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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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demselben Maße. Ich hatte dieses Gesicht schon einmal gesehen. In Athaírs Augen.
    Das überirdische Leuchten, das nun von mir ausging, machte mich mir selbst fremd. Göttin, dachte ich nur, was bin ich geworden? Ich streckte die Hand aus, berührte die Wasseroberfläche aber nicht. Meine Haut war so blass und schimmernd wie edles Porzellan. Keine Unregelmäßigkeit, keine Rötung störte das perfekte Bild. Nur die Adern traten leicht bläulich an den Wangen hervor, weil ich noch nicht genug getrunken hatte. Die Konturen meines Gesichtes erschienen mir schärfer und gleichzeitig weicherals sonst. Ich wollte nicht glauben, dass das wirklich ich war, dort im Wasser. Als krasser Gegensatz zu meiner weißen Haut leuchtete das Grün meiner Augen dunkler und intensiver als je zuvor. Wie dämonische Edelsteine. Sie enthielten ein Feuer, das unmöglich irdisch sein konnte. In der Bewegung des Wassers sah es so aus, als würden meine roten Haare wie Flammen um meinen Kopf züngeln. Ich bekam Angst vor mir selbst und wich schnell ein Stück vom Wasser zurück.
    „Das kommt, weil du jetzt mit anderen Augen siehst. Du wirst dich schnell daran gewöhnen“, beruhigte Armand mich. Ich ergriff seine Hand, die er mir reichte und zog mich daran hoch. Sicher geborgen in seinem Arm warf ich noch einen letzten ängstlichscheuen Blick zurück zu der Stelle, wo ich mein Spiegelbild gesehen hatte. Dann schenkte ich ihm allein meine volle Aufmerksamkeit. Er lächelte. Schön wie ein Engel. Schöner denn je. Und mir wurde schmerzlich bewusst, dass ich nun ebenso wirken musste. Auf jeden Sterblichen, der meinen Weg kreuzte. Durchdrungen vom vampirischen Blut – seinem Blut. In mir fühlte ich eine Zerrissenheit, die keine Worte kannte. Ich fühlte mich noch nicht ganz zu den Vampiren, aber auch nicht länger zu den Menschen gehörig. Einerseits war da ein abgrundtiefer Schrecken vor dem, was ich nun war und was fortan mein Schicksal sein würde. Andererseits verspürte ich ein solch heißes Verlangen, eine Unruhe und Faszination, die ich kaum fassen konnte. Ich war glücklich und verzweifelt gleichermaßen, doch ich konnte nicht behaupten, dass ich meine Entscheidung bereute. Hätte ich noch einmal vor der Wahl gestanden, ich hätte ohne Zögern denselben Weg gewählt. Ich war Vampirin – ganz und gar. Ein bisschen fremd fühlte ich mich noch in meinem Körper. Aber mehr ich selbst als je zuvor. Ich gehörte jetzt zu Armand. Nur das zählte. Menschen waren Beute. Für meine Lust, und vor allem für meinen Hunger. Das Gefühl, als ich von der jungen Frau getrunken hatte. Dieser kurze Moment einer sterblichen Illusion. Während wir zusahen, wie ihr Körper langsam flussabwärts trieb, erzählte ich Armand davon.
    „Deine veränderte Wahrnehmung. Deine schärferen Sinne. Alles erscheint dir jetzt neu. Der Geruch von Blut, das Schlagen eines menschlichen Herzens wird ein Verlangen in dir wecken, das verzehrender brennt, als jedes Feuer. Am Anfang wirst du deshalb noch schnell töten. Um die Flamme zu löschen, die Qual des Hungers zu besänftigen. Und das Gefühl zurückzuerlangen, Mensch zu sein. Deine Seele hängt noch an deiner Menschlichkeit. Das verliert sich erst mit den Jahren. Du lernst, das Verlangen zu kontrollieren. Je weniger du auf das Blut angewiesen bist, desto stärker wird deine Sehnsucht, Leidenschaft mit deinen Opfern zu erleben, ehe du sie tötest. Nimm das alles hin und hadere nicht mit dir. Für Selbstvorwürfe ist kein Platz in unserem Leben.“
    „Wenn ich dich so reden höre, bekomme ich fast Angst, dass ich es nicht schaffe“, gestand ich.
    „Dazu besteht kein Anlass. Ganz sicher nicht. Dein Körper und deine neue Natur werden dich leiten.“
    Ich hörte ihm aufmerksam zu. Das alles war neu für mich, doch während ich ihm zuhörte, wurde mir eines deutlich bewusst: Ich würde viel schneller eins sein mit dem Vampir in mir, als Armand dachte. Ich spürte, wie sich das unsterbliche Blut meiner bemächtigte. Fühlte die kleinen Veränderungen, an meinem Körper, meiner Seele, meinem Geist. Meine Sicht der Dinge änderte sich bereits, ebenso meine Einstellung zu Leben und Tod. Ich hatte in der letzten Stunde meiner Sterblichkeit mein Leben kennen gelernt und konnte damit abschließen. Es hinter mir lassen. Ja, ich war stark. Aber nicht durch Armand. Das Blut von Lemain und Lucien war sehr lebendig. Dieses Blut, alt und mächtig, füllte mich aus. Ich hatte sehr viel davon bekommen. Besonders von Lemain.
    „Bist du
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