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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
Autoren: Peter F. Hamilton
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verdammen.
    Hohngelächter und Geschrei brachen abrupt ab, als Greg ins Wohnzimmer kam. Andrew Sutton erstarrte mit der Faust mitten im Schwung, die Knöchel naß von Collisters Blut, und blickte zu Greg auf, auf einmal ein Bild des Jammers vor lauter Schuldgefühl.
    Durch die ausgreifende außersinnliche Wahrnehmung trafen die Emotionen der Gruppe direkt Gregs Synapsen, ein Tumult aus Blutgier und Wut und geheimer Schuld. Die Leute nährten sich voneinander, rafften kollektiv ihren Mut für das Finale zusammen. Alles sollte mit einem Schuß aus der Schrotflinte enden, dem Haus in Flammen, um die Leichen und die Beweise zu vernichten. Und die Polizei hatte sicher nur ein blindes Auge für den Fall übrig, überbeansprucht und unterbesetzt, wie sie war. Schließlich versuchte sie immer noch, die Assoziation mit der Volkspolizei abzuschütteln. Sie konnte es sich nicht leisten, daß man sie dabei sah, wie sie die Partei von PSP-Überbleibseln ergriff.
    »Was zum Teufel glaubt ihr eigentlich, was ihr da tut?« fragte Greg, und er brauchte sich gar nicht zu zwingen, einen müden Ton anzuschlagen, der ihm ohnehin allzuleicht von den Lippen kam.
    »Der Mistkerl ist von der Partei, Greg!« rief jemand.
    »Kein Vertun? Habt ihr seine Karte gesehen? War sie von Präsident Armstrong persönlich unterschrieben?« Er spürte, wie Eleanor eintrat und hinter ihm stehenblieb. Ihre Anwesenheit löste eine Welle heftiger Erregung aus, die durch die Bewußtseinseinheiten ringsherum lief.
    »Er ist schuldig, Greg. Die Inquisitoren haben gesagt, er wäre ein Apparatschik drüben in Market Harborough gewesen.«
    »Ah …«, sagte Greg. Die Inquisitoren (eigentlich das Ermittlungsamt für ungeeignete Stellenbesetzung) waren eine Dienststelle der neokonservativen Regierung und damit beauftragt, PSP-Vertreter aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen, da man fürchtete, daß sie ihre Positionen absichtlich mißbrauchen würden, um in eigenem Interesse Probleme zu schaffen. Sie zu identifizieren hatte sich als fast unmögliche Aufgabe erwiesen, denn viele Akten waren beim Sturz der PSP verlorengegangen oder zerstört worden. Fast alle alten Partei-Spitzenleute hatte man aufgestöbert, denn sie waren auf ihren Gebieten berüchtigt genug gewesen, so daß die Inquisitorenteams keine offiziellen Datensammlungen benötigten; aber die kleinen Fische, die unsichtbaren Parteiheinis, die in den Komitees die Vorarbeit geleistet hatten, die konnte man nur schwer festnageln. In letzter Zeit waren eine Menge verdächtiger Namen aus dem Inquisitorenamt gesickert. Schlägerjustiz beseitigte das heikle Problem, daß keine soliden Beweise vorlagen.
    »Man hat offiziell Anklage gegen ihn erhoben, nicht wahr?« fragte Greg.
    »Nein«, antwortete Douglas Kellam. »Aber wir haben davon gehört. Bytes, die von ganz oben stammen.« Er wechselte zu einem glatteren, gewinnenderen Tonfall. Seine Gedanken verrieten immer noch die Hoffnung, letztlich durchzukommen, die Weigerung, seine Niederlage einzugestehen. Und Nervosität breitete sich allmählich brodelnd in seinem Unterbewußtsein aus, wie bei allen anderen, beunruhigt durch Greg und seine verrufene Drüse.
    Manchmal, überlegte Greg, konnte sich eine unaufhörliche Diät aus Boulevardschrott als nützlich erweisen. Er lächelte humorlos. »Sicher tun sie das. Von der Kusine der Schwester deiner Freundin, nicht wahr?«
    »Komm schon, Greg. Er ist roter Müll, um Gottes willen! Du wirst doch so jemanden nicht in Hambleton haben wollen! Du doch schon gar nicht!«
    »Ich schon gar nicht?«
    Kellam wand sich, sah sich nach Unterstützung um, fand aber keine. »Jesus, Greg, ja! Was du bist, was du getan hast. Du weißt schon, die Trinities.«
    »Oh. Das.« Noch niemand hatte das jemals in Hambleton laut erwähnt. Sie wußten alle, daß er Mitglied der Trinities gewesen war, der kriegerischen Stadtgang aus Peterborough, die auf den kochenden Straßen gegen die Volkspolizei gekämpft hatte. Diese Geschichten waren ihm zerstückelt und verzerrt von der Berrybut-Siedlung übers Wasser gefolgt. Die Neokonservativen konnten allerdings als legale, demokratisch gewählte Regierung nicht die massive Kampagne der Hardlinergewalt offiziell sanktionieren, die dazu beigetragen hatte, die PSP zu schlagen. Deshalb hatte sich Greg durch seine Beteiligung eine Art stiller Verehrung erworben, ausgedrückt durch Blinzeln und Stupsen, die einzige Dankbarkeit, die man ihm je zeigte. Als wäre nicht ganz schicklich gewesen, was er getan
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