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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn
Autoren: Jenna Black
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betrunken war, die Mom, die geistreich und klug war und … mit der es Spaß machte, zusammen zu sein.
    Nein, mir blieb in der Angelegenheit keine andere Wahl. Dad hatte keinen Zweifel daran gelassen. Doch es lag in meiner Hand, wie ich mich in der Zeit verhalten und wie viel Nervensäge ich sein würde.
    Ich schluckte meinen Protest herunter und atmete tief durch. Ich würde es schaffen. Ich würde mein Schicksal mit Würde akzeptieren und das Vertrauen meines Vaters zurückgewinnen. Und mit achtzehn – vorausgesetzt natürlich, ich lebte so lange –, würde ich selbst entscheiden, ob ich in Avalon oder in der Welt der Sterblichen besser dran war.
    Ich nickte knapp. »Also gut«, sagte ich. »Ich verspreche, ein netter kleiner Häftling zu sein.« Wenn meine Hände nicht über der Bettdecke gelegen hätten, hätte ich vermutlich meine Finger gekreuzt. Aber immerhin ist es ja das Vorrecht eines Mädchens, seine Meinung zu ändern – also sagte ich in diesem Moment möglicherweise nicht ganz die Wahrheit …
    Dads schiefes Lächeln sagte zwar: »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe!«, doch er sprach es nicht laut aus, sondern tätschelte nur auf die so distanzierte Art der Feen, mit der sie ihre Zuneigung ausdrückten, meine Hände.
    Er war schon fast aus der Tür, als ich ihn noch einmal zurückrief.
    »Dad?«, sagte ich, und er drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir um. »Danke, dass du Finn losgeschickt hast, um Mom zu retten.« Mein Hals war wie zugeschnürt, als ich mich wieder an den fürchterlichen Schmerz erinnerte, der mich überwältigt hatte, als Grace die Ermordung meiner Mutter befohlen hatte.
    Ernst blickte er mich an. »Du musst dich nicht bei mir bedanken. Ich habe mich unter den Umständen als erstaunlich nutzlos erwiesen. Es war Alistair, der Grace aufgehalten hat, und es war Finn, der deine Mutter gerettet hat. Ich bin erst aufgetaucht, als schon alles vorbei war.«
    »Ja, allerdings lebst du auch halb den Berg hinauf«, entgegnete ich, als mir bewusst wurde, dass er ernsthaft ein schlechtes Gewissen hatte, weil er nicht mein persönlicher Retter in der Not gewesen war. »Ethan hat zuerst seinen eigenen Vater angerufen, dann erst dich. Und ich schätze, dass du Finn Bescheid gegeben hast, weil er näher am Hotel wohnt als du. Stimmt’s?« Er nickte. »Wenn du selbst zu Hilfe gekommen wärst, dann wäre Mom gestorben, bevor du im Hotel eingetroffen wärst. Also hast du das Richtige getan.«
    Er lächelte mich an, aber sein Blick war traurig. »Das weiß ich. Trotzdem bedeutet das nicht, dass es mir gefallen muss.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, doch ich musste nicht länger darüber nachdenken, weil der Arzt zur Visite kam.

[home]
    Epilog
    I ch war nicht sonderlich überrascht, als ich feststellte, dass der »sichere Ort« sich unter der Erde in Avalons gewaltigem Tunnelsystem befand. Die gute Neuigkeit war, dass ich Strom, fließend Wasser, einen Telefonanschluss und eine Internetverbindung hatte. Die schlechte Neuigkeit war, dass ich das Tunnelsystem aus tiefstem Herzen hasste. Ich hasste es, ohne natürliches Tageslicht auskommen zu müssen. Ich hasste das klaustrophobische Gefühl, dass mir jederzeit die Decke auf den Kopf fallen könnte. (Auch wenn ich sehr genau wusste, dass das niemals passieren würde.) Und ich hasste die Erinnerung an die Dinge, die mir hier, unter der Erde, zugestoßen waren.
    Nachdem die Woche Hausarrest vorbei war, durfte ich meine Mini-Suite endlich verlassen – allerdings nur am Tag und nur mit einem Bodyguard. Trotzdem war es erstaunlich, wie frei ich mich fühlte, nachdem ich eine Woche lang eingesperrt gewesen war. Es ist alles eine Frage des Blickwinkels. Ich fing sogar wieder mit dem Training bei Keane an, der meinen Fluchtversuch oder meinen Krankenhausaufenthalt nicht ein einziges Mal ansprach. Ich fragte mich, warum das so war.
    Meine Mom wohnte in dem Zimmer in Dads Haus, das vorher mir gehört hatte. Sie war noch immer nicht glücklich und zufrieden, auch wenn das Entzugsdelirium abgeklungen war. Aber zumindest war sie nüchtern und halbwegs vernünftig.
    Sie erinnerte mich allerdings daran, zu was mein Dad fähig ist. Ich zögerte, das Thema anzuschneiden, doch irgendwann musste ich sie ja fragen, warum sie das Sorgerecht an Dad übertragen hatte. Mir war es immer so vorgekommen, als wäre das das Letzte, was sie tun würde, und ich vermutete, dass Dad mir in dieser Angelegenheit nicht die Wahrheit sagte.
    »Ich
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