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Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)

Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)

Titel: Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)
Autoren: Ryk Brown
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    Dayton Scott saß vor dem großen Panoramafenster seines Arbeitszimmers, das auf das Lichtermeer der Stadt hinausging. Im Laufe seines zweiundsiebzigjährigen Lebens hatte er schon oft in diesem Sessel gesessen; er erinnerte sich noch, wie er vom Schoß seines Vaters aus nach draußen geschaut hatte, wie sein Vater ihm währenddessen vorgelesen hatte. Damals war Vancouver noch viel kleiner gewesen als heute. Es hatte gerade angefangen aufzublühen, wie eine Rosenblüte, die sich gerade so weit geöffnet hat, dass man ihre Farbe erkennen kann; nicht mehr als eine ferne Ansammlung von Lichtern in der Nacht, aber gleichwohl ein Zeichen der Hoffnung für eine Welt, die soeben wiedergeboren worden war. Jetzt füllten die Lichter das ganze Tal in der Tiefe aus, jetzt war die Stadt ein flammendes Symbol des Wohlstands, des Fortschritts und der Zukunftshoffnung. Er hatte noch immer die Stimme seines Vaters im Ohr: »Die Dinge verändern sich bereits, Dayton. Wenn du mal so alt bist wie ich, wird alles ganz anders sein. Das ist wirklich eine spannende Zeit, mein Junge!«
    Sein Vater hatte recht behalten; alles hatte sich verändert. Dinge, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können, waren nicht nur wahr geworden, sondern riefen nicht einmal mehr Erstaunen hervor. Als er geboren wurde, hatte man gerade angefangen, mit Propellermaschinen herumzufliegen. Jetzt baute man überlichtschnelle Raumschiffe, die vom Sonnensystem zu den verschollen geglaubten Erdkolonien flogen. Doch die kometenhafte technologische Entwicklung hatte ihren Preis. Und er bemühte sich verzweifelt, zu verhindern, dass seine Heimatwelt diesen Preis entrichten musste.
    »Dayton«, sagte seine Frau schmeichelnd, als sie ins Zimmer trat. »Wir haben das Haus voller Gäste, und du versteckst dich hier?« Als er nicht antwortete, kam sie besorgt näher. »Was machst du?«
    »Ich schaue nur aus dem Fenster, Schatz.«
    »Dayton«, neckte sie ihn, »bist du nervös?«
    »Vielleicht ein bisschen«, räumte er ein.
    »Aber weswegen? Du hast in deinem Leben schon zahllose Ansprachen gehalten.«
    »Aber keine war so wichtig wie die heutige.« Er seufzte.
    Die Besorgnis stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Du schaffst das schon«, sagte sie und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
    Der Senator lächelte, legte seine Hand auf die ihre und setzte zu einer Bemerkung an, als an der Tür geklopft wurde. »Ja?«
    Die Tür öffnete sich, und ein unscheinbarer Mann Mitte dreißig trat ein. Er trug einen schlichten dunklen Anzug und hatte einen kleinen Transceiver im Ohr.
    »Senator?«, sagte er fragend, erst dann sah er ihn im Sessel sitzen. »Es wird Zeit.«
    »Ich komme gleich.« Der Senator erhob sich und legte sein Sakko an.
    Mrs. Scott richtete ihrem Mann das Sakko und rückte ihm die Krawatte zurecht. »Noch immer so stattlich wie an unserem Hochzeitstag«, sagte sie, dann gab sie ihm einen Kuss.
    »Ist er schon da?«, fragte der Senator.
    »Ach, du kennst doch Nathan. Er drückt sich bestimmt irgendwo herum und beobachtet aus dem Verborgenen die jungen Frauen in ihren hübschen Kleidern.«
    Er wusste, dass sie log. Sie hatte Nathan nicht gesehen und wollte ihn von dem schmerzhaften Thema ablenken. Er hatte gehofft, sein Sohn würde sich auf der Militärakademie weiterentwickeln, doch allmählich verfestigte sich die Überzeugung, dass sein Jüngster sich nicht mehr groß ändern würde.
    »Gehen wir, Schatz. Es wird Zeit, dass du ihnen mit deinem Charme ein wenig den Kopf verdrehst«, scherzte sie und geleitete ihn zur Tür.
    Es war ein wundervoller Sommerabend. Am wolkenlosen Himmel funkelte ein Meer von Sternen. Auf dem Südrasen des Senatorenpalasts drängten sich die Gäste, ausnahmslos in eleganter Abendkleidung. Einige waren noch mit dem Dinner beschäftigt, doch die meisten wimmelten durcheinander oder standen plaudernd beieinander. Sehen und gesehen werden, so lautete das Motto. Im Hintergrund spielte ein Orchester Stücke aus der Jugend des Senators, was einige Gäste veranlasst hatte, dem Abendprogramm vorzugreifen und ungeachtet der missbilligenden Blicke der älteren, konservativeren Gäste mit dem Tanzen zu beginnen.
    Das Orchester brach mitten im Stück ab und stimmte den Song an, der die letzte Wahlkampagne des Senators begleitet hatte. Die Aufmerksamkeit der Gäste wandte sich der Treppe zu, die vom Südeingang des Hauses zum Rasen hinunterführte. Wie von magischer Hand gesteuert und synchron zur Musik
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