Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort
Autoren: Mirjam Mous
Vom Netzwerk:
schiefgehen und Vals Handy untersucht werden.«
    Der Anruf, den Val bekam, bevor sie zur Bar ging.
    »Zu mir sagte sie, der Anrufer sei falsch verbunden.« Ich sehe sie wieder weggehen, angeblich um Getränke für uns zu holen. Stattdessen war sie also schnurstracks zu Felipe gegangen, ihrem Freund in Not. Oder nein, erst hat sie das Tablett von der Bar mitgenommen. Darauf konnte sie dann den Geldbeutel schieben, ohne dass ihre Fingerabdrücke mit darauf kamen. Oder Felipe hat ihn für sie auf das Tablett gelegt. Er trug schließlich Handschuhe.
    »Als Val diese tote Frau liegen sah, fiel ihr nur eins ein.« Felipe traut sich immer noch nicht, mich anzusehen. »Wenn wir dir die Schuld gäben, würde niemand auf die Idee kommen, ich hätte es getan. Also benutzten wir den Generalschlüssel diesmal, um in dein Zimmer zu kommen. Ich verschickte die SMS und Val löschte alle Fotos auf deiner Kamera, auf denen ich zu sehen war. Sie sagte, es sei besser, wenn ich eine Zeit lang verschwinden würde. Wenn wir so täten, als hätte es mich nie gegeben. Das war nicht so schwierig. Du kanntest meinen richtigen Namen nicht und ich hatte mich bei keinem Hotel eingetragen. Val hatte immer dafür gesorgt, dass ich die ganze Zeit möglichst unsichtbar geblieben bin. Als hätte sie vorhergesehen, dass etwas schiefgeht.«
    Ich unterdrücke meinen Wunsch, laut zu schreien. Felipe merkt nichts und redet weiter. »Ich nahm mein Gepäck mit und schlüpfte in einem Hostel in der Nähe unter. Val ging wieder runter, kaufte Getränke an der Bar und schickte dich mit dem angeblich liegen gebliebenen Geldbeutel zum Zimmer der Toten. Du warst kaum weg, als sie die Polizei anrief und von deiner SMS erzählte. Die Hotel-Security wurde eingeschaltet und…«
    ». . . ich wurde festgenommen.«
    »Es tut mir wirklich leid. Aber sonst würde ich…«
    »Und wo ist Val jetzt?«
    »Sie wartet auf mich. An unserem verabredeten geheimen Ort.«
    »Wo denn?«
    »Ich sagte doch, das ist geheim.«
    »Wie romantisch«, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen. »Das ist ja wie im Film.«
    »Du bist einfach eifersüchtig.«
    »Und sie hat all das Geld bei sich?«
    »Ja und?«
    »Hast du keine Angst, dass sie damit durchbrennt?«, frage ich. »Val scheint mir nicht gerade der geduldige Typ. Wie viele Jahre bekommt man für Mord oder Totschlag? Wenn sie die ganze Zeit auf dich warten muss…«
    »Ich bekomme gar nichts«, sagt er bissig. »Du bist derjenige, der verdächtigt wird.«
    »Oh ja?«
    »Ja.« Er steht vom Bett auf und geht zum Gitter. Seine Hände klammern sich um die Stäbe. »Ich habe dir doch gesagt, dass das unter uns bleibt. Solange ich leugne, kann mir die Polizei gar nichts. Gleich kommt mein Anwalt und dann müssen sie mich rauslassen. Dann verschwinde ich mit Val nach Las Vegas.«
    »Darauf würde ich nicht zählen.« Ich ziehe meinen Hemdausschnitt ein Stück herunter, bis ich das kleine Mikrofon sehen kann, das auf meiner Brust klebt. »Inspektor Perez«, sage ich. »Wissen Sie jetzt genug?«
    Felipe schaut sich um. Seine Augen werden groß, die Kinnlade klappt herunter. Ich lese Erstaunen, Bestürzung und danach Wut in seinem Gesicht.
    »Du dreckiger…« Er springt auf mich zu.
    Blitzschnell wende ich den Kopf ab, sodass der Faustschlag, der mein Gesicht frontal hätte treffen sollen, nur an meiner Wange entlangschrappt. Ich klammere meine Hände um seinen Hemdkragen, hänge mich mit vollem Gewicht an ihn und ziehe Felipe zu Boden. Er ist stärker als ich. Innerhalb weniger Sekunden liegt er oben. Er versucht, meine Handgelenke zu fassen und auf den kalten Beton zu drücken.
    »Schluss!« Perez rüttelt an der Zellentür.
    Felipe ist einen Augenblick unachtsam. Ich stoße meinen Arm in die Luft und ziele auf seine Nase. Blut. Und ich glaube, dass ich etwas knacken höre. Felipe stößt einen Schmerzensschrei aus und hält die Hand vor die Nase.
    »Schluss, sagte ich!« Perez ist drinnen. Er packt Felipe am Nacken und setzt ihn aufs Bett. »Und du, raus hier«, sagt er zu mir.
    Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt.

Zweite Hälfte
    Unentschieden
    I won’t break
Won’t bend
I’ll avenge
I’ll get you in the end
    (Fragment aus dem Songtext
Revenge von Clawfinger)

1
    Zeit: heute
Ort: Francaz – Spanien
    Ich stehe draußen, vor der Polizeiwache. Perez hat mir meine Sachen zurückgegeben und gesagt, dass ich gehen darf. Ich denke an das rote Basecape, das er als Beweismaterial einbehalten hat. Es wäre praktisch gewesen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher