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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn
Autoren: Jenna Black
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ich, über die Bettkante kotzen zu müssen. Der Drang verschwand jedoch zum Glück wieder.
    »Warum bin ich im Krankenhaus?«, fragte ich Finn, während ich mir verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht schob. »Was ist los mit mir?«
    »Es scheint so, als hättest du eine Begegnung mit einer Wasserhexe gehabt«, entgegnete er.
    »Ach, echt jetzt?« Was auch immer nicht mit mir stimmte, unter Amnesie litt ich jedenfalls nicht. Ich wünschte, ich könnte das Bild dieses fürchterlichen Gesichts aus meiner Erinnerung löschen.
    Finn warf mir einen tadelnden Blick zu und sprach dann weiter, als hätte ich nichts gesagt. »Lang andauernder Kontakt mit Wasserhexen macht Menschen offenbar ziemlich krank.« Sein Blick verfinsterte sich. »Eigentlich endet lang andauernder Kontakt mit Wasserhexen für gewöhnlich für jeden tödlich. Du hattest großes Glück.«
    Da musste ich doch lachen. »Ja, ›Glück‹ ist mein zweiter Vorname.« Das Lachen ging in einen Hustenanfall über. Ich war darauf gefasst, dass das Husten mir in der Brust weh tun würde, doch mir machten nur die Kopfschmerzen zu schaffen. »Wie lange bin ich schon hier?« Mir war jegliches Zeitgefühl abhandengekommen. Es hätten Stunden oder Tage sein können.
    »Ungefähr vier Stunden«, erwiderte er, und ich war erleichtert, dass ich nicht noch mehr Zeit verloren hatte. »Die Heiler haben sich um deine körperlichen Verletzungen gekümmert.«
    Oh. Das erklärte, warum die Brust-, Hals- und Gelenkschmerzen mich nicht mehr quälten.
    »Aber gegen die Krankheitssymptome können sie nichts tun?«, vermutete ich.
    Finn schüttelte den Kopf. »Feen werden nicht krank, also ist unsere Magie nicht dazu geeignet, Krankheit zu heilen, fürchte ich.«
    Auf eine Art war das vermutlich eine gute Sache. Denn sonst hätten sämtliche Kranke auf der Welt Avalon belagert. Ich wollte wetten, dass die Feenheiler es auch niemals zugegeben hätten,
wenn
sie in der Lage gewesen wären, Krankheiten zu heilen. Ich konnte mir das Chaos vorstellen, das ausbrechen würde, wenn eine Handvoll Leute in einer kleinen Stadt zum Beispiel Krebs heilen könnte.
    Ich fühlte mich von der Anstrengung, mich ein wenig zu konzentrieren, schon total erschöpft, doch es gelang mir, noch eine Frage zu stellen, ehe ich wieder in den Schlaf sank.
    »Wie lange muss ich hierbleiben?«, fragte ich – nicht nur, weil ich es wie jeder vernünftige Mensch hasste, im Krankenhaus zu sein, sondern weil ich trotz Finns Schutz Zweifel hatte, ob ich hier sicher sein würde.
    »Wahrscheinlich ein paar Tage. Die Menschenärzte wollen dich im Auge behalten und sichergehen, dass dein Fieber nicht zu hoch wird.«
    Mit einem abgrundtiefen Seufzer erkannte ich mein Urteil an, rollte mich dann auf die Seite und zwang mich, wieder einzuschlafen.
     
    Das nächste Mal wachte ich auf, weil mich jemand sacht an der Schulter fasste.
    »Komm schon, Dana«, hörte ich Finn sagen. »Wach kurz auf.«
    Die Kopfschmerzen pochten noch immer hinter meinen Augen, und ich schwitzte und fror gleichzeitig. Ich wollte das nicht unbedingt in wachem Zustand erleben, aber ich schaffte es trotzdem, meine Augen irgendwie zu öffnen.
    Finn saß auf der Bettkante, doch meine Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf den Brocken, der in der Tür stand. Den Brocken namens Lachlan.
    Ich hätte beunruhigt sein sollen, ihn hier zu sehen. Er war Tante Graces … Freund? Nein. Dieser Ausdruck passte irgendwie nicht zu Lachlan. Aber »Geliebter« klang so krass. Zwar hasste ich den Begriff »Lebensgefährte«, doch ich beschloss, dass es ein fairer Kompromiss war.
    Wie auch immer – ich hätte zumindest Angst bekommen sollen, aber dem war nicht so. Entweder hatten die Ärzte mir ein paar gute Medikamente gegeben, oder ich nahm an, dass Finn ihn nicht ins Zimmer gelassen hätte, wenn er eine echte Bedrohung dargestellt hätte. Oder ich konnte mir Lachlan einfach nicht als einen von den Bösen vorstellen. Eigentlich war er ziemlich nett zu mir gewesen, auch wenn er mich gefangen gehalten hatte.
    Finn lächelte mich an. Allerdings sah es so aus, als wäre er es nicht gewohnt zu lächeln. Es wirkte beinahe so, als bereitete es ihm Schmerzen.
    »Lachlan ist hier, um mich eine Weile zu vertreten«, sagte Finn. »Ich wollte dich aufwecken und dir sagen, dass du bei ihm in Sicherheit bist. Er ist zwar kein Ritter, aber kaum jemand ist dumm genug, sich mit einem Troll anzulegen. Und dein Vater ist davon überzeugt, dass Lachlan dich nicht zu Grace bringen
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