. Richie ist bei ihm.«
    Frank sah zu O’Connor hinunter. Ihre Blicke trafen sich.
    O’Connor schaltete sein Funkgerät ein.
    Joe beugte sich über Richies Gesicht. »Ich habe mir Ihr Handy angesehen.«
    »Geben Sie mir das verdammte Ding!«, rief Richie und stieß den Ellbogen mit solcher Wucht auf Joes Handgelenk, dass dessen Griff sich lockerte.
    »Sie haben gar keinen Rettungswagen für Anna gerufen, Sie Scheißkerl. Und auf Katies Turnschuhen wurden Spuren aus der Hafengegend gefunden. Frank hat mir gesagt, dass Shaun als Täter nicht in Frage kommt. Und Sie haben gehofft, Sie könnten Duke Rawlins dieses Verbrechen mit meiner Hilfe anhängen.«
    »Ich glaube, jetzt kann ich Ihnen den Mord anhängen«, sagte Richie und wies mit dem Kinn auf die Menschen, die einen Kreis um sie bildeten.
    Joe stieß wütend hervor: »Die Leute haben keinen Respekt vor Ihnen.«
    »Das müssen Sie gerade sagen! Bei Ihnen sitzt der Finger doch ganz locker am Abzug. Ich bin derjenige, der hier eine Uniform trägt, vergessen Sie das nicht«, zischte Richie. »Für Sie gibt es keine Hoffnung. Man wird keine Fingerabdrücke finden, Lucchesi. Und Sie sind von oben bis unten voller Blut. Sie sind in einem fremden Land. Hier bei uns regeln wir unsere Angelegenheiten auf unsere Weise. Niemand wird Ihnen glauben.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Helfen Sie mir«, befahl er den Gaffern in herrischem Tonfall. »Der Mann ist verrückt.«
    Joe starrte ihn sprachlos an. Blinde Wut packte ihn, als er sich aufrappelte. Zwei kräftige Männer kamen auf ihn zu, doch Petey versperrte ihnen den Weg, beugte sich verlegen vor und krallte seine großen Hände in den Jackenkragen. Regen rann über sein blasses Gesicht.
    »Du hast deinem Freund nicht geholfen«, sagte er und zeigte auf Richie.
    »Joe Lucchesi ist nicht mein Freund«, erwiderte Richie und stand langsam auf.
    »Du hast ihm nicht geholfen.«
    Richie nahm von Petey keine Notiz mehr und drehte sich stattdessen mit geballten Fäusten zu Joe um.
    »Du hast ihm nicht geholfen!«, rief Petey. »Deinem Freund! Justin Dwyer. Damals, am Meer. Ich habe dich gesehen. Du hast nur da gestanden, als Justin starb.«
    »Was redest du denn da?«, sagte Richie.
    »Er hat um Hilfe geschrien, und du hast ihm nicht geholfen.« Ein heftiger Windstoß riss Peteys Jacke auf, und der Regen durchnässte binnen weniger Sekunden sein weißes Hemd.
    »Es war ein Unfall.«
    »Ich weiß, Richie, aber du hast ihm nicht geholfen. Du kannst schwimmen. Warum hast du ihn nicht gerettet? Warum? Du hast zugesehen, wie er ertrunken ist. Ich habe dich gesehen. Ich war da. Ich hatte mich versteckt …« Petey brach in Tränen aus.
    »Sei still, du Idiot«, brüllte Richie. »Halt die Schnauze!«
    »Nein«, sagte Petey schluchzend. »Ich kann nicht.«
    Sekundenlang war nur das Rauschen des Regens zu hören. Verwirrt und verunsichert verharrten die Umstehenden regungslos und fragten sich, wer hier Täter und wer Opfer war. Schließlich trat Mrs Grant vor und ergriff Peteys zitternde Hand. Ehe sie ihren Sohn zu sich zog, warf er Joe einen flehenden Blick zu. Joe legte Petey eine Hand auf die Schulter und nickte anerkennend. Dann drehte er sich zu Richie um. »Sie kranker Mistkerl«, zischte er, riss ihn zu Boden und hob den Blick zur Menge. »Versuchen Sie erst gar nicht, mich aufzuhalten! Ihr so genannter Polizist hier …« Am liebsten hätte er herausgebrüllt, was Richie getan hatte. Doch als er sah, dass Martha Lawson sich verstört an den Arm ihrer Schwester klammerte, brachte er es nicht übers
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