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Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen
Autoren: Jason Dark
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Brusthöhe hatte er sich zwischen zwei sperrigen Zweigen festgeklemmt und wurde vom Wind bewegt wie eine Fahne. Freiwillig würde Sonja ihren Schal nie so abhängen. Da mußte etwas passiert sein.
    Lars Strindbergs Herz schlug plötzlich hoch bis zum Hals. Die Angst schnürte seine Kehle zu, denn er bekam keinen Laut hervor. Wenn Sonja was passiert war, dann…
    Mit einer wütenden Bewegung riß er den Schal ab, wickelte ihn um seinen Arm, brach durch das Unterholz und merkte nicht, wie Zweige sein Gesicht peitschten und die frische Wunde auf der Wange noch einmal aufrissen. Er dachte nur an Sonja.
    Fast wäre er über sie gestolpert. Im letzten Moment konnte er stoppen, schaute auf den Körper, sein Gesicht verzerrte sich, und seine Augen wollten fast aus den Höhlen springen.
    Das Kind lag halb auf dem Rücken und halb auf der Seite. Es hatte ein Bein angewinkelt, ebenso die Arme. Bleich war sein Gesicht, und über die Haut lief ein makabres Netz aus Blutfäden…
    ***
    »Urlaub wollen Sie haben?« fragte Superintendent Sir James Powell mich und schaute mich dabei an wie ein Henker seinen Delinquenten durch die Schlitze der Kapuze.
    »Ja, Sir«, erwiderte ich locker und grinste. »Ist das vielleicht ein Verbrechen?«
    »Fast«, sagte mein Chef. »Wenn Sie Urlaub haben wollen, ist das fast ein Verbrechen.«
    »Und wieso?«
    »Sie lassen eine Stadt schutzlos zurück.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sorry, Sir, aber da kann ich nicht folgen. Schutzlos nicht, weil Suko hierbleibt, und zudem löse ich ja nicht jeden Fall in London, sondern treibe mich oft in der halben Welt herum. Das Argument zieht nicht, Sir.«
    »Trotzdem.« Sir James ließ sich nicht beirren. »Bei Ihnen liegt der Fall eben anders.«
    »Warum steht mir dann überhaupt Urlaub zu?«
    Sir James winkte ab. »Papier ist geduldig. Aber sagen Sie mir mal, wo Sie überhaupt hinwollen!«
    »Ich möchte mit den Conollys eine Kreuzfahrt machen.«
    »Bahamas oder Bermudas, wie?«
    »Nein, Sir, Norwegen.«
    »Was? Sie wollen nach Norwegen und da eine Kreuzfahrt machen? Das gibt es doch nicht.«
    »Sicher, eine Fjordfahrt. Sie dauert zudem nur eine Woche. Bill ist an eine günstige Passage gekommen, und wir wollten uns mal so richtig den Wind um die Nase wehen lassen.«
    »Ich weiß nicht…« Sir James schüttelte den Kopf. »Für mich ist das unverständlich.«
    »Sie brauchen auch keinen Urlaub.«
    »Mal langsam. Für mich waren die letzten Wochen auch kein Honigschlecken.«
    Da hatte mein Chef recht. Er hatte einige Zeit im Krankenhaus verbracht. Das war notwendig geworden, denn er mußte sich einer Gesichtsoperation unterziehen. Die Riemen einer magischen Peitsche, die ebenso aussah wie Sukos Dämonenpeitsche, hatten ihn getroffen und seine Haut an drei Stellen im Gesicht regelrecht verbrannt. Sir James hatte sehr gelitten, doch es war den Ärzten gelungen, ihm die Hautreste wieder einzupflanzen. Natürlich sah man noch etwas. Einige rötlich schimmernde Nähstellen und Narben, so daß Sir James schon einen Spitznamen bekommen hatte. Einige Kollegen nannten ihn deswegen Streifenhörnchen und Zebra. Nur durfte der Superintendent das auf keinen Fall hören. Er wäre sonst an die Decke oder wer weiß wohin gesprungen. In dieser Hinsicht verstand Sir James keinen Spaß.
    »Und wann wollen Sie los?« Als er diese Frage stellte, hatte ich schon halb gewonnen.
    »Morgen früh.«
    »Dann kommen Sie aber sehr zeitig zu mir.«
    Ich hob die Schultern. »Es hat sich eben so ergeben.«
    Sir James nahm einen Schluck von seinem Wasser. Die Augen hinter seiner dicken Brille funkelten. »Bezahlt haben Sie schon, wie ich Sie kenne, John?«
    »Es blieb mir nichts anderes übrig.«
    Der Adamsapfel meines Chefs bewegte sich, als er das Wasser hinunter schluckte. »Wo sind die alten Zeiten geblieben?« Fast erging er sich in Selbstmitleid. »Ich weiß es nicht. Früher, da wollten wir gar keinen Urlaub, weil wir in unserer Arbeit eine Berufung sahen. Aber heute ist alles anders.«
    »Ich habe den vom vorigen Jahr…«
    »Ach, hören Sie doch auf. Fragen Sie mich mal, ob ich meinen Urlaub schon genommen habe. Wir können uns einfach keinen leisten.«
    »Dann lehnen Sie also ab?«
    Sir James sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, als wollte er anfangen zu weinen. »Eigentlich müßte ich das ja, aber ich habe eben ein zu weiches Herz, wie immer. Meinetwegen fahren Sie, John. Nur will ich wissen, wie man Sie erreichen kann.«
    »Das ist einfach, Sir. Ich habe Ihnen alles
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