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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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Ich war Opfer einer regelrechten Belagerung durch Geister geworden. Ägyptische Geister aller Klassen und Abstammungen. Der Zusammenhang lag wohl an meiner inneren Zuneigung zu dem Land der Pharaonen. Schließlich hatte ich gerade deshalb Archäologie studiert und mich bereits während der letzten sechs Monate um eine Assistenzstelle bei einigen Ausgrabungsexpeditionen beworben. Leider hatte man mir bislang stets freundlich abgesagt und darum gebeten, ich möge es erneut versuchen, wenn ich das Examen bestanden hätte.
    Die Geister kümmerte es wenig, ob ich eine bestandene Prüfung hatte oder nicht. Sie erhofften sich von einer Hexe, die mit ihren Riten und ihrer Geschichte vertraut war und zudem noch über starke paranormale Kräfte verfügte, Hilfe bei der Lösung all ihrer Tausende von Jahren alten Probleme. Nur mit Mühe gelang es mir schließlich, diese Plagegeister wieder loszuwerden, meinen Geist vor ihnen zu verschließen und mein Examen trotz der Heimsuchungen zu bestehen.
    Auf dem Weg von der Uni zurück nach Hause war ich voller Hoffnung, nach dem Bestehen der Abschlussprüfungen nun bald nach Ägypten gehen zu können. Als einziger Wermutstropfen blieb, wie ich das meiner Grandma beibringen sollte, die mich lieber als praktizierende Hexe gesehen hätte, statt als Forscherin. Ihrer Meinung nach passten die alten Traditionen und die modernen Forschungen einfach nicht zusammen. Deshalb schob ich die Konfrontation mit ihr wegen meiner Zukunftspläne zunächst noch vor mir her.
    Als ich mich am Abend meiner Rückkehr müde in mein Zimmer direkt unter dem Dach zurückzog, war ich glücklich, endlich wieder zuhause zu sein. In meinem eigenen kleinen Reich. Wenn ich aus dem Fenster sah, konnte ich den See und fast ganz Bylden Wood dahinter überblicken. Von meinem Bett konnte ich durch das kleine Schrägfenster im Dach die Sterne funkeln sehen oder mich verträumt dem Anblick des Mondes hingeben. Ich fand es auch wunderschön, wenn es regnete, und die Tropfen in kleinen Bahnen an der Scheibe hinunterrannen. Das Zimmer war nur spärlich eingerichtet, denn viel brauchte ich nicht. Ein großes, bequemes Bett, das von einem hellblauen Gazevorhang umhüllt wurde, einen Toilettentisch und zwei Kleiderschränke für meine Sachen. Die Wände hatten wir mit Holz ausgeschlagen. Und mein Herzstück war der alte Holzofen in der Ecke. Ich konnte stundenlang in die knisternden Flammen schauen. An das Zimmer grenzte noch ein kleines Bad mit Dusche, Waschbecken und WC – und dem außerordentlichen Luxus einer großen Badewanne, in der ich herrlich die Seele baumeln lassen konnte. Hier in diesen beiden Zimmern war meine Zuflucht.
    An diesem Abend bemerkte ich schon beim Eintreten, dass etwas anders war. Ich fühlte mich nicht allein, obwohl ich niemanden sehen konnte. Schließlich führte ich das Gefühl auf meine Erschöpfung zurück und begann, mich auszuziehen. Nackt stellte ich mich vor den großen Spiegel und bürstete meine langen roten Haare. Das Licht der Kerzen auf dem Toilettentisch verfing sich in den Strähnen und ließ sie wie Feuer aufblitzen. Ich war ganz zufrieden mit mir. Mein Körper war schlank und sehnig. Muskulös, aber trotzdem noch sehr weiblich. Aus meinem Gesicht blickten mich zwei smaragdgrüne Katzenaugen an, und die sinnlich geschwungenen Lippen lächelten entspannt.
    „Merveilleux! Sie sind wunderschön!“
    Ich stieß einen leisen Schrei aus. Noch während ich herumwirbelte, um zu sehen, wer das gesagt hatte, griff ich nach meinem Nachthemd, das auf dem Stuhl lag und hielt es vor mich.
    „Sie können sich Ihre Scham sparen. Ich begleite Sie schon eine ganze Weile, und es gibt nichts an Ihnen, was ich nicht schon gesehen hätte.“
    Ich errötete bis in die Haarspitzen. Der Fremde quittierte dies mit einem Lächeln. Er stand im Schatten, aber ich sah seine Zähne aufblitzen.
    „Wer sind Sie, und wie kommen Sie hierher?“
    Er trat näher ins Licht, und es verschlug mir schier den Atem. Ich konnte mich nicht erinnern, je einen attraktiveren Mann gesehen zu haben. Groß, schlank und muskulös, mit schulterlangem schwarzem Haar, in welches der Kerzenschein ein irisierendes blaues Licht zauberte. Er hatte graue Augen, wie aus Eis, umrahmt von einem Kranz seidiger schwarzer Wimpern. Darüber feingeschwungene Brauen. Eine gerade schmale Nase über sinnlichen weichen Lippen, die sich zu einem sanften Lächeln kräuselten. Seine Gesichtszüge waren markant, aber nicht hart. Die Haut porenlos und glatt,
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