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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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steinerne Herz schlug. Es wurde kräftiger. Er regenerierte sich!
    Aufatmend legte David die Decke wieder über ihn, aber nur bis zum Bauch, damit er reichlich Sonne abbekam.
    Zahars veränderter Zustand musste etwas mit ihrer körperlichen Liebe zu tun haben. David hatte jedes Mal gespürt, wie etwas Dunkles auf ihn übergegangen war. Das musste vom Fluch stammen. Und Zahar hatte gesagt, dass sich die Verwandlung bereits einmal verzögert hatte, nur war er da ein Gargoyle geblieben. Im Zug hatte es ebenfalls gedauert, bis er zum Mensch geworden war. Ob es damit zusammenhing, wie intensiv sie sich vereinten?
    Wenn er jemanden hätte, den er fragen könnte!
    Fürs Erste war David allerdings zufrieden. Er schob das zweite Bett heran, zog sich aus und legte sich dicht neben seinen Freund. Noch einmal lauschte er den sanften Schlägen in der steinernen Brust, dann fielen ihm vor Erschöpfung die Augen zu.

***

    Dunkelheit umwallte Davids Herz; düstere Gedanken bemächtigten sich seiner Seele. Er schwebte inmitten schwarzer Wolken, bis er sich plötzlich auf einer Wiese befand. Um ihn herum erstreckten sich grasbewachsene Hügel, die im Morgengrauen wie riesige Wellen aussahen, da der Wind die langen Halme bewegte.
    Sieben Männer standen auf einer Lichtung in einem Kreis zusammen. Ihre Oberkörper waren nackt, ansonsten trugen sie Lederröcke und um ihre Hälse dicke Ketten. Oder waren das Schlangen?
    Grässliche Masken bedeckten ihre Gesichter. Wer waren diese Leute? Sie sangen ein schauriges Lied in einer Sprache, die David nicht verstand. Es musste ein ritueller Singsang sein, denn die Worte wiederholten sich. In der Mitte des Kreises gab es einen großen Stein, eine Art Altar. Darauf festgebunden war ein geflügeltes Wesen. Ein Gargoyle! Während die Sonne sich über den Horizont erhob und erste Strahlen ihr gleißendes Licht über die Wiesen schickten, richteten die Priester die Hände und somit den Zauber auf ihr Opfer …

David schreckte aus seinem wirren Traum. Er atmete schwer, das Bettlaken klebte an seinem Körper. Ein Druck lastete auf seiner Brust, als würde ein Backstein darauf liegen.
    Wo war er? Auf jeden Fall nicht zu Hause. Es war düster im Zimmer und der Geruch von gebratenem Fleisch stieg in seine Nase. Verwirrt schaute er sich um und blickte zuerst durch ein geöffnetes Fenster in den Abendhimmel, dann auf den versteinerten Mann neben sich. Zahar! Der Fluch! Sie waren im Gasthaus.
    David legte den Kopf auf Zahars harte Brust und lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag. Unfassbar, wie knapp sein Freund dem Tod entronnen war.
    Da die Sonne bereits unter den Horizont getaucht war, wartete David gespannt auf Zahars Erwachen.
    Er würde doch erwachen? Und blieb er ein Mensch? David war das egal, solange es ihm gutging.
    Als es endlich begann, beugte er sich über ihn. Sein Puls raste.
    Die graue, harte Oberfläche nahm Farbe an, Zahars Augen wurden klar und er holte tief Luft. »David!« Rasch setzte er sich auf und schaute an sich herunter, um seinen menschlichen Körper zu inspizieren, glitt mit den Händen über seinen Bauch, die Brust und in sein Haar.
    David beobachtete ihn gebannt. »Wie fühlst du dich? Bist du wieder gesund?«
    Zahar nickte. »Das Gift kann mir nichts mehr anhaben, aber …« Er stieß den Atem aus.
    »Was hast du?« Davids Nerven waren zum Zerreißen gespannt, denn Zahar starrte ihn gequält an. »Sprich!«
    »Es … Ich …« Er hielt sich die Hände vors Gesicht. Aus den menschlichen Fingernägeln wurden Krallen. »Nein, nein«, wisperte Zahar und schaute auf seine Füße, mit denen dasselbe passierte. Stöhnend warf er den Kopf zurück, als sich seine Ohren verwandelten, die Augen leicht schräg stellten, der Nasenrücken breiter wurde und die Hörnerstummel zurückkehrten. Er öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, woraufhin David die Fänge sah.
    Als sich Zahar auf den Bauch drehte und sich krümmte, wich David zurück, da er ahnte, was passierte. Die mächtigen Schwingen brachen aus dem Rücken hervor. Es knackte, als würden Zweige brechen – dann war es vorbei. Schwer atmend lag Zahar auf dem Bett, das Gesicht ins Kissen gedrückt, die Hände zu Fäusten geballt. »Das darf nicht wahr sein«, knurrte er.
    Langsam rutschte David zu ihm und streichelte über sein Haar. Zahar war offensichtlich unglücklich, ein Gargoyle zu sein. Fühlte er sich in der Gestalt, mit der er geboren wurde, nicht besser?
    »Ich ha b mir so sehr gew ünscht zu sein wie du.« Als er den
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