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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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Kalte Hände hatten nach mir gegriffen. Ich war beinah gestorben vor Angst, bis Grandma mir glaubwürdig versicherte, all das sei nur meiner Phantasie entsprungen. Es tat ihr unendlich Leid, dass sie mich so geängstigt hatte. Sie erzählte mir danach nie wieder solche Gute-Nacht-Geschichten. Wenn der Fremde davon wusste, war es nicht abwegig, zu glauben, dass er die Wahrheit sagte. Und dass
er
meinem Ruf damals gefolgt war.
    „Oui, ich bin ihm gefolgt. Doch nach Lillys Tod hielt ich es für klüger, wieder auf Distanz zu gehen, ehe ich ihr Schicksal hätte teilen müssen.“
    „Warum sollte Grandma Ihre Freundin getötet haben?“
    „Warum fragen Sie sie nicht selbst?“
    Ich war nicht zufrieden mit der Antwort, verfolgte das Thema jedoch nicht weiter. Mich interessierte viel mehr, warum er gerade jetzt wiedergekommen war.
    „Aus Neugierde“, gestand er. „Um zu sehen, was aus dem Kind geworden ist. Und ich muss gestehen, ich bin überwältigt von der Frau, die ich gefunden habe.“
    „So überwältigt, dass Sie sich jetzt diese Frau einverleiben wollen?“ Damit brachte ich ihn vollends zum Lachen.
    „Mon Dieu, nein! Warum sollte ich das tun? Ich hätte es vor Monaten tun können, wenn ich gewollt hätte. Was bringt Sie nur auf solche absurden Gedanken?“
    „Wenn Sie wirklich ein Vampir sind, begehren Sie schöne Jungfrauen besonders, habe ich gehört.“
    „Sind Sie denn noch Jungfrau?“
    Die Frage kam so schnell, dass ich nicht wusste, was ich antworten sollte. Ich wurde puterrot. Es dauerte einige Augenblicke, bis ich mich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. „Selbst wenn nicht. Als Vampir ernähren Sie sich doch sicher von Blut. Was gibt mir eine Garantie, dass ich nicht Ihr Abendessen werde, wenn Sie plötzlich Hunger bekommen?“
    Ich stellte die Frage trotzig, weil ich mich über mich selbst ärgerte. Zugegeben äußerst leichtsinnig, angesichts meiner derzeitigen Position. Aber an Angst dachte ich seltsamerweise kaum. Bis mir die Antwort auf meine Frage fast das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    „Rien. Nichts, mon cœur!“
    „Aha“, sagte ich kleinlaut und merkte im selben Moment, wie dämlich das klang.
    „Aber ich pflege zu speisen, bevor ich sterbliche Freunde besuche. So ist das Risiko des Hungers relativ gering“, fügte er mit aufmunterndem Lächeln hinzu. Vielleicht sollte mich das beruhigen. Das tat es aber nicht. Warum, wurde mir bei seinen nächsten Worten schlagartig klar. „Und abgesehen davon, ist es auch nicht im Geringsten meine Absicht, Sie zu töten. Ganz im Gegenteil. Sie würden eine wundervolle Gefährtin abgeben. Ausgestattet mit Fähigkeiten, die nur wenige Sterbliche haben. Und das vampirische Blut würde diese noch verstärken.“
    Ich wich einen weiteren Schritt zurück, doch er folgte mir. „Und wenn ich das nicht will?“ Meine Stimme bebte. Plötzlich hatte ich doch Angst. Das Flackern der Kerzen war ein Spiegelbild meines Zitterns, als er sich mir langsam näherte, bis ich die Wand im Rücken hatte. Ich schluckte hart, und meine Finger verkrampften sich in den Stoff des Nachthemdes. Seine Lippen teilten sich, ich konnte deutlich scharfe Fangzähne sehen. Himmel, er war wirklich ein Vampir! Direkt vor mir blieb er stehen, sah mir tief in die Augen, berührte mit der Fingerspitze meine Lippen. Weich und kühl. Ich war wie gelähmt.
    „Patience! Überstürzen wir nichts, ma chère“, sagte er leise. „Lassen Sie mich Ihr Freund sein, und ich schwöre, dass ich keine Gefahr für Sie sein werde.“ Sein Blick wanderte zum Horizont. „Die Sonne wird bald aufgehen. Überdenken Sie unser kleines Geplauder. Wenn ich morgen wiederkomme, sind Sie vielleicht eher geneigt, zu glauben, dass ich ein Vampir bin.“
    Ich glaubte ihm schon jetzt. So sehr, dass mir nicht ganz wohl dabei war. Und als er verschwand, so schnell, dass das menschliche Auge nicht folgen konnte, überlief mich ein eiskalter Schauer. Die Fangzähne hatte ich mir nicht eingebildet. Sie waren real. Er hatte sie mich mit voller Absicht sehen lassen. Ein leichtes Frösteln, das der Windhauch vom offenen Fenster verursachte, machte mir klar, dass ich noch immer nackt im Raum stand und mir lediglich das Nachthemd vor den Körper hielt. Göttin, was musste er von mir denken? Ob er tatsächlich in der nächsten Nacht wiederkommen würde? Er hatte eine Menge Fragen zurückgelassen, und obwohl ich mich vor ihm fürchtete, fühlte ich mich auch zu ihm hingezogen.
    In der nächsten Nacht wartete ich
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