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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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So endete die letzte Folge:

    Dem seltsam dreinschauenden Wirt mit dem runden Bauch und den geröteten Wangen erklärte David auf Französisch, dass sein Freund die Zugfahrt nicht vertragen hätte und sich ausruhen müsse. Sie bekamen auch gleich ein Zimmer im Dachgeschoss und David öffnete das Fenster, um Sonne hereinzulassen. Anschließend schob er das Bett davor, sodass sich Zahar hinlegen konnte und möglichst viel heilsame Strahlung abbekam. David verteilte die Kristalle, holte aus der Gaststube eine Kanne Wasser und bestellte Fleischbrühe. Dabei überlegte er, welches Kraut Zahar helfen könnte, doch ihm fiel keines ein. Er hatte sich zu lange nicht mehr mit Kräuterkunde beschäftigt.
    Während David feuchte Tücher auf Zahars Stirn legte, ihm ständig zu trinken gab oder Suppe in ihn löffelte, wälzte sich Zahar im Bett hin und her. Sein Husten wurde schlimmer. »Mir ist so heiß.« Er strampelte das Laken bis zur Hüfte nach unten. Darunter war er nackt. David hatte ihm geholfen, die verschwitzten Sachen auszuziehen, und sämtliche gebrauchte Kleidung einem Zimmermädchen gegeben, dazu ein großzügiges Trinkgeld, um die Sachen am Abend frisch gewaschen zurückzubekommen.
    Im Laufe des Vormittages stieg das Fieber. Zahars Zustand verschlimmerte sich drastisch. Um halb zehn blickte er apathisch an die Zimmerdecke, die Augen glasig, die Wangen gerötet.
    David wusste nicht mehr, was er machen sollte. Zahar würde sterben! Sein Puls wurde immer schwächer, die Atmung flacher, Blut lief aus seinem Mundwinkel. »Ich werde einen Arzt holen!«
    »Kein Mensch kann mir helfen.« Sein kranker Freund streckte den Arm nach ihm aus.
    »Vielleicht finde ich einen Magier.« Was sollte er bloß tun, wenn Zahar ihn verließ? Die Suche nach dem Mörder seiner Eltern war nicht länger von Bedeutung.
    »Bleib einfach nur bei mir«, flüsterte Zahar.
    Aufschluchzend kniete sich David vors Bett und legte den Kopf auf Zahars Arm. »Du darfst mich nicht verlassen. Hörst du!«
    Zahar erwiderte nichts; eine einzelne Träne lief über seine Wange.
    »Du musst versuchen zu schlafen«, befahl ihm David sanft und drehte das feuchte Tuch auf seiner Stirn um; mit einem anderen Lappen wischte er ihm das Blut von den Lippen.
    »Ich weiß nicht, wie.« Zahar schloss die Lider. »Ich habe noch nie geschlafen wie ein Mensch.«
    Genau über dieses Problem hatte David bereits nachgedacht. Seit Jahrhunderten wurde der Steinfluch weitervererbt, die Gargoyles hatten sich angepasst. Ihr Körper hatte verlernt, auf natürliche Weise einzuschlafen. Wenn David wüsste, was in Vaters Buch stand!
    Ohne Steinschlaf keine Heilung …
    »David«, wisperte Zahar plötzlich und riss die Augen auf. »Es …«
    »Was?« Der Puls klopfte hart in seinen Ohren. Rasch richtete sich David auf. »Du darfst nicht sterben!« Zitternd holte er Luft. »Verlass mich nicht, Zahar!« Keine Verletzung der Welt hätte ihm solche Schmerzen bereiten können wie diese, die er gerade in seinem Herzen spürte. »Bitte!«
    Zahar lag reglos da, starrte ihn an und machte einen tiefen Atemzug. Danach hob sich seine Brust nicht mehr, doch ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Bleib bei mir!« David weinte bittere Tränen. Verzweifelt klammerte er sich an seinen Freund und lauschte angestrengt. Schwach schlug das Herz in Zahars Brust. Langsam. Langsamer.

Teil 3

    David spürte, wie sich Zahars Körper versteifte. »Bitte atme doch«, wisperte er unter Tränen. »Bitte!«
    Plötzlich glitzerte seine Haut in der Sonne und kurz darauf überzog eine graue Schicht seine Gestalt. Er versteinerte!
    Wie war das möglich? Der Fluch war doch gebrochen?
    Fasziniert und erleichtert zugleich betrachtete David den Vorgang, während Zahar ihn nie aus den Augen ließ – bis auch diese zu Stein geworden waren.
    Den Atem angehalten, strich David über das harte Gesicht. Vor ihm lag ein versteinerter Mensch, kein Gargoyle. David zog die Decke weg. Vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen präsentierte sich ihm ein Mann. David berührte die feste Oberfläche an Armen und Beinen, ob er auch nicht träumte, dann presste er das Ohr gegen Zahars Brust. Zuerst hörte er nichts, aber da vernahm er es: ein Klopfen. Langsam und schwach.
    »Danke!«, rief er überglücklich und küsste Zahars Stirn. Offensichtlich war der Fluch nicht gebrochen. Doch wieso sah Zahar immer noch aus wie ein Mensch?
    David dachte so angestrengt nach, dass er Kopfschmerzen bekam, wobei er ständig überprüfte, ob das
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