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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn
Autoren: Jenna Black
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wird.«
    Ich bemerkte, wie Lachlan zusammenzuckte. »Danke«, murmelte ich. Ich wollte einfach nur weiterschlafen. Krank zu sein war scheiße.
    Finn nickte mir auf die für ihn so typische geschäftsmäßige Art zu und ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Lachlan trat vor. Riesengroß ragte er neben dem Bett auf. Er wirkte … sehr traurig. Ein Schatten stand in seinen Augen, der vorher noch nicht dort gewesen war, und seine Schultern waren vor Nervosität und Kummer angespannt.
    So müde ich auch war, gelang es mir trotzdem, ihm zuzulächeln. »Ist schon gut, Lachlan«, sagte ich. »Ich weiß, dass du nichts mit alldem zu tun hattest, was Tante Grace getan hat.« Und ich spürte diese Wahrheit bis tief in mein Innerstes. Egal, wie sein Verhältnis zu Tante Grace auch war, er hätte niemals ruhig daneben gesessen und zugelassen, dass sie jemanden umbrachte. Oder jemanden in den Graben warf.
    Die Anspannung seiner Schultern ließ ein bisschen nach, und er senkte den Kopf. »Danke.« Er seufzte schwer. »Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist.« Er sah mir mit einem inständigen, ernsten Blick in die Augen. »Sie ist eigentlich nicht so. Sie ist nur …«
    Ich konnte Lachlan verzeihen, dass er in Grace verliebt war, doch ich hatte wirklich keine Lust, mir die Entschuldigungen anzuhören, die er für ihr unmögliches Benehmen fand. Vermutlich sah er das selbst ein, denn er fuhr nicht fort, sondern setzte sich schweigend auf den Stuhl, der für mich allmählich schon Finns Stuhl war.
    Das war mein Stichwort, ins Land der Träume zurückzukehren, und ich war mehr als glücklich, dieser Aufforderung nachzukommen.
     
    Fast den gesamten Tag über schlief ich immer wieder ein, um nur dann kurz aufzuwachen, wenn zum Beispiel die Schwestern kamen, um meine Temperatur zu messen, mir Medikamente zu geben oder mich dazu zu zwingen, etwas zu essen und zu trinken. Ich war zwar nicht in der Stimmung dafür, und das Krankenhausessen stellte sich als typische Krankenhauskost heraus – selbst in Avalon –, aber sie drohten, mich an einen Tropf zu hängen, falls ich nicht ordentlich aß und trank, also tat ich mein Bestes.
    Irgendwann wachte ich auf und erblickte einen riesigen Strauß gelber Rosen auf meinem Nachttisch. Ethan war vorbeigekommen, um mich zu besuchen, während ich gerade geschlafen hatte, und er hatte beschlossen, mich nicht zu wecken. Sie nur anzusehen – und ihre fröhliche, sonnige Farbe – zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht. Interessant, dass er mir ausgerechnet Rosen mitgebracht hatte, auch wenn sie nicht rot oder weiß waren. Ich vermutete, dass es eine ganz besondere Bedeutung hatte, wenn man dem Feenvolk angehörte und Rosen verschenkte.
    Am späten Nachmittag konnte ich nicht mehr schlafen, auch wenn ich mich in wachem Zustand grauenvoll fühlte. Schlimmer noch: Ich wusste, dass die Qualen des Abendessens bald bevorstanden, denn in Krankenhäusern brachte man den Leuten immer ausgesprochen zeitig ihr Essen. Das war zumindest in den amerikanischen Krankenhäusern so gewesen, in denen meine Mom nach diversen »Unfällen« gelandet war, die ihr in betrunkenem Zustand passiert waren.
    Lachlan hielt noch immer Wache, doch keiner von uns beiden hatte besonders viel Lust zu reden. Also herrschte ein nicht unbedingt angenehmes Schweigen zwischen uns, als ich meinen zweiten Besuch an diesem Tag bekam.
    Seit dem Angriff in der Boutique hatte ich Kimber weder gesehen noch mit ihr gesprochen. Vermutlich hätte ich sie anrufen sollen, um mich nach ihr zu erkundigen – immerhin war sie ebenfalls verwundet worden –, aber Moms Ankunft in Avalon hatte alles andere in den Hintergrund gedrängt. Kimber stand zögernd in der Tür, kaute an ihrer Unterlippe und zeigte damit auf eine für Feen ganz untypische Art und Weise ihre Nervosität. Ihre Miene wirkte verletzlich, doch ich war mir nicht sicher, was los war.
    »Komm ruhig rein.« Ich winkte ihr zu, während ich das Kopfteil meines Bettes hochfuhr, damit ich aufrecht sitzen konnte.
    Kimber lächelte zaghaft und trat ins Zimmer.
    »Ich warte draußen, damit ihr ungestört seid«, brummte Lachlan, und ich warf ihm ein dankbares Lächeln zu.
    Als die Tür hinter Lachlan ins Schloss gefallen war, nahm Kimber auf der Bettkante Platz. Sie warf einen Blick auf den Rosenstrauß und hob die Augenbrauen.
    »Offensichtlich war mein Bruder hier«, sagte sie.
    Ich stellte fest, dass ich trotz meiner vom Fieber geröteten Wangen noch röter werden konnte. »Ja. Ich habe
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