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Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen
Autoren: Jason Dark
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DIE STRIGEN
    Als Strigen bezeichnet man dämonische Wesen, die in den dichten Wäldern des europäischen Nordens hausen und sich ähnlich wie Vampire vom Blut der Menschen ernähren.
    Sie sind groß wie Eulen, sehen in der Nacht ebenso scharf und sind wild auf Beute. Nur eins unterscheidet sie von den echten Eulen. Es ist der Kopf!
    Die Strigen besitzen einen Totenschädel…
    Lars Strindberg schritt um das kleine Haus herum und schloß den letzten Fensterladen. Vom Fjord her blies ein steifer Wind, der unangenehm kalt durch die Maschen seines dicken selbstgestrickten Pullovers fuhr und sich unter dem Hausgiebel fing, wo das Regenrohr klapperte. Strindberg wurde wieder daran erinnert, daß er es endlich einmal reparieren mußte, aber unangenehme Dinge schob er gern auf die lange Bank. Er warf einen Blick zum Himmel. War sein Gesicht vorhin noch entspannt gewesen, so verdüsterte es sich jetzt. Das Wetter sah überhaupt nicht gut aus. Und wenn er daran dachte, wie oft es im April noch Schnee gegeben hatte, wurde ihm seine Laune regelrecht vermiest. Nur keinen Schnee mehr! Mit Schrecken dachte er an die weißen Massen, die er während des Winters weggeschaufelt und in den Wald geschafft hatte. Der Wald begann direkt hinter dem Haus. Enna, seine Frau, bezeichnete ihn immer als Dschungel. So unrecht hatte sie damit nicht, denn es war hier niemand, der dem Wachstum der Bäume Einhalt gebot. Selbst Holzfäller ließen sich hier kaum blicken, und so sorgte die Natur dafür, daß alte und schwache Bäume durch den Wind gefällt wurden und kurzerhand zwischen die gesunden fielen, wobei sie innerhalb des Waldes für einen regelrechten Wirrwarr sorgten.
    Wenn der Wald sich zu weit auswucherte und seinen Garten bedecken wollte, griff Strindberg ein. Dann trat die Motorsäge in Aktion, und sie hatten wieder Brennholz für den Winter.
    Unter dem spitzgiebligen Dach, wo sich auch Strindbergs Atelier befand, wurde ein Fenster geöffnet. Der blonde Lockenkopf einer Frau erschien.
    »Wann kommst du zum Essen, Lars?«
    Strindberg drehte sich um und legte seinen Kopf in den Nacken.
    »Großen Hunger habe ich noch nicht. Was gibt es denn?«
    »Laß dich überraschen.«
    Lars grinste. »Aber keine Suppe aus Tannennadeln.«
    »Du tust gerade so, als hättest du so etwas schon bei mir gegessen.«
    »Fast, meine Liebe, fast. Sag mir eine Zeit.«
    »Dreißig Minuten wird es noch dauern.«
    »Wunderbar, ich gehe dann solange in den Wald. Morgen will ich ein paar Bäume sägen. Mal sehen, vielleicht finde ich welche.«
    »Das wäre gut.«
    »Bis gleich dann.« Lars hob grüßend seine Rechte, drehte sich um und ging.
    Sein Haus war nicht groß. Das hatte er auch nicht gewollt, als er Oslo den Rücken kehrte, um mit seiner Frau Enna und der fünfjährigen Sonja in den Westen zu gehen, wo es die großen Wälder gab, die verschwiegenen Fjorde und die Berge.
    Zuerst hatten sie die Hektik der Großstadt ein wenig vermißt, dann gewöhnten sie sich an das Leben, und Lars Strindberg geriet in eine Schaffensperiode, die er mit dem Wort einmalig umschrieb. Er malte die herrlichsten Bilder, hatte Einfälle, die Natur regte ihn an, und was er nie für möglich gehalten hatte, trat ein. Er malte plötzlich die Landschaft, wo er zuvor Landschaftsmaler immer abgelehnt hatte, aber diese Gegend inspirierte ihn einfach, und er mußte sie auf die Leinwand bringen. Es war wie ein Drang, dem er nachkam, wobei er es verstand, klassische Formen und Stilarten der Malerei mit den modernen Elementen zu verbinden. Seine Bilder fanden reißenden Absatz, die Preise stiegen, und der Familie ging es finanziell gut.
    Lars Strindberg arbeitete nur morgens. Nachmittags und am Abend kümmerte er sich um den Garten oder ging in den Wald, um mit der fast unberührten Natur Zwiesprache zu halten. Es waren die stillen Stunden, die er ebenso liebte wie seine Arbeit.
    Bevor er den Wald betrat, wollte er noch durch den Garten schreiten. Allmählich fing alles an zu blühen. Schon allein wegen der Pflanzen hoffte er, daß es keinen Schnee mehr geben würde, und wenn noch Frost hinzukam, würde viel erfrieren.
    Der Garten war ziemlich groß. Ein grüner Zaun grenzte ihn ein. Er war kaum zu sehen, so daß der Waldrand nebst Garten fast eine Einheit bildeten. Gepflegte Wege durchzogen das kleine Areal. Lars hatte sie in den letzten beiden Stunden geharkt und auch die Erde auf den Beeten gelockert.
    In der Gartenmitte blieb er stehen und drehte sich um. Er schaute auf die Schmalseite des
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