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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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schmaler und rutschiger wurden die Stufen. Aber ich geriet nicht ein einziges Mal ins Straucheln. Irgendwann spürte ich neben dem Ruf auch die Schwingungen. Energien, stärker als alles Irdische es je hätte ausstrahlen können. Am Ende der Treppe so stark, dass sie meinen Körper schmerzlich durchdrangen. Ich stand vor einer Tür. Sie war unverschlossen, also trat ich ein. Der Raum dahinter war von gleißendem Licht durchflutet, das mich aber nicht blendete. In der Mitte lag ein großer, quadratischer Felsbrocken. Wie ein heidnischer Altar, der im Licht seltsam schimmerte. So, als wäre er mit etwas Glänzendem überzogen. Außer mir schien niemand hier zu sein. Ich fragte mich, was ich nun tun sollte, da erklang die Frauenstimme wieder.
    „Ich freue mich, dass du zu mir kommst, Melissa.“
    Ich blickte mich um, befand mich aber immer noch allein. „Wer bist du? Wo bist du?“
    Leises, glockenhelles Lachen. Die Stimme antwortete in einer Art Gesang. „Aber du weißt doch, wer ich bin. Und ich bin überall um dich herum.“ Die große Urmutter. Sie war es selbst. „Ich habe dich gerufen, Melissa. Weil ich dich warnen muss.“ Warnen? Vor wem wollte sie mich warnen? Vor Armand? „Nichts ist so wie es scheint, meine Tochter. Die Feinde, die du fürchtest, werden deine Verbündeten sein. Und jene, denen du am meisten vertraust, trachten nach deinem Leben. Gib Acht, Melissa! Gib Acht!“
    Das Licht nahm Gestalt an, und eine Frau trat daraus hervor. Ihr Körper war schimmernd weiß. Lange, elfenbeinfarbene Haare fielen in weichen Wellen bis über ihre Hüften. Sie war nackt und trug die Zeichen der Unendlichkeit – die Spirale, das Hexagramm und das Pentagramm – in Silber auf ihrem Körper. Ich blickte ihr nach, wie sie langsam zum Altar hinüberging und darauf Platz nahm.
    „Du musst deinen eigenen Weg finden. Zurück in deine früheste Vergangenheit. Eine Vergangenheit noch vor deiner Geburt.“
    „Vor meiner Geburt? Du sprichst in Rätseln. Ich verstehe nicht, was du meinst. Welche Feinde? Welche Vertrauten? Was hat das alles zu bedeuten?“
    Sie lächelte nachsichtig. „Du wirst bald schon alles verstehen, mein Kind. Nur so viel will ich dir sagen: Der dunkle Engel wird dir helfen, deine wahre Familie zu finden.“ Was wusste sie über diesen Vampir? Und wie sollte er mir helfen? „Leg dich auf den Altar und ruh dich aus. Du wirst deine erste Reise antreten. Und dann kommt alles auf dich an.“
    Ein Altar. Ein Opferaltar, schoss es mir durch den Kopf. Er erinnerte mich an die Träume von der Frau und dem Kind, das nach seiner Mutter rief. Bilder blitzten in meinem Kopf auf. Ich fürchtete mich.
    „Hab keine Angst!“ Die Gestalt hatte sich bereits wieder aufgelöst, und auch das Licht um mich herum wurde schwächer. „Dir wird kein Leid geschehen.“
    Auf dem Altar lag ein Amulett. Ich wusste, dieses würde mich tatsächlich schützen. Also nahm ich es und legte es um meinen Hals. Eine Mondsichel über einer Rabenkrähe. Was das wohl zu bedeuten hatte? Ein Kelch erschien vor mir.
    „Der Trank wird dich auf die Reise schicken.“
    Die Flüssigkeit sah unheimlich aus. Dunkel und phosphoreszierend. Aber ich trank sie mutig und stellte fest, dass sie angenehm süß schmeckte. Mir wurde schwindlig, sodass ich mich auf den Altar legen musste, um nicht zu fallen. Sofort spürte ich die Energie, die er ausstrahlte. Sie durchströmte meine Wirbelsäule, verstärkte das Schwindelgefühl in meinem Kopf. Alles drehte sich um mich, mir wurde übel. Plötzlich fühlte ich mich wie von einem Wirbelsturm hochgehoben. Fast glaubte ich, mich übergeben zu müssen. Doch dann hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Licht wärmte meinen Körper. Als ich blinzelnd die Augen öffnete, stellte ich fest, dass es Sonnenstrahlen waren, die durch ein Blätterdach über mir fielen. Ich befand mich in einem Haselnusshain. An einem heiligen Platz der Göttin. Aber wo genau war ich?
    „Du bist nicht allein“, sagte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah in die Augen der Wölfin, die mich bereits auf dem Felsvorsprung über der Höhle begrüßt hatte.
    „Du bist das Tier in mir, nicht wahr?“
    „Natürlich. Was sollte ich wohl sonst sein?“, fragte sie, während sie an mir vorbei in die Mitte der Lichtung schritt. Dort setzte sie sich und blickte mich abwartend an.
    „Weißt du, wo wir sind?“
    „So viele Fragen in deinem Kopf. Du hast hoffentlich nicht die Absicht, sie mir alle zu stellen.“ Aufmerksam
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