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Und erlose uns von dem Bosen

Titel: Und erlose uns von dem Bosen
Autoren: Patterson James
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Prolog
    Das Wiesel kehrt zurück, und was für eine nette Überraschung

1
    Colonel Geoffrey Shafer liebte sein neues Leben in Salvador, Brasiliens drittgrößter Stadt, die nach Meinung einiger Leute die faszinierendste war. Auf alle Fälle hatte man hier den größten Spaß.
    Er hatte eine Luxusvilla mit sechs Schlafzimmern direkt gegenüber vom Guarajuba Beach gemietet, wo er die Tage mit dem Trinken von süßen Caipirinhas und eiskalten Brahma-Bieren verbrachte. Manchmal spielte er auch im Club Tennis. Nachts vergnügte Colonel Shafer, der psychopathische Killer, besser bekannt als das »Wiesel«, sich mit seinen alten Tricks. Er durchstreifte die dunklen, engen gewundenen Straßen der Altstadt. Schon längst zählte er nicht mehr die Morde, die er in Brasilien begangen hatte. In Salvador schien sich niemand darum zu kümmern oder mitzuzählen. Nicht ein einziger Zeitungsartikel war über das Verschwinden junger Prostituierter erschienen. Nicht einer. Vielleicht stimmte es, was man über die Menschen hier sagte: Wenn sie nicht gerade eine Party feierten, übten sie bereits für die nächste.
    Kurz nach zwei Uhr morgens kehrte Shafer mit einer jungen und bildhübschen Bordsteinschwalbe in die Villa zurück. Sie nannte sich Maria. Was für ein wunderschönes Gesicht das Mädel hatte und einen hinreißenden braunen Körper, besonders für ein so junges Geschöpf. Maria behauptete, sie sei erst dreizehn.
    Das Wiesel pflückte eine dicke Banane von einer Staude in seinem Garten. Zu dieser Jahreszeit konnte er zwischen Kokosnuss, Guava, Mango und Pinha, einem Zuckerapfel, wählen. Als er die Banane pflückte, kam ihm der Gedanke,
dass es in Salvador regelmäßig etwas gab, das reif war zu pflücken. Es war das Paradies. Vielleicht ist es aber auch die Hölle und ich bin der Teufel , dachte Shafer und lachte leise.
    Â»Für dich, Maria«, sagte er und reichte ihr die Banane. »Wir werden sie sinnvoll benutzen.«
    Das Mädchen lächelte wissend. Das Wiesel bemerkte ihre Augen. Was für perfekte braune Augen. Und alles gehört jetzt mir: Augen, Lippen, Brüste.
    In diesem Moment fiel ihm ein kleiner brasilianischer Affe auf. Die Rasse hieß Mico. Das Äffchen wollte durch das Fliegengitter an einem Fenster in seine Villa eindringen. »Hau ab, du elender kleiner Dieb!«, rief er. »Los, verzieh dich!«
    In den Büschen raschelte es. Drei Männer warfen sich auf ihn. Die Polizei! Er war sicher. Wahrscheinlich Amerikaner. Alex Cross?
    Die Bullen griffen ihn von allen Seiten an. Überall kräftige Arme und Beine. Ein Baseballschläger oder ein Bleirohr streckte ihn nieder. Zuvor hatte der Angreifer seinen Kopf an den Haaren nach hinten gerissen. Dann hatte er zugeschlagen, und das Wiesel hatte das Bewusstsein verloren.
    Â»Wir haben ihn. Wir haben das Wiesel beim ersten Mal erwischt. Das war nicht allzu schwierig«, sagte einer der Männer. »Schafft ihn hinein.«
    Dann blickte er auf das schöne Mädchen, die – mit Recht – furchtbare Angst hatte. »Du hast deine Arbeit gut gemacht, Maria. Du hast ihn zu uns gebracht.« Er wandte sich an seine Männer. »Tötet sie.«
    Ein einziger Schuss drang durch die Stille des Vordergartens. Niemand in Salvador schien das zu bemerken oder sich darum zu kümmern.

2
    Das Wiesel wäre am liebsten gestorben. Er hing mit dem Kopf nach unten von der Decke seines eigenen Schlafzimmers. Überall im Zimmer waren Spiegel. Er sah sich in mehreren Reflexionen.
    Er sah aus wie tot. Er war nackt, überall blaue Flecken und Blut. Man hatte ihm die Hände eng auf den Rücken gebunden. Auch die Fußknöchel waren so gefesselt, dass die Blutzirkulation abgeschnürt wurde. Das Blut strömte ihm in den Kopf.
    Neben ihm hing das junge Mädchen Maria, doch sie war seit mehreren Stunden tot, eventuell sogar einem Tag, dem grauenvollen Gestank nach. Ihre braunen Augen blickten in seine Richtung, starrten jedoch durch ihn hindurch.
    Der Anführer seiner Häscher trug einen Bart und quetschte ständig einen schwarzen Ball in der Hand. Er ging dicht vor Shafers Gesicht in die Hocke. Dann sprach er leise, fast flüsternd.
    Â»Als ich noch aktiv war, haben wir einige Gefangene höflich und ruhig gebeten, Platz zu nehmen. Dann haben wir ihre Scheißzungen auf die Tischplatte genagelt. Das ist absolut wahr, mein wieseliger
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