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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
Autoren: Peter F. Hamilton
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Kapitel eins
     
     
    Es war der dritte Donnerstag im Januar, und nach vierzehn Tagen täglichen Nieselregens war der erste echte Sturm der englischen Monsunzeit irgendwann am Spätnachmittag fällig. Die Kette von Erderkundungssatelliten, die der Event-Horizon-Konzern auf niedrigen Umlaufbahnen unterhielt, überwachte schon seit zwei Tagen, wie sich das Unwetter westlich von Portugal auf dem Atlantik aufbaute: den Zusammenprall von Wetterfronten, die günstige Kombination von Temperatur und Feuchtigkeit. Multispektrale Lichtverstärker verfolgten die sturmgepeitschten Wolkenbänder, während sie auf England zurasten und dabei an Kraft und Geschwindigkeit gewannen. Die Satellitenkanäle hatten während der Frühstückssendungen die ersten Warnungen des Wetteramts durchgegeben. In den Städten und auf dem Land, über die ganze Nation hinweg beeilten sich die Menschen, ihren Besitz und ihre Häuser zu sichern, Tiere in die Ställe zu führen und die Felder und Gehölze zu schützen.
    Hätten sich die Erderkundungssatelliten auf die Grafschaft Rutland konzentriert, als der Morgen heraufdämmerte, wäre jeder Betrachter auf die Ostgrenze aufmerksam geworden, wo der gewaltige y-förmige Stausee Rutland Water das rotgoldene Sonnenlicht mit einer prachtvoll schimmernden Korona zum Himmel reflektierte. Die Halbinsel Hambleton ragte wie ein aufgetauchter Wal aus der Talsperre hervor, vier Kilometer lang, einen breit. Der Hambleton Wood breitete sich auf einem Drittel des Südhangs aus; seine Eichen und Eschen waren unter der sengenden ganzjährigen Hitze abgestorben, die seit der Erwärmung an die Stelle der alten Jahreszeiten getreten war. Ein verfilzter Baldachin aus Kletterpflanzen und Efeu hatte sich über die verfaulenden Stämme hergemacht, Schmarotzer, die sich von der krümelnden Rinde der einst so kräftigen Giganten ernährten. Ein weiteres, kleineres dahinsterbendes Wäldchen breitete sich zerstückelt an der Nordseite aus und unterstrich den allgemeinen Eindruck von Verfall. Gut die Hälfte der noch verbliebenen landwirtschaftlichen Nutzfläche hatte man in Zitrusgehölze umgewandelt, die eine kraftvolle grüne Patina von Leben verbreiteten. Die Halbinsel war ideal für den Obstanbau geeignet; Rutland Water sorgte in den ausgedörrten Sommermonaten für unbegrenzten Nachschub an Bewässerung. Die Ortschaft Hambleton selbst, ein Weiler aus Steinhäusern mit einer schönen kleinen Kirche und einer Kneipe, kuschelte sich ans westliche Ende, den Schwanz des Wals. Sie lag über einer kleinen Landzunge, die sie mit dem Vale of Catmose verband. Eine einzelne Straße balancierte auf dem Kamm der Halbinsel; Gras und Unkraut, das an den Rändern des Asphalts herumknabberte, hatten sie zu einem kaum noch befahrbaren Streifen reduziert.
    Um Viertel nach neun am Vormittag bog Corry Furness einen Kilometer hinter Hambleton von der Straße ab und sauste mit seinem Geländerad im Freilauf den Hang hinunter, der zum Mandel-Hof führte. Die Reifen rutschten gefährlich auf dem feuchten Moos und dem losen Kalkstein.
    Greg Mandel erwischte aus dem Augenwinkel einen kurzen Eindruck von dem Jungen, ein Farbstreifen, der die letzten zwanzig Meter des Hangs bis zum Hof hinunterrutschte und dabei heftig an den Bremshebeln zog. Greg war seit halb acht früh auf dem Feld und hatte fast dreißig große Schößlinge genmanipulierter Limonenbäume in die durchweichte Erde gepflanzt und an die zwei Meter hohen Pfosten gebunden, von denen er hoffte, daß sie ausreichend festen Halt gegen die Stürme boten. Wenn das Limonengehölz erst mal fertig war, würde es einen halben Hektar zwischen dem Bauernhaus und dem Ostrand des Hambleton Wood bedecken. Mit dieser Arbeit hatte er eigentlich schon vor einer Woche in aller Ruhe fertig sein wollen, aber die Schößlinge waren verspätet aus der Baumschule eingetroffen, und an dem mechanischen Bagger, den Greg benutzte, war ein hydraulischer Defekt aufgetreten, für dessen Behebung er einen Tag brauchte. Es waren immer noch zweihundert Bäume übrig, die eingepflanzt werden wollten.
    Greg hatte geglaubt, sich durch den frühen Arbeitsbeginn ausreichend Zeit zu verschaffen, um vor dem Mittagessen mit wenigstens fünfzig fertig zu werden, und sich schon damit abgefunden, den Rest in die Scheune zu karren, bis der Sturm vorüber war. Als er nun jedoch sah, wie Corry mit knapper Not die Scheune verfehlte und aufgeregt auf Eleanor einredete, die die Fenster im Erdgeschoß strich, wußte er, daß sich auch
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