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Stolz der Kriegerin

Stolz der Kriegerin

Titel: Stolz der Kriegerin
Autoren: Sandra Melli
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    Erstes Kapitel
    Gayyad
    S ie waren alle gekommen!
    Obwohl Gayyad es nicht anders erwartet hatte, lächelte er zufrieden. Ganz vorne saß Tobolar , der Fürst von Lhanderea , und ganz in der Nähe sein Schwager Lankarrad von Zentral-Vanaraan. Beide waren insgeheim erbitterte Rivalen, denn sie strebten nach der Krone ihres Schwiegervaters, der über alle drei Fürstentümer des Königreiches Vanaraan gebot.
    Zwischen Lankarrad und Tobolar hatte die Person Platz genommen, die in Gayyads Plänen die wichtigste Rolle spielte: Rakkarr , der Erbprinz des im Südkrieg untergegangenen Reiches T’walun . Als nächster Verwandter des Königs von T’wool war er der erste Anwärter auf dessen Nachfolge. Das schwarze T’wool war das mächtigste Reich der Dämmerlande, und derjenige, der auf seinem Thron saß, hatte den größten Einfluss auf die Geschicke der Länder auf der roten Seite des Toisserech , und die grünen, weißen und gelben Reiche der westlichen Seite fürchteten ihn.
    Lange hatte Gayyad auf eine Gelegenheit gewartet, dies zu seinen Gunsten zu nutzen, und nun war die Zeit reif. Als Erstes würde er einen Wechsel auf dem Thron von T’wool herbeiführen. König Arendhar musste beseitigt und Rakkarr zu seinem Nachfolger gekrönt werden. Da dieser unter seinem Einfluss stand, würde er selbst der heimliche Herrscher des am meisten gefürchteten Reiches sein.
    Gayyad sonnte sich einen Augenblick in diesem Gedanken, konzentrierte sich dann aber wieder auf seine Gäste. Um die drei Fürsten herum hatten sich ihre engsten Vertrauten versammelt. Wie ihre Herren waren sie zumeist Vertriebene aus dem jetzt unzugänglichen Süden der roten Seite. Einige aber stammten aus T’wool und dessen Nachbarländern, und sie alle einte die Unzufriedenheit mit König Arendhars Herrschaft.
    Gayyads Blick schweifte weiter durch den großen Saal der Festung von Lhandheralion, in dem er seine Anhänger versammelt hatte. Die nächste Gruppe bestand aus Freistädtern, Männern, die sich und ihr Schwert an alle und jeden verkauften. Doch er hatte vorgesorgt und ihnen ebenso wie allen anderen Anwesenden auf magischem Weg den Willen in ihre Köpfe gepflanzt, ihm mit aller Macht und unter Einsatz ihres Lebens zu dienen.
    Bei Fürstin Altana und ihren Wardan wäre dies nicht einmal nötig gewesen. Sie gehorchten ihm, dem hohen blauen Herrn aus dem Osten, dem Reich ihrer GöttinIlyna, mit derselben Hingabe, mit der sie ihre Gebete sprachen, die die Göttin bewegen sollten, ihnen die geraubte Heimat wiederzugeben. Er hatte sie nur in dem Glauben bestärken müssen, Ilynas Gesandter zu sein, der sie wieder in ihre angestammten Länder zurückführen würde.
    Neben Alatna saß Ondrath, der Herr des Fürstentums Mondras und einer der Thronprätendenten des Königreiches Rhyallun. Wahrscheinlich sieht der junge Narr sich schon dort auf dem Thron sitzen, dachte Gayyad amüsiert. Doch Rhyallun spielte in seinen Plänen eine ganz besondere Rolle und in denen war weder für Ondrath noch für einen anderen Wardan-Edeling Platz. Bevor er jedoch seine Macht in die südlichen Landstriche ausdehnen und Einfluss auf die Verteilung der Fürsten- und Königsthrone nehmen konnte, musste er den Fluch brechen, den der grüne Evari über die südlichen Gefilde geworfen hatte. Der dabei entstandene magische Wall schirmte die Länder dort wirkungsvoller gegen jede Art der Rückeroberung ab als eine himmelhohe Mauer.
    Gayyad knirschte bei dem Gedanken an den grünen Todesstreifen mit den Zähnen. Ich hätte Rondh früher ausschalten sollen, fuhr es ihm durch den Kopf. So aber hatte er dem Evari des grünen Gottes die Zeit gelassen, sein grandioses Werk zu zerstören. Der Krieg, den die Leute nun den Südkrieg nannten, hätte die gesamten Dämmerlande erfassen und wüten sollen, bis Götter und Menschen gleichermaßen um einen Friedensstifter froh gewesen wären. Diese Rolle hatte er für sich vorgesehen gehabt. Rhondh aber hatte mit diesem Fluch die feindlichen Heere getrennt und allen Kämpfen ein Ende gesetzt. Wenn er seine Pläne noch in die Tat umsetzen wollte, musste er das verlorene Terrain für die rote Seite zurückgewinnen und seine Anhänger dort als Herrscher einsetzen.
    Sein erster Versuch, diese Zone des Verderbens zu beseitigen, war vor wenigen Monaten an der Unfähigkeit des Schwarzlandmagiers Wassarghan gescheitert. Dabei hatte sein Verbündeter nur ein wirkungsvolles Artefakt aus dem fast unbewachten Turm des schwarzen Evari Tharon holen sollen.
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