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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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zerriss ihm das Herz. Sie ergriff seine Hand und erschrak augenblicklich über die Kälte seiner Haut. Tief betroffen entzog Armand sich ihrem Griff und verließ sie wortlos.
    Ein heißer Schmerz rollte über mich hinweg, ich konnte kaum atmen. Für einen kurzen Moment war ich wieder in den Katakomben unter Notre Dame. Ich blickte Armand an und erschrak bis ins Mark bei dem Blick in seine Augen, die so unerbittlich und düster wirkten. So endgültig – wie mein Schicksal. Doch dann raubte mir eine übermächtige Schwäche wieder das Bewusstsein.
    Da war Lucien – schön und unwiderstehlich wie eh und je. Er saß auf einem Thron, aber es war nicht die Burg in Miami, die ich kannte. Dieses Haus hier war halb verfallen. Der Thron hatte ganz sicher nicht zur urtümlichen Möblierung des zweistöckigen Herrenhauses gehört. Aber es war der Thron mit den Totenköpfen, der jetzt in Miami stand. Die Luft war hier deutlich feuchter: Ich konnte draußen Insekten hören und die merkwürdigen Geräusche der Amphibien in einem Sumpf. Die Everglades vielleicht? Nein, New Orleans, ging es mir durch den Kopf. Vor über einhundert Jahren.
    „Ich habe dich erwartet, Armand!“, ertönte Luciens wohlklingende Stimme. Sie war mir so unendlich vertraut, hatte ich doch selbst erst wenige Stunden zuvor in seinen Armen gelegen.
    „Dann weißt du auch, warum ich hier bin“, antwortete Armand.
    „Ja, das weiß ich. Du suchst Zuflucht vor deinem Gefährten.“
    „Ich kann nicht länger bei ihm bleiben. Ich ertrage das nicht mehr.“
    „Und du denkst, du könntest meine Nähe ertragen? Warum? Weil ich weniger grausam bin? Weniger besitzergreifend? Sei gewarnt, er ist mein Sohn. Er ist, wie ich ihn erschaffen habe.“
    „Und dennoch bist du anders. Denn es muss einen Grund geben, warum er dich verließ.“
    „Ich binde meine Kinder nicht an mich. Das liegt nicht in meinem Wesen.“
    „Dann willst du allein sein?“
    „Ich ziehe die Einsamkeit der Gesellschaft eines unbefriedigenden Gefährten vor.“ Er war so eiskalt, wie ich ihn kannte. Es gab keine Gewissheit, was er dachte und fühlte. Und welches Schicksal er bereit hielt für eine Seele, die sich ihm auslieferte.
    „Du kannst mich töten, wenn du mich nicht haben willst. Doch schick mich nicht zu ihm zurück!“
    „Es ist nicht meine Absicht, dich zurückzuschicken. Du kannst gehen, wohin du willst.“
    „Er wird mich überall finden. Nur bei dir wäre ich sicher.“
    „Dann bietest du dich mir an?“
    „Wenn du mir dafür deinen Schutz gegen Lemain gibst.“
    „Rückhaltlos?“, fragte Lucien und lehnte sich auf seinem Thron vor, während er Armand mit seinem Blick durchbohrte.
    ‚Rückhaltlos’ hatte er auch von mir gefordert. Gehöre mir freiwillig und rückhaltlos.
    Armand zögerte. Luciens Blick wurde noch durchdringender. Er schluckte hart, bevor er antwortete. „Nein! Ich will nie wieder jemandem gehören.“
    Mit zynischem Lächeln lehnte Lucien sich wieder auf seinem Thron zurück. „Dann bietest du mir also nichts dafür, dass ich dir helfe?“
    Armand antwortete darauf nicht, sondern senkte niedergeschlagen den Blick.
    Etwas zog an mir, riss an meinem Herzen, als wolle es dieses in Stücke reißen. Ich keuchte, rang nach Atmen und löste die Lippen von der süßen Flut, um mehr Luft zu bekommen, doch sofort wurde der Quell wieder auf meinen Mund gepresst. Der Strom ließ nicht nach.
    Eine vertraute Umgebung, Franklins Arbeitszimmer. Armands Ausdruck war triumphierend, aber nicht überheblich.
    „Ich kann dir deine Tochter wiederbringen, Franklin.“
    Ich sah, wie mein Vater erbleichte. Er sank auf den Stuhl nieder, der hinter ihm stand.
    „Aber ich dachte … es hieß doch … “
    „Nein, sie ist nicht tot. Sie lebt. Und zwar bei Margret Crest. Sie will sie zu ihrer Nachfolgerin ausbilden.“
    „Meine Göttin. Armand, bist du dir sicher?“
    „Absolut. Ich wusste damals schon, dass sie nicht mit Joanna gestorben ist. Aber da hätte es mir noch keinen Nutzen gebracht, es dir zu sagen. Ich habe sie begleitet, eine Weile. Nach Joannas Tod. Doch dann wurde es zu gefährlich. Ich dachte nicht, dass es von besonderer Bedeutung wäre.“
    „Nicht von Bedeutung? Warum hast du nie etwas gesagt? Sie ist meine Tochter. Ich hätte das Recht gehabt … “
    „Und was hättest du tun wollen?“, schnitt ihm Armand das Wort ab. „Versuchen sie zu holen? Und dabei sterben? Denkst du, ich hätte dich geopfert für ein Kind, das vermutlich ebenfalls bald sterben
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