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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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jetzt kannst du nicht mehr zurück. Tu le regrettes ? Bereust du es?“
    „Nein!“
    Ich hatte das Gefühl von tausend Schmetterlingen auf der Haut. Alles um mich herum war neu, weil ich es mit den Augen eines Vampirs sah. Selbst die Steine, der Staub, die bleichen Gebeine. Fremdartig und schön. Die Welt hatte sich verändert und raubte mir fast den Atem.
    „Mon amour!“, flüsterte er. Sein Glück strömte durch ihn hindurch. Er war am Ziel seiner Wünsche, weil ich unsterblich in seinen Armen lag. Er hatte sterben wollen, als er mich verloren glaubte. Jetzt lebte er nur für mich. Für immer.
    Ein letzter Schatten Schmerz lief über mich hinweg. Ich verzog das Gesicht, hielt mich an Armand fest. Dann war es wirklich überstanden. Jetzt war ich ein Vampir.
    Er küsste mich auf die Stirn. Wir waren einander näher als je zuvor. Verbunden in dem mächtigen Blut, das durch unser beider Adern pulste.
    Doch ich wurde unruhig. Der Hunger schrie in mir. Brannte. Armand sah es. Sein Blick wanderte zögernd nach oben. Er lauschte auf die Schritte aus dem Kirchenschiff, und ich tat es ihm gleich. Sieben Menschen waren dort oben. Drei Priester, ein Messdiener und drei Betende. Armand ergriff meine Hand und zog mich zurück zur Falltür. Viel geräuschloser, als es mir vor kaum zwei Stunden je möglich gewesen wäre, hob er die Steinplatte an und glitt hinaus. Er hielt sie für mich auf und ließ sie dann sachte wieder an ihren Platz gleiten. Mit einem Sprung waren wir im Schatten. Niemand bemerkte etwas. Wenn wir nicht gesehen werden wollten, verharrten wir einfach regungslos und hüllten uns mittels unserer übernatürlichen Willenskraft in einen Mantel aus Materiepartikeln, den kein menschliches Auge durchdringen konnte. Die Fähigkeit, war ‚angeboren’. Armand musste mir nichts erklären, ich konnte es auf Anhieb.
    „Dort drüben, die Frau in dem dunkelgrauen Wollkleid. Sie ist einsam. Keine Familie, keine nennenswerten Freunde. Wenn du die Möglichkeit hast, suche dir solche Opfer aus, die keiner vermisst. Das erspart dir unnötiges Aufsehen.“
    Ich nickte, konnte den Blick aber nicht mehr von meinem ersten Opfer lassen.
    „Warte hier!“, raunte Armand. Und schon saß er in der Bank direkt hinter ihr. Sie hatte nichts bemerkt. Ich sah, wie seine Lippen sich bewegten. Die Augen der Frau schlossen sich, als würde sie einfach einschlafen. Sie verlor das Bewusstsein.
    So schnell, wie er sich von mir fort bewegt hatte, bewegte er sich nun zu mir zurück. Und wieder hörten und sahen die anderen Menschen nichts. Ihre Sinne waren nicht fähig, das zu erfassen, was vor sich ging. Vielleicht wunderte sich der eine oder andere von ihnen, wo die Frau war, die eben noch dort in der Kirchenbank gesessen hatte. Doch er würde sich sagen, dass sie sicher gegangen war, und er es nur nicht bemerkt hatte. Mich kümmerte das nicht, als Armand mir die schlafende Frau in die Arme legte. Ich zögerte nicht eine Sekunde, und schlug meine Fänge in die zarte Haut an ihrem Hals. Es war ein Genuss, zum ersten Mal als Vampir zu trinken. Das Blut floss heiß und unendlich süß durch meine Kehle. Ich senkte die Zähne noch tiefer ins Fleisch, riss schließlich eine klaffende Wunde auf und ertrank fast in dem Genuss des würzigen Duftes und des kräftigen Geschmacks. Ich konnte fühlen, wie das Blut sich in mir ausbreitete und mich mit neuem Leben erfüllte. Wie es mich wieder menschlich machte, obgleich ich wusste, dass dies nur ein Trugschluss war, denn letztendlich gab es nichts auf dieser Welt, das den Prozess der Wandlung hätte umkehren und mich wieder sterblich machen können. Von nun an ging mein Weg nur noch nach vorn.
    Erfreulicherweise passten mir die Kleider der Frau wie angegossen, so dass ich meine beschmutzen Sachen ausziehen und mich ihrer entledigen konnte. Sie waren verdreckt von den Exkrementen, die mein Körper während des Prozesses der Wandlung abgestoßen hatte. Diese Dinge brauchte er jetzt nicht mehr. Das war das Widerlichste an der Transformation. Ich war heilfroh, als ich mir das saubere Wollkleid überstreifte, auch wenn es sich kratzig auf der Haut anfühlte.
    Wir ließen die Leiche der Frau, bekleidet mit meinen alten Sachen, in die Seine gleiten. Während ihr Körper von der Strömung erfasst wurde, beugte ich mich weit nach vorne und sah in dem dunklen Wasser des Flusses zum erstenmal mein unsterbliches Spiegelbild. Was ich dort sah, erschreckte mich zutiefst, faszinierte mich aber gleichzeitig auch in
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