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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort
Autoren: Mirjam Mous
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kann, höre ich Schritte auf dem Weg hinter der Hecke. Da kommt jemand!
    Der Angstschweiß bricht mir aus allen Poren. Was ist, wenn nicht Valerie, sondern irgendein Fremder hier wohnt? Und mich erwischt, für einen Einbrecher hält und ich in einer Stunde schon wieder in einer spanischen Polizeizelle hocke und…
    Jaja, da lege ich wieder los. Manchmal wünschte ich, es gäbe eine Bremse an meinem Gehirn.
    Ich werfe mich auf die Knie und suche Deckung hinter einem Busch. Angespannt spähe ich durch die Blätter.
    Um die Ecke erscheint ein Kopf.
    Sie ist es nicht. Die Haare dieses Mädchens sind kurz und blond.
    Ich rolle mich auf die Seite, damit mich mein hoher Rucksack nicht verrät, und schließe kurz die Augen. Was bin ich doch für ein gutgläubiger Trottel. Valerie hat sich diese ganze Isla-Caballo-Geschichte nur ausgedacht, um mich auf eine falsche Spur zu setzen. Sie war wie all ihre anderen Lügen Teil ihres Spiels. Wie habe ich jemals annehmen können, ich könnte sie besiegen? Valerie Reina lässt sich nicht finden. Es gibt nur noch eins: ins Hotel Gaudí nach Barcelona fahren und alles so schnell wie möglich vergessen.
    Ich hebe meinen Kopf ein Stückchen, damit ich sehen kann, wo das Mädchen bleibt. Die Schritte nähern sich. Hoffentlich geht sie gleich rein, damit ich hier schnell wegko. . .
    Mir stockt der Atem.
    Cowboystiefel!
    Mein Blick geht nach oben, an der Reithose entlang, der Hand, die die Reitkappe trägt, hoch zum Poloshirt. Sie ist nun so nah, dass ich auch ihr Gesicht sehen kann.
    Es ist Valerie Reina. Sie hat sich die Haare abgeschnitten und blond gefärbt.

4
    Zeit: heute
Ort: Isla Caballo – Spanien
    Ich brauche ein paar Minuten, um wieder zu mir zu kommen. Und dann noch ein paar Minuten, um zu überlegen, was ich machen soll.
    Perez anrufen? Er wird nicht erfreut sein, wenn er hört, dass ich nicht zum Hotel gefahren bin. Außerdem muss ich erst irgendwie an seine Telefonnummer kommen. Und das mit meinem mickrigen Spanisch.
    Ich höre, wie die Tür auf- und wieder zugeht. Valerie ist im Haus. Ich kann es nicht lassen. Ich richte mich auf und schleiche zum Fenster. Vorsichtig. Sie darf mich auf keinen Fall sehen. Wenn sie noch einmal flüchtet und irgendwo anders untertaucht, finde ich sie nie wieder.
    Ich schaue in ein kleines Schlafzimmer. Bett, Schrank, ein Pferdeposter an der Wand. Valerie steht mit dem Rücken zu mir. Sie kleidet sich bis auf Slip und BH aus. Trotz meiner Hassgefühle finden meine Hormone sie noch immer wunderschön.
    Sie zieht die Schranktüren auf und sucht saubere Kleidung und ein Handtuch. Auf dem Schrankboden sehe ich einen roten Gegenstand. Ihr Rucksack. Ob sie immer noch so viel Geld darin hat?
    Sobald sie ihr Gesicht zum Fenster dreht, ducke ich mich. Und dann passiert etwas Seltsames mit meinem Gehirn. Als habe es eine Eiszeit lang gepennt und erwache nun. Auf einmal weiß ich ganz genau, was ich zu tun habe.
    Glück gehabt, Valerie hat nicht abgeschlossen. Ich betrete das Häuschen und gehe auf Zehenspitzen durch die kleine Küche in die Diele. Ganz vorsichtig, damit ich nicht aus Versehen etwas mit meinem Rucksack umstoße. Ich höre das Wasser im Badezimmer laufen. Gut so. Solange das Wasser läuft, steht Valerie unter der Dusche und ich kann ungestört hantieren. Die Schlafzimmertür ist angelehnt. Einen Augenblick lang bin ich wieder im Hotel in Marvi. Das letzte Mal, als ich ein fremdes Schlafzimmer betrat, lag eine Leiche auf dem Boden. Ich versuche, den Gedanken von mir abzuschütteln, und trete über die Schwelle.
    Na bitte. Keine Leiche.
    Jetzt muss ich mich beeilen. Ich nehme den Rucksack aus dem Schrank und stelle ihn aufs Bett. Socken, Unterwäsche und ein paar T-Shirts und Blusen. Dem Aussehen und Geruch nach Schmutzwäsche. Ich fühle mich wie ein Schatzgräber, als ich die Kleidungsstücke aufs Bett lege.
    Der Rucksackboden kommt in Sicht.
    Volltreffer! Geldscheine – mehr, als ich je in meinem Leben auf einem Haufen gesehen habe.
    Mit unsicheren Händen schnalle ich meinen eigenen Rucksack ab und stelle ihn neben dem Bett auf den Boden.
    Noch kann ich zurück. Ich kann Valerie immer noch anzeigen. Die Polizei wird sie verhören und mit ein bisschen Glück wird sie ihre gemeinen Spielchen mit einer Nacht in der Zelle bezahlen müssen.
    Aber danach?
    Felipe hat Frau Somez getötet, die Website und die Bettelmail erstellt und das Geld von meinem Konto geräumt. Valerie hat ihm dabei geholfen und ihn vielleicht sogar dazu angestiftet, aber
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