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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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angespannt auf die Rückkehr meines geheimnisvollen neuen Freundes. Ich lag im Bett und versuchte krampfhaft, mich schlafend zu stellen. Allerdings gelang mir das nicht ganz. Als er kam, blieb mir fast das Herz stehen.
    „Ich weiß, dass Sie nicht schlafen.“ Seine Stimme war direkt neben meinem Gesicht. Sein Atem streifte meine Wange. Hektisch richtete ich mich auf und strich in einer nervösen Geste die Bettdecke glatt. „Haben Sie noch einmal darüber nachgedacht, ob ich ein Vampir bin oder nicht?“
    Er nahm auf meinem Bett Platz und schaute mich mit einer Ruhe an, die mich unruhig machte. Das Mondlicht spiegelte sich in den klaren grauen Tiefen seiner Iris. Hinter seinen leicht geöffneten Lippen meinte ich, die Fangzähne schimmern zu sehen. Wie eine leise Drohung
    „Ich glaube Ihnen“, antwortete ich schnell, um meine Angst zu überspielen. „Sie haben es ja gestern auch sehr deutlich gemacht. Es ist nur … Sie entsprechen nicht gerade dem Klischee.“
    Er schmunzelte. „Vraiment? Wirklich? Und wie ist das Klischee?“
    „Na ja“, meinte ich hilflos. „Furchteinflößend, hässlich, gruselig, böse, blutgierig.“ Mir fielen keine Adjektive mehr ein.
    „Glauben Sie mir, ich kann sehr böse und furchteinflößend sein. Und was die Blutgier angeht, so entspricht es der Wahrheit, dass ich Blut trinken muss, um zu überleben. Aber ich will doch sehr hoffen, dass Sie mich weder hässlich noch gruselig finden.“
    „Ganz im Gegenteil“, rutschte es mir heraus. Er quittierte das mit einem charmanten Lächeln. Vor Verlegenheit suchte ich nach weiteren Argumenten, warum er nicht dem entsprach, was man gemeinhin über Vampire hörte. Ich hoffte, meine Unsicherheit damit vor ihm zu verbergen.
    „Sie riechen auch gar nicht nach Friedhof oder so. Schlafen Vampire nicht unter der Erde?“
    „Ich persönlich ziehe etwas Bequemeres als den Friedhof vor. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Vampire so besonders erpicht auf feuchte, kalte Erde sind. Das verdirbt die gute Garderobe.“
    Sein Humor war ansteckend. Auch ich musste grinsen. „Aber tot sind Vampire schon, oder?“
    „Eher untot. Jedenfalls sagt man das. Aber wir sterben, um unsterblich zu werden. Ja, so könnte man das sagen.“
    „Warum atmen Sie dann? Tote brauchen keinen Sauerstoff. Aber ich habe Ihren Atem eben so deutlich gespürt wie bei einem lebenden Menschen.“
    Er zuckte mit den Achseln. „Wir haben einen natürlichen Atemreflex. Obwohl ich nicht glaube, dass unser Organismus noch Sauerstoff benötigt. Aber wir verfügen über einen ausgesprochen guten Geruchssinn. Ohne Atmen kein Geruch. Und auch keine Stimme.“ Das war logisch. „Sie sind eine faszinierende Frau, Melissa. Solche Fragen hat mir in der Tat noch niemand gestellt.“
    Ich senkte verlegen den Blick. „Ich hab’ mir halt meine Gedanken gemacht.“
    Er schaute mich aus sanften Augen an. In meinem Bauch breitete sich eine angenehme Wärme aus. Konnte man vor so einem Mann Angst haben?
    „Ich möchte gern Ihr Freund sein, wenn Sie es erlauben. Ihr Vertrauter. So etwas kann man nicht erzwingen. Es wäre eine Gunst, die Sie mir erweisen. Darf ich also auf ein Ja hoffen?“
    Er klang so sanft wie ein Engel. Und so unschuldig war auch sein Blick. Der Mond tauchte sein Profil in ein verwirrend unwirkliches Licht. Mein Herz schlug schneller. Wie hätte ich sein Angebot ablehnen können?
    „Alors. Dann auf eine wundervolle Freundschaft!“ Höflich küsste er meine Hand.
    Es ist dunkel und kalt. Ich habe Angst. Da sind fremde Menschen. Ich höre sie reden. Mama hat auch Angst. Böse Menschen. Sie wollen Mama wehtun. Aber zu mir sind sie nett. Sie geben mir Süßigkeiten. Sie lassen mich nicht zu Mama. Ich will ihre Süßigkeiten nicht. Ich will zu Mama. Mama!
    Ich hörte ein Kind schreien. Die Stimme klang wie meine eigene. Benommen fuhr ich mir mit der Hand über die Augen. Mein Gesicht war schweißnass. Mama, dachte ich noch einmal. Aber alles blieb still und leer. Nur ein Traum. Wieder nur ein Traum. Die Träume hatten mit den Geistbesuchen begonnen. Mit dem Öffnen meines magischen Tores. Doch ihre Bedeutung blieb mir verschlossen.

Die Wölfin in mir
     
    Als Großmutter mich am nächsten Morgen zum Frühstück rief, lag auf meinem Platz ein großes, in Samt gefasstes Buch. Ein
Buch der Schatten
, wie Hexen die schriftlichen Aufzeichnungen ihres Wissens, ihrer Rituale und Gesänge nennen. Es war ihres.
    „Du gibst mir dein Buch? Aber es ist noch nicht
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