Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
es. Ein dunkler Trank, bitter und widerlich. ‚Trink es! Du musst es trinken!’ Die Bilder wurden immer schneller. Wie bei einem Videoband, das man vorspult. Sie verschwammen, flossen ineinander. Dann klärten sie sich wieder.
    Ich sah Serena in ihrem brennenden Haus. Margret schaute von draußen zu, hielt mich auf dem Arm. Ein hässliches Lächeln, während sie ihrer Tochter beim Sterben zusah.
    Wieder solch ein scheußlicher Trank. ‚Vergessen! Du sollst vergessen!’ Aber mein Freund war ja da. Jetzt erkannte ich ihn. Armand. Er ließ mich auf einem schwarzen Pferd reiten. Heimlich, nachts, im Garten hinter dem Haus. Und niemand merkte es.
    „Warum kommen die beiden Burgfräulein nicht mehr?“, wollte ich wissen.
    „Sie machen eine weite Reise. Und keiner weiß, wie lange die dauert. Aber ich bin da, ma petite. Ich bin für dich da. Und du darfst niemandem von mir erzählen. Oder von den Burgfräulein. Das ist ein Geheimnis!“
    „Ja, ein Geheimnis“, flüsterte ich und machte große Augen. Ich lachte, als Armand mich vom Pferd hob und fest an sich gedrückt hielt. Dann sah ich rote Tränen in seinen Augen schimmern. Als eine davon über seine Wange lief, streckte ich meine kleine Hand danach aus und wollte sie abwischen. Da setzte er mich abrupt auf dem Boden ab.
    „Nein, nicht. Du darfst das niemals berühren.“
    Ich verstand nicht, aber er erklärte nichts. Und irgendwann war er auch nicht mehr da. Zu viel von dem Trank. Nein, ich will nicht mehr trinken. Ja, ich bin ein braves Kind.
    Meine Schulzeit mit all ihren Problemen raste nur so an mir vorbei. Dann die Uni, mein letzter Sommer bei Margret Crest, der Scheiterhaufen vor der Hütte im Wald, die letzten zwei Jahre in der Sicherheit der Ashera. Armand, Franklin, Ben. Osira – immer an meiner Seite. Lemain und Dracon. Lucien und der Preis, den ich bezahlen musste. Ging da ein Beben durch Armands Körper? Es zu wissen oder zu sehen war nicht dasselbe. Machte es ihm etwas aus, dass ich so viel für Lucien empfunden hatte? Noch empfand – irgendwie? Genug, um es als Verrat an unserer Liebe zu sehen? Ließ er mich dann sterben, weil er es nicht vergeben konnte? Mit einem Mal hatte ich Angst. Plötzlich wurde alles rot um mich herum. Blut, überall Blut, so viel Blut. Ein lautes Schreien – es kam von mir. Ich öffnete mühsam die Augen. Mein Blut brachte Armands Stärke und seine Schönheit wieder zum Leben. Als meinBlick brach und ich bereits den Lichtschein der Ewigkeit sah, war er so strahlend schön wie immer. Mein dunkler Engel. Engel des Blutes, für immer gefangen in der Dunkelheit. Und wohin führst du mich? Ich glaubte zu sterben, glaubte, dass er zu viel getrunken hatte.
    „Armand, mir wird so kalt!“
    Sagte ich das wirklich, oder waren es nur flüchtige Gedanken?
    Dann floss sein Blut in einem dünnen Rinnsal meine Kehle hinab. Es durchströmte mich mit aller Kraft. Ich sog diesen Lebenssaft tief in mich hinein. Ich trank und trank und wollte nicht mehr aufhören zu trinken. Meine Beine gaben unter mir nach vor Schwäche, doch jemand hielt mich.
    „Trink, ma chère! Trink schnell! Du musst trinken, ehe dein Herz stehen bleibt.“
    Wieder Bilder. Grelle Bilder, fast wie Blitze. Ich stöhnte auf. Blut quoll heiß und zäh in meinen Mund. Ich musste es hinunter schlucken, wollte ich nicht an dem Strom ersticken, der unablässig durch meine Kehle floss. Ich kämpfte gegen den Nebel an, wollte meine Augen öffnen und sehen, was mit mir geschah, doch ich schaffte es nicht. Und dann war die Wirklichkeit wieder so weit entfernt wie das Ende des Universums, und die Bilder überrollten mich unaufhaltsam.
    Ich sah Armand, sterblich und wunderschön. Er trank mit Freunden, ritt wilde Pferde, umarmte liebevoll eine Frau, die wohl seine Mutter war. Sie sah ihm sehr ähnlich. Die gleichen Züge, nur weicher.
    Madeleine bei ihrer ersten Begegnung. Schüchtern – unsicher. Und in Leidenschaft, als er sie zur Frau machte.
    Dann war da plötzlich Lemain, ein betörender Engel. Ich konnte mit jedem Schluck Blut auch die Zerrissenheit schmecken, die Armand empfunden hatte. Furcht und Sehnsucht, Abscheu und Begehren waren eins gewesen, als der Vampir ihm nahegekommen war. Dann die Wandlung. Soviel mächtiges Blut. Glühende Leidenschaft, die mich zittern ließ. Und der Dämon, der ihn in Besitz genommen hatte.
    Nebel zog über meine Sinne. Und ich hörte nur wieder diese Stimme, die sagte: „Trink noch mehr. Noch mehr. Noch mehr … “
    Als der Nebel sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher