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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn
Autoren: Jenna Black
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Alistair, mich … und deine Mutter.«
    Ich riss die Augen auf. »Mom?«
    Er nickte. »Sie wird in Avalon bleiben. Und sie hat mir das Sorgerecht übertragen.« Mit grimmiger Miene sah er mich an. »Solltest du je wieder darüber nachdenken wegzurennen, hast du also keine Anlaufstelle mehr.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Unter keinen Umständen würde Mom sich damit einverstanden erklären!« Nach allem, was sie unternommen hatte, um mich von meinem Vater fernzuhalten, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie Teil einer Verschwörung sein sollte, um mich hierzubehalten.
    »Natürlich würde sie das tun. Sie
hat
es getan.« Seine Miene wurde wieder weicher. »Sie will nur, dass du in Sicherheit bist, und sie hat eingesehen, dass du hier sicherer bist als in der Welt der Sterblichen.«
    Soweit ich es beurteilen konnte, hatte Dad mich noch nie angelogen. Aber das bedeutete nicht, dass er sich nicht entschlossen hatte, jetzt damit anzufangen. Sein Versuch, Mom zu überzeugen, dass ich hier sicherer war, war garantiert sehr bestechend gewesen – doch ich glaubte noch immer nicht, dass Mom da mitgemacht hatte.
    »Falls sie der Sache zugestimmt hat, würde ich es gern von ihr persönlich hören.«
    »Das ist im Augenblick nicht möglich.«
    Mein Herzschlag stockte, und Adrenalin schoss durch meine Adern. »Warum nicht? Was ist los mit ihr? Alle sagen mir immer wieder, dass es ihr gutgeht, aber …«
    »Es geht ihr gut, Dana. Sie hat seit fast drei Tagen keinen Alkohol mehr getrunken, und sie … ist im Moment nicht sie selbst.«
    Mein Mund stand offen, und mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können.
    »Es ist keine Heilung«, fuhr Dad fort. »Ich habe sie vorübergehend für unzurechnungsfähig erklären lassen, und sie steht momentan genauso unter meiner Obhut wie du. Ich werde ihr weder Alkohol geben, noch werde ich ihr Mittel zur Verfügung stellen, um an Alkohol zu kommen. Doch wenn ich ihr ihre Freiheit gewähre, wird sie sofort wieder anfangen zu trinken. Man kann Alkoholismus nicht gewaltsam heilen.«
    Ich dachte eine Weile darüber nach. »Du hast sie für unzurechnungsfähig erklären lassen und sie in deine Obhut genommen«, sagte ich, und er nickte. Ich fürchtete, ich wusste, was das hieß. »Mit anderen Worten: Sie ist genauso eine Gefangene, wie ich es bin.«
    »Ja.«
    Ich verzog das Gesicht. Ich hatte vergessen, wie brutal ehrlich er sein konnte. Mit der Betonung auf »brutal«.
    »Vergiss eines nicht: Solange sie sich in meiner Obhut befindet, wird sie nüchtern sein. Ich bin mir sicher, dass das kein großer Trost für dich ist – und ich bin mir auch sicher, dass deine Mutter mich dafür hassen wird –, aber es ist ein Anfang.«
    Also tauschte ich Moms und meine Freiheit gegen ihre Nüchternheit ein. Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, ob es ein fairer Deal war. Nicht, dass ich etwas zu sagen gehabt hätte. Ich kaute an meiner Unterlippe, während ich darüber nachdachte.
    »Dana«, sagte Dad leise. »Selbst
ich
kann dich nicht gegen deinen Willen hierbehalten, wenn du achtzehn bist – es sei denn, du bekommst ein Drogen- oder Alkoholproblem, das mir wie bei deiner Mutter eine Entschuldigung liefert. Sosehr du meine Methoden auch verabscheuen magst, musst du das alles doch nur eineinviertel Jahre aushalten. Und während dieser Zeit werde ich dich eben davon überzeugen müssen, freiwillig unter meinem Schutz zu bleiben, wenn du achtzehn geworden bist. Ich bin nicht dumm. Mir ist bewusst, dass ich dich nicht für mich gewinnen werde, indem ich dich oder deine Mutter schlecht behandele. Es wird also nicht so schlimm werden, wie du im Augenblick glaubst.«
    Hm. Eineinviertel Jahre in einem goldenen Käfig, und danach würde ich sozusagen auf Bewährung entlassen werden. Es kam mir wie eine lange Zeit vor, wenn ich darüber nachdachte, was seit meiner Ankunft in Avalon alles geschehen war. Doch es waren auch eineinviertel Jahre erzwungener Nüchternheit für meine Mom.
    Ein Teil von mir glaubte, dass mein Vater recht hatte und dass es Mom nicht heilen würde, sie zu zwingen, nichts zu trinken. Aber wenigstens würde es ihrem Körper etwas Zeit geben, um sich von den Schäden zu erholen, die sie ihm zugefügt hatte. Und zumindest für diese kurze Zeit hätte ich eine Mutter, zu der ich eine Beziehung aufbauen konnte, die ich nicht verachtete und für die ich mich nicht schämte. Ich hätte die Mom, auf die ich immer dann einen flüchtigen Blick erhaschen konnte, wenn sie mal nicht
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