Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Farben. Ihr linkes Bein hat sie über das rechte Knie gelegt. Ihre Schuhsohle ist löchrig wie ein Käse. Zu ihren Füßen steht ein Kästchen mit drei Münzen.
    Ein Windstoß weht über den Bahnsteig. Der Zug zum Flughafen Barcelona fährt ein. Die Obdachlose dreht sich um und schaut verstört. Ihre Jacke klappt auf und dann stehe ich auf einmal Auge in Auge mit Storky, dem Storch. Sie trägt ein T-Shirt mit dem Maskottchen von ADO Den Haag! Wenn das kein Zeichen ist.
    Die Türen öffnen sich und Passagiere steigen aus dem Zug.
    Ich stelle meinen Rucksack auf den Boden und öffne die Klappe. Um mich herum sehe ich Menschen rennen, reden, telefonieren. Niemand achtet auf mich.
    Nur die Obdachlose auf ihrer Bank.
    Ich lege einen Geldschein in ihr Kästchen. Und danach einen Stapel in ihren Schoß. Sie hört auf zu essen und schaut mich an, als wäre ich eine Erscheinung aus einem Traum. Ich stopfe ihr Geldscheine in die Jackentaschen, unter ihre Jacke. Dann fängt sie an zu lachen. Sie hat nur noch ein paar Zahnstümpfe im Mund.
    »Gracias«, murmelt sie. »Gracias.«
    Ich nicke ihr zu, schließe meinen Rucksack und hänge ihn mir wieder um die Schultern. Neunhundert Euro habe ich noch. Der Betrag, den ich auf dem Konto hatte, bevor meine EC-Karte verschwand. Ich finde, dass mir das doch zusteht.
    Die Obdachlose ist verschwunden. Ich steige in den Zug und suche mir einen Platz am Fenster. Mein Rucksack passt nicht ins Gepäcknetz, also stelle ich ihn auf die Sitzbank gegenüber.
    Ich denke an Valerie. Ob sie es wohl schon bemerkt hat?
    Mein Spiegelbild in der Fensterscheibe grinst mir zu.
    Dann ertönt der Pfiff des Schaffners und die Räder setzen sich in Bewegung.