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Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen
Autoren: Jason Dark
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morgen dann.« Bill legte auf, und auch ich ließ den Hörer auf die Gabel fallen.
    Große Lust, im Büro zu sitzen, hatte ich nicht mehr. Draußen schien die Sonne. Im April wärmte sie schon. Es war wirklich ein herrlicher Frühlingstag.
    »Dein Urlaub beginnt erst morgen«, erinnerte mich Suko und warf mir eine Akte rüber.
    »Leider!« seufzte ich und schlug die Akte auf, obwohl ich sie am liebsten durchs Fenster geworfen hätte.
    ***
    Lars Strindberg war in den ersten Sekunden nach dieser schrecklichen Entdeckung unfähig, sich zu bewegen. Er starrte auf seine Tochter und sah deren blutverschmiertes Gesicht. So sahen Tote aus. War Sonja etwa tot?
    »Kind!« flüsterte er. »Himmel, mein Kind!« Dann ließ er sich auf die Knie fallen und sah aus der Nähe, daß Sonja die gleichen Wunden im Gesicht hatte wie er. Nur zählte er bei ihr drei. Sollten diese Vögel sie getötet haben?
    Nein, nein! Es schrie in ihm. Das Kind lebte. Er sah, wie es atmete. Sonja war nicht tot, nur verletzt. Plötzlich zitterte der Maler, und er mußte ein paarmal tief durchatmen, um alles richtig zu fassen und zu begreifen. Danach streckte er seine Arme aus und legte seine Hände um den schmalen Körper. Sonja war leicht. Mühelos hob ihr Vater sie hoch und legte sie über seine angewinkelten Arme, so daß er sie tragen konnte. Dann ging er vorsichtig den Weg wieder zurück. Er mußte so achtgeben, denn er wollte nicht stolpern. Während er schritt, flüsterte er immer den Namen seiner Tochter, die leblos auf seinen Armen lag. Das Blut hatte sich verteilt, es war auch in ihre blonden Haare gelaufen und hatte dort eine Kruste gebildet.
    Unterwegs schaute sich der Maler des öfteren um und achtete auch auf verräterische Geräusche, denn er glaubte nicht, daß die Eulen so einfach aufgegeben hatten.
    Sie ließen sich nicht blicken. Als Lars Strindberg den Weg erreichte, atmete er zum erstenmal auf. Jetzt konnte er schneller gehen, denn er brauchte nicht mehr auf tückische Fallen im Unterholz zu achten. Sonja rührte sich nicht. Nach wie vor lag sie in tiefer Bewußtlosigkeit in den Armen ihres Vaters. Obwohl sie seine Stimme nicht hören konnte, sprach er mit ihr. »Es wird ja alles wieder gut, Kleine. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich bin bei dir und werde dich beschützen. Wenn die Vögel kommen, dann vernichte ich sie. Sie werden dich nicht noch einmal angreifen, ich schwöre es…«
    So redete er und atmete auf, als er endlich den Lichtschimmer sah, der zwischen den Bäumen schimmerte. Jetzt waren es nur noch ein paar Meter bis zu seinem Haus. Dann konnten sie einen Arzt anrufen, damit er sich die Wunden genauer anschaute…
    Seine Gedanken wurden unterbrochen. Aus einem Baumwipfel über ihm löste sich etwas und wischte auf ihn zu. Er hörte noch das Flügelschlagen, zog den Kopf ein, doch die unheimliche Eule war zu schnell. Sie erwischte ihn nicht nur mit den Krallen und riß in seinen Haaren, sondern auch mit den spitzen Zähnen.
    Es war ein stechender Schmerz, der durch den Schädel des Malers zuckte, als seine Kopfhaut aufgerissen wurde. Das Blut quoll aus der Wunde und verteilte sich im Haar, wo es einen feuchten Film bildete. Lars Strindberg taumelte. Fast wäre er vom Weg abgekommen und zwischen die nahe wachsenden Bäume gefallen. Soeben noch konnte er sich fangen und mit seiner menschlichen Last auf dem Arm das Gleichgewicht halten.
    Keuchend und mit schmerzverzerrtem Gesicht blieb er stehen. Er wollte sehen, ob noch weitere Vögel einen Angriff flogen. Das war zum Glück nicht der Fall. Auch die eine Eule, die ihn attackiert hatte, sah er nicht mehr.
    Irgendwo im Wald war sie verschwunden.
    »Teufelswerk!« fluchte er. »Verdammtes Teufelswerk!«
    Zum erstenmal kam ihm der Gedanke, ob es nicht ratsam wäre, das Haus zu verlassen und einfach aus dieser Gegend zu verschwinden. Aber alles aufgeben? Einfach so? Nein, dazu war er nicht der Typ. Zudem mußte er noch mit seiner Frau über dieses Problem sprechen. Er wollte Ennas Meinung hören, bevor er sich entschloß. Dann hörte er ihre Stimme.
    »Lars?« hallte sie durch den Wald und die Dunkelheit. »Lars, wo bist du?«
    Strindberg holte tief Luft, bevor er antwortete. »Hier, Enna, hier bin ich!«
    »Im Wald?«
    »Ja.«
    »Hast du…«
    Lars ließ seine Frau nicht ausreden. »Ich habe sie gefunden, Enna. Ich habe sie…«
    »Dem Himmel sei Dank.«
    Während Lars Antwort gegeben hatte, war er schon weitergelaufen. Auf dem Weg bewegte er sich mit unsicheren
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