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Satans Eulen

Satans Eulen

Titel: Satans Eulen
Autoren: Jason Dark
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verschwanden im grauen Himmel. Dann wurde es wieder still. Sehr still sogar, eine Ruhe, die dem Mann überhaupt nicht gefiel, denn er kannte sie nicht, war sie nicht gewohnt, der Wald lebte an sich immer. Als Lars sich drehte und in das noch blattlose Dickicht starrte, hatte er das Gefühl, von zahlreichen Augen beobachtet zu werden. War es wirklich nur ein Gefühl, oder schaute ihm da nicht doch jemand zu? Schräg vor sich, genau zwischen zwei Ästen, glaubte er, etwas Helles zu sehen.
    Auch ein Tier? Wenn ja, dann war es ein Vogel, denn er saß höher, als Lars groß war.
    Tief holte er Luft. Sein Atem war das einzige Geräusch in der plötzlichen Stille des Waldes. Er blickte noch einmal in Richtung Haus. Von dem Gebäude war nichts zu sehen. Das verzweigte Ast-und Zweigwerk nahm ihm die Sicht.
    Der Mann wußte in der Tat nicht, was er unternehmen sollte. Zurück zum Haus gehen oder im Wald bleiben und der Ursache des unheimlichen Heulens auf den Grund gehen?
    Da vernahm er es wieder.
    Diesmal noch lauter, ein Zeichen, daß sich das Tier seinem Standort genähert hatte. Zudem hörte er das Brechen eines Astes, als hätte jemand einen schweren Gegenstand in den Baum geworfen. Jetzt wurde es Lars Strindberg zu dumm. Er wollte endlich wissen, woran er war, sprang auf und drehte sich.
    Noch in der Bewegung hörte er das seltsame Flappen. Es war schräg hinter ihm aufgeklungen, und der Maler dachte sofort an den Flügelschlag eines Vogels.
    Als er es genau wissen wollte und sich auch umwandte, da verdunkelte sich sein Gesichtsfeld. Dicht vor ihm erschien etwas, wurde übergroß, und bevor Lars Strindberg seine Arme hochreißen konnte, klatschte es bereits in sein Gesicht.
    Ein großer, lebender Gegenstand - ein Vogel.
    An der Wange spürte er den Schmerz. Blut rann aus einer Wunde im Fleisch, und der Maler schlug um sich. Seine Hände trafen ins Leere. Der Vogel war viel zu schnell. Trotz seiner Größe segelte er leicht und irgendwie geschickt auf einen Ast zu, um sich darauf niederzulassen. Die Flügel fielen zusammen.
    Lars Strindberg hatte noch einmal das Taschentuch hervorgeholt. Er faltete es auf und suchte nach einer reinen Stelle, damit er die Wunde säubern konnte.
    Dazu kam er vorerst nicht, denn sein Blick war auf den Vogel gefallen. Trotz der Dämmerung fiel noch soviel Licht in den Wald, daß der Maler den Vogel erkennen konnte.
    Wieder erreichte ihn das schaurige Heulen, und er dachte auch an eine Eule.
    Aber Eulen besitzen keine Totenschädel.
    Bei diesem Vogel war dies der Fall. Er hockte auf dem Baum, und über seinem Körper schimmerte ein bleicher Totenkopf…
    ***
    Das Bild schockte den Mann. Normalerweise wäre er weggelaufen, doch seine Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen. Er sah den Vogel und glaubte an einen Alptraum.
    Allerdings brauchte er nur an den Schmerz und die kleine Wunde in seiner Wange zu denken, um zu wissen, daß das Erlebte kein Alptraum war, sondern Wirklichkeit.
    Vor ihm saß eine Eule mit einem Totenschädel.
    Groß wirkten die Augenhöhlen, wie die Augen bei einer normalen Eule. Der Schädel selbst schimmerte beinern, er leuchtete in einem gelblichen Weiß, und der Vogel besaß keinen Schnabel mehr. An seiner Stelle klaffte ein Loch im Schädel. Hinzu kam noch etwas. Unterhalb des Lochs konnte der Schädel bewegt werden, so daß eine Öffnung entstand, in der zwei Zähne schimmerten.
    Lange, spitze Zähne.
    Wie bei Vampiren, dachte der Maler, der die Zähne genau sah. Die Eule hatte vielleicht fünf Sekunden auf ihrem Platz gesessen, als sie es schließlich leid war, ihre mit Federn bedeckten Flügel ausbreitete und sich erhob.
    Lautlos flog sie und verschwand in einem Filigran aus dünnen, sperrigen Baumzweigen. Lars Strindberg sah, daß sich die Zweige bewegten, wie sie auf und niederhüpften, ein leises Rascheln - vorbei. Wie ein Spuk war dieser unheimliche Vogel gekommen, wie ein Spuk war er verschwunden.
    Ein Traum?
    Nein, Träume hinterlassen keine Wunden. Das konnte Lars Strindberg bestätigen, denn als er die Wange abtastete, da bemerkte er, daß ihm das Tier ein Stück Fleisch aus dem Gesicht gehackt hatte. Zudem wollte die Wunde überhaupt nicht mehr aufhören zu bluten.
    Er schüttelte sich und knirschte mit den Zähnen, weil Wut in ihm hochstieg. Das war nicht seine letzte Begegnung mit dieser verdammten Brut, wenn er so einem Tier noch einmal gegenüberstand, dann jedoch mit einem Gewehr in der Hand.
    Er liebte Tiere, hatte nichts gegen sie einzuwenden, nur
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