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Schneller als das Licht (Orion 11)

Schneller als das Licht (Orion 11)

Titel: Schneller als das Licht (Orion 11)
Autoren: Hans Kneifel
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1
     
    Hin und wieder, allerdings in ziemlich weit auseinanderliegenden Zeiträumen, fand Oberst Cliff Allistair McLane, Kommandant des Raumkreuzers ORION VIII, den Marschall sympathisch. Weniger nett fand er noch immer Michael Spring-Brauner, dem er sehr gern einmal den Zopf geölt hätte; in anderen Worten: dem er, Cliff, die Lehre seines Lebens erteilt hätte.
    Vor Cliff McLane saßen Wamsler und sein Adjutant.
    »Gewiß, Kommandant«, sagte Raummarschall Wamsler nicht ohne eine gewisse Würde, »besteht Ihr Ärger zu Recht.«
    Cliff nickte mehrmals.
    »Allerdings«, sagte er. »Ich komme mit der Botschaft, daß wieder einmal die Erde vor einem Virenanschlag gerettet ist, und Sie haben nichts Besseres vor, als mich zu verhaften. Sie haben mir, das muß gesagt werden, gründlich den Zopf geölt.«
    Giftig bemerkte der schöne Michael:
    »Dieses unpassende Sprichwort dürften Sie sich auch wieder abgewöhnen, Oberst McLane.«
    Cliff lächelte säuerlich und erwiderte:
    »Was ich mir wann abgewöhne, mein Wertester, bestimme immer noch ich.«
    Spring-Brauner schwieg betreten.
    »Lenken Sie nicht ab«, sagte Wamsler mit seiner dunklen, stets grollenden Stimme. Er saß in seiner schwarzen Galauniform in dem schweren Ledersessel, der unter seinen Bewegungen ächzte und knarrte wie ein Sattel.
    »Keineswegs. Sie wollten sich, nehme ich an, noch einmal in aller Form entschuldigen«, antwortete Cliff. Er wußte, daß ihn Wamsler grundsätzlich schätzte, aber er wußte auch, daß dieses gegenseitige Verhältnis gefährlich war. Wamsler zog ihn zu allen Aufgaben heran, an die sich sonst niemand gewagt hätte oder die aus bestimmten Gründen nicht gerade Begeisterungsstürme unter den Männern der Patrouillenschiffe auslösten. Und auch jetzt, wenige Tage nach dem Abenteuer mit den rebellischen Kolonisten von Tareyton, stand – das roch Cliff förmlich – ein solches Abenteuer bevor.
    »Ja. Genügt es nicht, daß wir siebzig Flaschen Archer's tears von Konsul Halvorsen schicken ließen? Genügt es nicht, daß Sie und Ihre Crew, einschließlich Lydia van Dyke und Tamara Jagellovsk, tagelang unbrauchbar waren, nur weil Ihnen die Abgase des Alkohols aus den Ohren wehten wie Rauch?«
    Cliff grinste vergnügt und lehnte sich zurück.
    »Unbrauchbar waren wir nicht«, sagte er, in träumerische Erinnerung versunken. »Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Wir waren ganz nett brauchbar. Ja, mit den Flaschen des Tareyton-Alkohols haben Sie vieles gutmachen können.«
    Wamslers flache Hand knallte auf den Tisch herunter. Spring-Brauner zuckte zusammen und hob alarmiert die Brauen.
    »Können wir dieses Zeug endgültig vergessen, McLane?« rief Wamsler. »Sie sind verdammt nachtragend, muß ich sagen.«
    »Das alles, Marschall«, meinte Cliff sarkastisch, »ist reine Notwehr. Sonst würde ich mich von Ihnen und Oberst Villa zu Tode schikanieren lassen.«
    Michael Spring-Brauner, der bestaussehende Mann im Gelände rings um die Basis 104 unterhalb des Carpentariagolfes, lachte. Cliff heftete einen nachdenklichen Blick auf den Mann, der seit Urzeiten sein persönlicher Gegner war, und dann sagte er in äußerster Gelassenheit:
    »Eines Tages, Mister Spring-Brauner, werde ich Ihnen, um das Sprichwort ein vorletztesmal zu zitieren, ›den Zopf ölen‹. Dann werden Sie hoffentlich aufhören, mir und meiner Crew ein Bein zu stellen.«
    Spring-Brauner zuckte die Schultern in der tadellosen, peinlich gepflegten Uniform und entgegnete:
    »Das nehme ich nicht an, Oberst.«
    Cliff winkte ab.
    »Denken Sie daran, wenn es soweit ist!«
    Wamsler hatte bis hierher geduldig gewartet, und jetzt stand er auf, kam hinter dem mächtigen, spiegelnden Schreibtisch hervor und blieb dicht vor Cliff McLane stehen.
    »Ich entschuldige mich«, sagte er, »und verspreche, Sie nicht mehr verhaften zu lassen. Und haben Sie jetzt vielleicht die Güte, meinen Ausführungen zu lauschen? Sonst feuere ich Sie eigenhändig hier durch die Lichtflutbarriere und hole mir einen anderen für den Job.«
    Cliff begann aufreizend mit dem Stuhl zu wippen.
    »Gern, Marschall. Sprechen Sie!«
    »Wie Sie wissen, haben Sie beide, Hasso Sigbjörnson und Sie als Verantwortlicher, die Maschinen der ORION VIII so weit ruiniert, daß das Schiff teilweise generalüberholt werden muß. Es befindet sich, wie Sie ebenfalls wissen, bereits im Hangar und in der Montage. Sie sind also arbeitslos ...«
    »Halt!« unterbrach Cliff nachdrücklich. »Sie haben uns zu Beginn des Galaktischen
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